|
|
1995/96 - 644 Schüler Unter der redaktionellen Leitung von Oberstudienrat Gerd Rößler wurde ein „Elternbrief“ geschaffen. Mehrmals im Laufe des Schuljahres wurden die Schülereltern von wichtigen Vorgängen und Entscheidungen in der Schule informiert. Im September 1995 erschien die Nummer 1, neue Lehrkräfte wurden vorgestellt, die Aktion „Schüler helfen Schülern“ wurde ausgebaut. Darüber informierte der „Elternbrief“ Nr. 2 im Oktober des Jahres. Neben der Nachhilfe in Gruppen konnte jetzt auch Einzelunterricht angeboten werden. Die Kosten dafür lagen bei 9.- bzw. 15.- DM je Stunde. Eltern und Schüler nahmen die Hilfeangebote dankbar an.
Strukturelle Veränderungen
am Werdenfels-Gymnasium wurden im „Elternbrief“ Nr Auf der Suche nach Ursachen waren sich Schulleitung und Elternbeirat bald darin einig, dass die Kinder bei der Wahl von Latein als erster Fremdsprache beim Wechsel in einen anderen Ausbildungszweig oder in eine andere Schulgattung mehr Probleme haben könnten als bei einem Einstieg mit Englisch. Die Lösung lag also nahe: Die Schulleitung beantragte beim Kultusministerium eine Änderung der Sprachenfolge im neusprachlichen Zweig. Die Genehmigung dazu wurde nach mehrjährigen Bemühungen zum Beginn des Schuljahres 1996/97 erteilt. Dann sollten alle Schülerinnen und Schüler ihre gymnasiale Laufbahn mit Englisch beginnen. Die Folge: Die endgültige Entscheidung über die Wahl des mathematisch-naturwissenschaftlichen oder des neusprachlichen Ausbildungszweiges ließ sich nun in die Mitte der 8. Jahrgangsstufe verschieben. Am Ende des Schuljahres 1994/95 waren die Schulleitung und der Landkreis als Sachaufwandsträger davon ausgegangen, dass mit dem Bau einer großzügigen Sporthalle, mit der Einrichtung einer vorbildlichen Bibliothek und mit der Sanierung des alten Gebäudeteils die Renovierung des Werdenfels-Gymnasiums als geglückt und als abgeschlossen gelten konnte. Da platzte am Beginn des neuen Schuljahres eine Hiobsbotschaft in die Schule und in die Amtszimmer des Landratsamtes: Eine Expertenkommission hatte herausgefunden, dass die Decke der Aula gravierende Brandschutzmängel aufwies. Sie konnte im Brandfall „binnen Minuten herunterkrachen“[15], wie es Kreisbrandrat Matthias Staltmair ausdrückte. Außerdem fehlte hinter der Bühne, dort, wo früher die Metzgerei Neuner ihr Angebot ausbreitete, eine Brandschutzmauer. Die Aula musste sofort geschlossen werden – schon die Jahresabschlussfeier des vorausgehenden Schuljahres hatte mit Hilfe der Marktgemeinde im Kongresszentrum stattgefunden. Die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen wurde zum Problem. Da die Aula nicht zum staatlich anerkannten Raumprogramm einer Schule zählte, konnte der Landkreis auch keine Zuschüsse von Seiten des Staates erwarten. Damit konnte er zunächst auch keine verbindliche Zusage für die Renovierung der Aula und für einen Zeitrahmen geben. Das war für das Werdenfels-Gymnasium ein schwerer Schlag, denn Konzerte, Theateraufführungen und Abiturfeiern in der Aula hatten jahrzehntelang das Gesicht der Schule nach außen geprägt.
Da war es kein wirklicher
Trost, dass das Gymnasium sein Gesicht nun auch auf andere Weise zeigen
konnte. Der Computerraum wurde, unterstützt von der Kreissparkasse
Garmisch-Partenkirchen, mit 16 Schülerarbeitsplätzen unter dem
Betriebssystem Windows 95 un Die Lehrer der Fachschaften Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde machten bei einer Studienfahrt ins Oberinntal nach Kloster Stams zur Tiroler Landesausstellung unter dem Titel „Eines Fürsten Traum“ die gute Erfahrung, dass man nicht immer weltweit auf Suche gehen muss, um etwas Wertvolles zu erfahren oder zu erleben, sondern dass auch die Nähe Denkwürdiges und Staunenswertes anzubieten hat. Gefangen von der Aura eines prächtigen Barockklosters konnte auf diese Weise sogar das leicht spröde Thema vom „Aufbau des modernen Verwaltungsstaates am Beispiel des Landes Tirol“ als sehr reizvoll erlebt werden. Über die bayerisch-tirolerischen Grenzen hinaus ging der Schüleraustausch mit dem Gymnasium Parovska in Nitra in der Slowakei. Auch im zweiten Jahr gab es wechselseitige Besuche und Begegnungen. Die Veranstalter eines bunten Schulfests am Jahresende – natürlich mit Herzblatt, bayerischem Dreikampf, Diabolo und vielem mehr – stellten den beachtlichen Erlös einer Waisenschule im kriegsverwüsteten Bosnien zur Verfügung.
Jubeln konnten auch die
Sportler – das „Werdenfels“ errang den Titel der sportlichsten Schule des
Landkreises Garmi Sieger gab es auch – zum wiederholten Male – für die WG-Teilnehmer am „Planspiel Börse“ der Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen. Leider taugten die Gewinne der virtuellen „Börsianer“ nicht dazu, die finanziellen Mittel der Schule bzw. des Sachaufwandsträgers Landkreis zu vermehren. So mussten die Schülereltern erstmals für die zahlreichen Fotokopien, die im Unterricht eingesetzt wurden, ein „Papiergeld“ in Höhe von 12.- DM bezahlen. UMWEG und MOTIV, die beiden Theatergruppen des WG, wagten sich mit dem Musical „Anatevka“ an ein großes Projekt – und hatten damit auch großen Erfolg. Umjubelt wurden die Schauspieler, Sänger und Musiker schier endlos nach der Aufführung im Festsaal Werdenfels, den das Kongresszentrum Garmisch-Partenkirchen zur Verfügung gestellt hatte – die Aula war ja fest verschlossen. Schulchor, Schulorchester, die Schultheatergruppen mit ihren Fachlehrern und die Fachschaft Kunst hatte es möglich gemacht, das Publikum für drei Stunden in das „fröhliche, traurige Anatevka“ zu versetzen. Gerhard Bruner führte nicht nur Regie, sondern schlüpfte auch in die Rolle von Tevje. Mit ihm standen in den weiteren Rollen auf der Bühne: Carolin Kröner, Alexandra Göpfert, Kai Irina Hahn, Christina Kiesewetter, Judith Bernet, Julian Grunst, Bastian Ziegler, Patrick Mark, Albert Hack und viele mehr. Das Bühnenbild wurde von Studienreferendar Gerhard Amelang und Christian Siedenburg (11a) gestaltet. Glanzvoll gestaltete und entfaltete sich auch der Auftritt der WG-Big-Band in Berlin-Köpenick. Die 23 Gymnasiasten und ihr Band-Leader Christan Wolf waren vom Kulturamt Köpenick dazu eingeladen worden, das große Sommerfest des in wilhelminischen Zeiten durch die „Köpenickiade“ des Schusters Wilhelm Voigt bekannt gewordenen Stadtteils der Bundeshauptstadt musikalisch zu umrahmen. Die Glenn-Miller- und George-Gershwin-Melodien der „Werdenfelser“ kamen beim Berliner Publikum bestens an. Und der Auftritt endete standesgemäß in der „Bar zum Krokodil.“
Zwei Lehrer, die seit mehr als
drei Jahrzehnten mit dem Werdenfels-Gymnasium fest verbunden waren Biwi Rehm kehrte 1967 wieder in seine Werdenfelser Heimat und an seine alte Schule zurück. Nicht nur mit seiner lebendigen Schulweisheit glänzte er. Im Skilager und bei vielen anderen Gelegenheiten trat er mit Jodlern und Gitarre, mit Dudelsack und Okarina als einzigartiger Repräsentant der bayerischen Volksmusik auf. „Kollegen und Schüler schätzten den Biwi wegen seiner kaum zu erschütternden Ruhe, seiner steten Freundlichkeit, seiner humorvollen Toleranz und seiner Hilfsbereitschaft.“[20] Als 2. Bürgermeister der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen stand er weiter aktiv im öffentlichen Leben.
[14] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 22.03.1996 [15] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 01.09.1995 [16] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 21.07.1996 [17] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 28.02.1996 [18] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 13.07.1996 [19] Jahresbericht 1995/96 S. 112 [20] ebd. S. 111
|
|
|
|
|
|