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1994/95 - 655 Schüler - Dr. Peter Wabra, Dr. Claus Bachman
Die Nachfolge des Schulleiters
übernahm ab 1. September Studiendirektor Dr. Peter Wabra. Er war ein
„alter Bekannter“. Geboren 1940 in Berlin, aufgewachsen in Wenige Tage zuvor, am 16. August war eine unscheinbare Annonce im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt erschienen. Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen suchte Bewerber für die Verpachtung der Pausenverkaufsstände in seinen Schulen. Der Hintergrund: Die Finanzbehörden hatten festgestellt, dass an Münchner Schulen nur ein Teil des Zusatzverdienstes versteuert worden war. Das Finanzamt Garmisch-Partenkirchen hatte deshalb dem Landkreis empfohlen, „im Vorgriff“ das bislang übliche Verfahren zu ändern.[1] Der Ärger war groß, die Hausmeister des Werdenfels-Gymnasium weigerten sich, an der Ausschreibung teilzunehmen. Zum 1. Oktober konnte für die Realschule, die Wirtschaftsschule und das Gymnasium eine gemeinsame Pächterin gefunden werden, die alle Schüler wieder mit einer Brotzeit versorgte. Mit der Umgestaltung des Brunnens vor dem Eingang im Südhof in einen von Solarstrom gespeisten und betriebenen Öko-Brunnen wurden die letzten Sanierungsmaßnahmen beendet. Seit 1988 war das alte Gebäude in einen wieder funktionellen schüler- und lehrerfreundlichen Schulbau umgewandelt worden, der auch allen strengen Wärmedämmungs- und Brandschutzauflagen entsprach. Der neue Schulleiter richtete als Pilotversuch im Februar ein „Sorgentelefon“ für schwächere Schüler im Werdenfels-Gymnasium ein. Nach dem Zwischenzeugnis erteilte er Ratschläge, tröstete und machte Mut. „Nörgeln und schimpfen hilft keinem weiter,“ sagte er – sich und seinen Schülern und ihren Eltern. Für ihn sei es Ehrensache, da zu sein, wenn die Gymnasiasten Kummer und Probleme in der Schule haben.[2] Außerdem wurde erstmals ein schulinternes Nachhilfesystem – „Schüler helfen Schülern“ - eingerichtet. Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern zu günstigen Kosten und Zeiten direkt in der Schule in Kernfächern Nachhilfeunterricht anzubieten und mitzuhelfen, schulische Lücken zu schließen. Den Unterricht erteilten Schüler der Oberstufe, die von Lehrern beraten und unterstützt wurden. Als Koordinator und Ansprechpartner stellte sich Studienrat Dr. Michael Pach zur Verfügung. Das Angebot stieß auf große Resonanz – 120 Anmeldung in sieben Fächern zeigten, wie groß der Bedarf an guter Nachhilfe war. Auch die Drogenproblematik wurde nicht übergangen. Im Mai diskutierte auf Anregung des Elternbeirats und seiner Drogenbeauftragten Brigitte Grona eine Podiumsrunde zum Thema „Schüler und Drogen“. Am Tisch saßen Anne Fromm von der Garmisch-Partenkirchner Jugend- und Drogenberatungsstelle Con-drobs e.V., Dr. Volker Juds, der Leiter des Gesundheitsamtes Garmisch-Partenkirchen, Polizeihauptkommissar Anton Lober und Gernot Körner, Leiter des Amtsgerichts Garmisch-Partenkirchen. Ergebnis: Vorbeugung und Beratung sind die beste Hilfe für gefährdete Schülerinnen und Schüler. Für alle Klassen der 7. Jahrgangsstufe wurde – durch Fachleute von Con-drobs e.V. - schon seit längerer Zeit im „Jugendcafé 13“ ein Programm zur Suchtvorbeugung am WG durchgeführt. „Der Weg des Werdenfels-Gymnasiums führt wohl in die richtige Richtung,“ betonte Dr. Volker Juds, der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes.[3] Musikalische Glanzpunkte des Schuljahres waren das Weihnachtskonzert, auf das Thomas Näbauer und Christian Wolf Chor und Orchester vorbereitet hatten, und ein Auftritt der Big Band des Werdenfels-Gymnasiums auf der Zugspitze: Zum Abschluss des Skibetriebs auf Deutschlands höchstem Berg heizten 22 junge Musiker und Bandleader Christian Wolf den letzten Skifahrern kräftig ein. „Als auch noch die Combo ihre Jazzimprovisationen zum Besten gab, gipfelte die Stimmung in Tanz,“ wusste das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt zu berichten[4]. Na also! Die Big Bands des Werdenfels-, Staffelsee- und Ettaler Gymnasiums traten in diesem Jahr auch erstmals gemeinsam auf – der Erfolg war in allen drei Schulen überwältigend. Eine Veranstaltung war geboren, die bis heute lebt. Für die kleinen Patienten der Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen spielten, vereint im „St. Johns in the Mountains Chamber Orchestra“, 21 Schülerinnen und Schüler des WG in einem Benefizkonzert Werke von Vivaldi, Schütz, Corelli und Bach. Stellvertretend für alle anderen sollen hier erwähnt werden: Monika Schinko, Violine; Uschi Sontheim, Viola und Orgel; Monika Socher, Cello; Florian Feder, Kontrabass; Johannes Brose, Trompete; Bastian Ziegler, Gesang; Dirigent: Martin Netter.
Fünfzig Jahre nach der
Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz sprach mit Isak Wasserstein ein
Überlebender des Holocaust vor Schülern und Lehrern des
Werdenfels-Gymnasiums. Isak Wasserstein, 1920 in Warschau geboren, wurde
schon wenige Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen von der
Ganz in diesem Sinne der
Überwindung von scheinbar unverrückbaren Vorurteilen wurde von
Die Schulbühne zeigte im Januar unter dem Titel „Weihnachten – war da was?“ ein Sketch-Programm als kritische Weihnachtsnachlese, aufgeführt von vier Mitgliedern der Gruppe UMWEG aus der 6. bis 8. Klasse. Im Mai gab es von der selben Gruppe das Märchen-Musical „Besenbinders Gretel und der Königssohn“ mit Musik von Holger Jung (Abiturient 1994) und einem Bühnenbild von Christian Siedenburg (10a). Der Unterstufenchor und eine Instrumentalgruppe verstärkten das Team der Schauspieler mit Sereina Lingg und Michael Wackerle in den Hauptrollen. Gerty Roscher, Christian Wolf, Thomas Näbauer und Gerhard Bruner unterstützten fächerübergreifend in Tanz, Musik und Regie. Der Kritiker fasste zusammen: „Alles in allem war „Besenbinders Gretel und der Königssohn“ ein Beweis für die viel versprechende Theaterszene am Werdenfels-Gymnasiums. Die Beleuchtungsmöglichkeiten der Werdenfels-Aula sind aber, wie auch dieses Stück gezeigt hat, völlig unzureichend. Hier ist dringend Initiative von Direktorat, Landratsamt und privaten Spendern gefordert.“[8] Georg Büttel, Kritiker und Theaterfachmann, der ebenfalls aus dem Werdenfels-Gymnasiums kam, wusste wohl, wovon der schrieb, nicht aber davon, dass der Aula schon bald das Aus als Veranstaltungssaal drohen sollte. Aber zuvor gab es noch „Mord an Bord“ mit Agatha Christies Krimi „Tod auf dem Nil“. Die Gruppe MOTIV war hier am Werk mit Juliane Grunst und Kai Irina Hahn, Florian Eberhorn und Albert Hack.
Auch für den Wettkampf in den Köpfen konnte durch einen völlig neu ausgestatteten Computerraum besser trainiert werden. 13 Rechner wurden für Schüler und Lehrer installiert. Der Umgang mit dem Computer konnte ab sofort direkt im Unterricht erlernt werden. Studienrat Andreas Hirsch betonte, dass dabei „vor allem das Umsetzen von mathematischen Abläufen in selbständig geschriebene Programme im Vordergrund stehe.“[10] Umfangreiches für den Computer geeignetes Lernmaterial stand jetzt auch für andere Fächer wie Biologie und Chemie, aber auch für den modernen Fremdsprachenunterricht zur Verfügung.
Äußerer Höhepunkt des
Schuljahres war sicherlich die Ausstellung „Raumfahrt – Nutzen für uns
alle“ in der Aula des Werdenfels-Gymnasiums. Vor rund 200 geladenen Gästen
Am Ende seines ersten Schuljahres als Schulleiter am Werdenfels-Gymnasium fasste Dr. Peter Wabra seine Eindrücke zusammen: „Insgesamt ist die schulische Situation am Werdenfels-Gymnasium sehr günstig. Gemessen an anderen Gymnasien Bayerns, an denen sich der für die Jahrhundertwende prognostizierte neue Schülerberg bereits bemerkbar macht, gibt es ungewöhnlich viele kleine Klassen, alle Fächer sind mit Fachlehrern abgedeckt, es gibt kaum Unterrichtsausfälle und wir können ein großes, breit gefächertes Angebot an Wahlunterricht aufrecht erhalten.“[13]
[1] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 11.09.1994 [2] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 18.02.1995 [3] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 11.05.1995 [4] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 19.05.1995 [5] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 08.03.1995 [6] Rundschreiben des Werdenfels-Gymnasiums 10.10.1994 [7] Jahresbericht 1994/95 S. 103 [8] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 29.04.1995 [9] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 20.04.1995 [10] Jahresbericht 1994/95 S. 58 [11] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 26.06.1995 [12] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 23.06.1995 [13] Jahresbericht 1994/95 S. 6
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