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2000/01 - 754 Schüler – Maria Buchwieser, Stefanie Regus, Philipp Rieger, Nada Stankovic, Stefan Bues
Mit der Einführung eines
Tutorensystem zur Betreuung der 5. Klassen durch ältere und erfahrene
Schülerinnen und Schüler nahm das Jahr einen guten Anfang – die menschliche
Seite der Schule rückte noch stärker in den Mittelpunkt. Schüler wurden als
Teile eines partnerschaftlichen Systems gesehen, in dem ihre Stärken
gefördert, ihre Schwächen bekämpft und ihre Bedürfnisse erkannt werden.
Orientierungshilfe und Ansprechpartner brauchen sie. Im Tutorenseminar,
von Studienrätin Stefanie Regus und Oberstudienrat Peter Zigon organisiert,
wurden die Betreuerinnen und Betreuer mit ihren Aufgaben vertraut gemacht.
Die Nachhilfeaktion „Schüler helfen Schülern“ hatte schon in den
vergangenen Jahren vielen Kindern willkommene Hilfestellung mitgeben können
und baute in diesem Jahr auf den guten Erfahrungen auf. Zum ersten Mal seit
dem Schuljahr 1957/58 – damals war die Rede vom „Garmischer Experiment“ mit
einer Tagesheimschule – wurde die Notwendigkeit einer Nachmittagsbetreuung
für einzelne Schülerinnen und Schüler wieder erkannt und angesprochen. Die
Schulleitung signalisierte dem Landkreis als Sachaufwandsträger ganz
deutlich ihr Interesse. Aber leider konnte zu diesem Zeitpunkt weder di In den Lücken und Nischen des pädagogischen Schulgebäudes arbeitete Oberstudienrätin Barbara Rauch, die neue Beratungslehrerin des Werdenfels-Gymnasiums. Sie führte ihre Schülerinnen und Schüler zu Berufsfindungstagen, veranstaltete Projekttage zum Thema „Studium und Beruf“, brachte die Kollegiatinnen und Kollegiaten dazu, sich einem Berufseignungs- und Intelligenztest zu unterziehen, organisierte Informationsnachmittage mit den Studienberatern der Ludwig-Maximilian-Universität München und schickte alle Kinder der 9. bis 11. Klassen ins BIZ-Mobil des Arbeitsamtes Weilheim. Beratung der Berater fand statt durch „Lions Quest“, ein Programm, mit dessen Hilfe Lehrer aller Schularten dafür ausgerüstet werden sollten, ihren Schülern erfolgreiche Hilfestellung im Kampf gegen Drogen und Gewalt zu geben. Die Garmisch-Partenkirchner Lions-Mitglieder Dieter Geuther und Dr. Hans Imhoff wollten damit dazu beitragen, dass die Lehrer erfolgreiche Begleiter ihrer Schüler im schwierigen Lebensabschnitt der Pubertät sein können. Am Werdenfels-Gymnasium wurde dieses Projekt durch Einbeziehung in den Unterricht der 5. Klassen konkret umgesetzt. „Wir sind überzeugt,“ schrieb der Schulleiter, „dass damit die Psyche unserer Schüler und ihre Resistenz gegen jegliche Suchtgefährdung spürbar gestärkt wird.“[42] Um Stärke ging es auch im Sport – die „Sitzkind-Generation“[43] wurde durch die Erweiterung der Tischtennisplatten im Südhof wieder bewegt. Auch außerhalb der Unterrichtszeiten sah man viele Kinder im sportlichen Wettkampf mit dem kleinen weißen Ball. Ganz anders lag die Sache bei den „Profis“ im alpinen Skisport. Sie hatten genügend Bewegungsanreize, aber nicht selten so viele schulische Probleme und Defizite, dass die Eltern die „Notbremse“ zogen, um ihre Kinder vor dem schulischen „Einfädeln“ zu bewahren. Um nun also diesen Nachwuchsläufern, die bis zu 60 Tage im Jahr fehlten, das Abitur zu ermöglichen, startete ein Kreis um Rosi Mittermaier-Neureuther ein Projekt, an dem auch die WG-Talente beteiligt wurden - das „virtuelle Klassenzimmer, eine Art Fernunterricht via PC.“[44] Mit Rennanzug und Laptop wurden die Jungtalente ausgestattet; ein Lehrer sollte den versäumten Unterrichtsstoff per E-Mail an die Nachwuchsfahrer im Trainingslager weitergeben. Dort sollte ein weiterer Lehrer dafür sorgen, dass die elektronische Botschaft auch richtig verstanden wurde – sportlich-schulische Rundumversorgung also für die schulfernen Ski-Kader. Heinz Mohr, der Leiter des Olympiastützpunktes Garmisch-Partenkirchen, wollte noch mehr. Er träumte von einem Sportgymnasium Garmisch-Partenkirchen und nannte es „ein offenes Geheimnis, dass wir und der SCR uns für ein Internat einsetzen. Doch die Realisierung gestaltet sich sehr schwierig.“[45] Schaung ma mal!
Mit Laptop war das WG auch
beim Lernfest 2001 in Garmisch-Partenkirchen gut vertreten. Das Katholische
Kreisbildungswerk und die Volkshochschule Garmisch-Partenkirchen Schüler und Lehrer des WG hatten im vergangenen Jahr fleißig Gebrauch gemacht von der Möglichkeit, im Internet zu „surfen“ und weltweit nach Informationen zu suchen. Die Kosten dafür schlugen kräftig zu Buche und Maßnahmen zur zeitlichen Begrenzung standen schon auf der Tagesordnung. Da kam ein Angebot der Computer-Firma InfraNet gerade recht: Über eine kostenlose 0800-Nummer wählte sich der Schulserver jetzt ein und ermöglichte so den www-Aufenthalt ohne Telefonkosten zu verursachen. Landrat Dr. Helmut Fischer sprach bei der Öffnung der Leitung von einer „neuen Zeitrechnung am Werdenfels-Gymnasium“. Oberstudiendirektor Dr. Peter Wabra begrüßte diese Neuerung freudig, da das Wahlfach Informatik auf dem Sprung zum Pflichtfach sei.[46] „Türme, Säulen, Totempfähle“ – unter diesem Titel lud das Werdenfels-Gymnasium zur ersten Kunstausstellung im Kunstforum der Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen ein. Schüler aller Jahrgänge zeigten am Rathausplatz, was ihnen unter Anleitung von Studienrätin Nada Stankovic und Studienrätin Gabriele Bartning – beide nicht unbekannt in der Münchner Kunstszene – zum Thema eingefallen war. Peter Lingg, Sprecher der Kreissparkasse, begrüßte die Möglichkeit, außer der Förderung von Musik und Sport jetzt auch „in der Verbindung von Geld und Kunst“[47] den jungen musischen Talenten des Werdenfels-Gymnasiums den Zugang zur Öffentlichkeit zu verschaffen. Studienreferendar Norbert Henner und sein Wahlkurs Brauchtumsmusi belebten in den Weihnachtstagen den alten Brauch des „Klöpfelns“ wieder. Vroni Brandner und Maria Büttner, Pauli Ostler und Toni Berndaner und viele andere sangen und musizierten beim Weihnachtskonzert, beim Basar und in Altenheimen, in Kindergärten und sogar im Gefängnis. Ganz neuzeitlich und unüberhörbar tauchte das Handy in der Schule auf und wurde zum Thema. Immer mehr Schülerinnen und Schüler brachten ihr schickes kleines Mobiltelefon mit in den Unterricht. Es klingelte zu den unpassendsten Gelegenheiten, gesimst wurde, was die Finger hergaben, wichtige Botschaften - „Was machst du jetzt gerade?“ - mussten unbedingt per SMS ausgetauscht werden. Eltern und Schulleitung sorgten sich wegen der Gefahren durch den Elektrosmog, Lehrer ärgerten sich über die urplötzlich hereinbrechenden Klingeltöne während der Interpretation eines literarischen Kunstwerkes oder in der Matheschulaufgabe. Man einigte sich schließlich darauf, dass die Handys während der Unterrichtszeiten ausgeschaltet bleiben mussten, Sündern sollte das zierliche Kommunikationsgerät und verführerische Spielzeug „unnachsichtig abgenommen“ werden.[48] Trotz aller Verführbarkeit durch technische Spielereien – das soziale Engagement der Werdenfels-Schüler ließ nicht nach. 3000.- DM konnten die Schülersprecher Ronja Runge und Andreas Lechner als Einnahmen aus dem traditionellen Schulbasar vor dem Weihnachtsfest der „Initiative Oberland“ überreichen – ein Lager in Indien für Flüchtlinge aus Tibet wurde damit tatkräftig unterstützt. Der Erlös der beiden vorausgegangenen Schulfeste in Höhe von 2000.- DM wurde dem örtlichen „Verein für das rheumakranke Kind“ übergeben. Karin Geuther als Vorsitzende und Oberstudienrat Gerd Rössler als Schatzmeister bedankten sich für diese großartige Unterstützung ihrer karitativen Arbeit. Auch das bleibt im Gedächtnis – 102 amerikanische Schülerinnen und Schüler machten eine Stippvisite am Werdenfels-Gymnasiums. Hergelockt hatte sie Studiendirektor Georg Engel. „Young Columbus Tour 2001“ nannte sich diese Gruppe aus allen US-Bundesstaaten. Die Teilnehmer verdankten die aufregende Reise einem deutsch-amerikanischen Kooperationsprogramm zwischen Schule und Presse. Nach den Deutschland – Klassikern Heidelberg und Rothenburg ob der Tauber stand Garmisch-Partenkirchen auf dem Besuchsprogramm. Das WG zeigte sich mit 14 Diskussionsforen, der heiß begehrten Kletterwand in der Dreifachhalle und einem musikalischen Querschnitt aus Big Band, Volksmusik und Klassik von seiner besten Seite. Das konnte man auch vom Theaterleben behaupten. Der Grundkurs „Dramatisches Gestalten“ arrangierte mit der „Black Comedy“ des englischen Erfolgsautors Peter Shaffer das perfekte Lebenschaos des jungen Künstlers Brindsley Miller und zeigte dem vergnügten Publikum, wie er es bewältigte. Naveen Sharma, Susanne Schäfer, Judith Ludwig, Sebastian Robl und Paul Obexer brillierten in den Hauptrollen. Bei der Haupt- und Generalprobe mussten die jungen Mimen für jeden Texthänger eine D-Mark in die Theaterkasse bezahlen – die Premiere lief wie am Schnürchen. Die Theaterbegeisterung hielt an. Im Frühjahr 2001 stellten sich die MOTIV-Schauspieler diesmal mit dem bekanntesten Stück von Eugene Ionesco „Die Nashörner“ dem kritischen Publikum vor - wieder unter der Regie von Oberstudienrat Gebhard Zinßer. Die aberwitzige Gesellschaftssatire wurde im Musikpavillon gespielt und durch die Kontrabassgruppe von Uwe Einzmann musikalisch untermalt. Der Logiker wurde von Andreas Lechner, Behringer von Christian Messerschmitt, Herr Stech von Florian Müller und Hans von Dennis Klett gespielt, die Kellnerin war Lisa Junkermann, Judith Ludwig die Wirtin – alle vier Vorstellungen waren ausverkauft. Nach Komödie und absurdem Theater wurde es beim dritten Bühnenauftritt in diesem Jahr mystisch: Der Otfried-Preußler-Roman „Krabat“ wurde in der von Gebhard Zinßer dramatisierten Fassung von der Gruppe MOTIV auf den Brettern der Aula-Bühne gespielt und von Studienrätin Maria Buchwieser und ihren Schülern musikalisch umrahmt. Die Handlung ist verwoben in allerlei Sagenhaftes und Fabuliertes. 36 Schülerinnen und Schüler waren als Schauspieler, Musiker und Techniker beteiligt. Das Bühnenbild war im Kunstunterricht von Studienrätin Nada Stankovic entstanden. „Dieser Stoff,“ so der Rezensent, „nährt alle Bedürfnisse einer Schultheatergruppe.“ Außerdem wurde nun zum wiederholten Male sichtbar, dass die Investitionen in die Aula und in ihre Bühne gut angelegt waren und vielfache Zinsen einbrachten. Von solcherlei Nützlichkeitserwägungen ließen sich freilich nicht alle „Theaterer“ beeinflussen. Jedenfalls nicht die neue Schülergruppe „Bühne frei“. Sie setzte noch einmal auf Absurdes von Eugene Ionesco im gleichen Rahmen des Musikpavillons, in dem auch schon die „Nashörner“ ihren Auftritt hatten. Jetzt war es „Die kahle Sängerin“, inszeniert von Andreas Lechner, der auch mit Katja Muckenschnabl, Anna Robl, Sebastian Minkov, Jana Jarecki und Martin Klotz auf der Bühne stand. Die zahlreichen Proben und die zwei Aufführungen mit verrückten Kostümen, einem bizarren Bühnenbild und absurden Dialogen machten allen, die spielten und zuschauten, riesigen Spaß. Nicht so richtig absurd, aber doch gewöhnungsbedürftig klangen die Dialoge, die im Rahmen einer offenen Fachkonferenz der Fachschaft Geschichte zu hören waren. Immerhin unterhielt man sich vor großem Publikum aus Schülern und Kollegium über das Thema „Das erfundene Mittelalter – Hat Karl der Große je gelebt?“ Mit Heribert Illig, dem Autor der 1998 erschienenen Studie „Das erfundene Mittelalter“ wurde ausführlich und kenntnisreich über seine These diskutiert, in der er behauptet, die Jahre zwischen 614 und 911 habe es nie gegeben und Karl der Große sei eine Erfindung mittelalterlicher Fälscher gewesen. Ein Kollegiat kommentierte am Schluss: „Einige Argumente klingen schon überzeugend, aber im Geschichtsunterricht werde ich trotzdem weiter zuhören.“[49] Große Freude gab’s bei den „Freunden des Werdenfels-Gymnasiums“, die bei ihrem jährlichen Treffen in der Weihnachtszeit im Partenkirchner Gasthof „Schatten“ viele Ehemalige begrüßen konnten. „Ein Großaufgebot von ‚Amerikanern“ sorgte für Wiedersehensfreude und regen Informationsaustausch.“[50]
Nach der Erne
[42] Jahresbericht 2000/01 S. 6 [43] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 12.05.2001 [44] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 29.05.1002 [45] ebd. [46] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 12.01.2001 [47] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 25.06.2001 [48] Elternbrief des Schulforums 26.01.2001 [49] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 10.07.2001 [50] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 25.01.2001 [51] Elternbrief des Schulforums 26.01.2001
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