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Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1950-2003 - Entwicklung und Bewährung |
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1993/94 - 671 Schüler Für die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe gab es eine spannende Begegnung mit Wolf Kalmucak alias Stefan Wolf, dem Autor der Jugendbuchreihe „TKKG“, organisiert von der Bibliotheksbeauftragten Bärbel Rauch. Wolf lebt in Garmisch-Partenkirchen. Von seinen kleinen Helden schätzte er Klößchen am meisten, „weil er der Antiheld ist, mit dem man sich am ehesten identifizieren kann.“[23] Spontanes Lesefieber war das Ergebnis der Begegnung zwischen den Schülern und einem ihrer Lieblingsautoren. Aber nicht nur das Lesen stand in diesem Schuljahr auf der Tagesordnung, auch das Schreiben konnte geübt werden. Erstmals wurde – von Oberstudienrat Gerd Rössler - ein Wahlkurs „Journalistisches Arbeiten“ angeboten. Die Teilnehmer sollten lernen, Pressetexte zu erstellen, die professionellen Ansprüchen genügten. Damit wurde für rund ein Dutzend Schüler ein Sprungbrett zu einem späteren Zeitungsvolontariat geschaffen. Die Sanierung des Hauptgebäudes ging weiter. Der Haupteingang war von Ende Oktober bis zum Schuljahresschluss eine Baustelle. Zehn neue Parkplätze direkt vor dem Haus sollten das „Parkchaos“ bei Unterrichtsschluss wenigstens verringern. Das „Fahrradchaos“ rund um die Schule wurde durch die Neugestaltung des Fahrradkellers dauerhaft beendet. Der neu gewählte Elternbeiratsvorsitzende Peter Ries wandte sich mit Bitte um finanzielle Unterstützung der Schule an die Eltern, da „durch die drastischen Kürzungen im Staatshaushalt“[24] viele Fachschaften auf Zuschüsse des Elternbeirats angewiesen waren. Auch die Bibliothek sollte weiter bezuschusst werden. Eltern, die es sich aus eigenen Mitteln nicht leisten konnten, wollte man die Möglichkeit geben, ihre Kinder an Klassen- und Studienfahrten teilnehmen zu lassen. „Gewalt in der Schule“ wurde wieder einmal thematisiert. Eine Zeit, in der selbst in den Zeichentrickfilmen für kleine Kinder die Gewaltanwendung immer und immer wieder als Lösungsmodell für Auseinandersetzungen angepriesen wurde, ließ Grenzüberschreitungen in der Schule ganz selbstverständlich erwarten. Auch die scheinbar heile oder vielleicht auch nur scheinheilige Welt des Werdenfelser Landes machte da keine Ausnahme. „Aus gegebenem Anlass“ – Schlägerei mit Körperverletzung nach dem Sportunterricht in der 7. Jahrgangsstufe – wurden die Klassleiter vom Schulleiter aufgefordert „klarzustellen, dass die Schule ein Ort des Lernens und nicht der Gewalt ist.“ Weiter heißt es: „Es wäre unsinnig, das Vorhandensein von Aggressionen – in welcher Gesellschaft auch immer - zu leugnen. Es muss jedoch eindeutig klar sein, dass der Abbau von Aggressionen allein im geordneten Rahmen von Kampfsportarten stattzufinden hat. Aggressive Schüler sollen sich deshalb hierzu an entsprechende Vereine wenden.“[25] Noch ein weiter Weg bis zum Projekt „Z’ammg’rauft!“, bei dem der richtige Umgang mit Gewalt in Kooperation von Schule und Polizei trainiert werden wird. Der am „Werdenfels“ traditionell starken Stellung der Schulmusik wurde vom Ministerium am Jahresanfang ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht: Der gesamte Instrumentalunterricht fiel zunächst den Einsparungsmaßnahmen des Kultusministeriums zum Opfer. Nach zähen Verhandlungen und mit großzügiger Unterstützung aus Mitteln des Elternbeirats konnte schließlich mit Hilfe der nebenamtlichen Lehrkräfte Sissy Gossner, Andrea Günthör, Carl Höldrich und Uwe Einzmann der Unterricht an Violine, Cello und Bassgeige wieder erteilt werden. Mit Studienrat Christian Wolf wurde das Team der hauptamtlichen Musiklehrer am WG ab Februar vervollständigt. Nicht nur im musikalischen Angebot wurde eingespart, auch der Sportunterricht geriet ins Visier der staatlichen Sparkommissare. Um so erfreulicher war es, dass – wie Fachbetreuer Michael Osterhammer im Jahresbericht schreiben konnte – „das Werdenfels-Gymnasium eine der wenigen Schule in Bayern ist, in denen der Sportunterricht im vollen Umfang der Lehrplananforderungen gehalten werden“ konnte. Studienrat Dr. Michael Pach ergänzte die Fachschaft Sport. Damit konnten der zweistündige Basisunterricht und der differenzierte Sportunterricht für alle Klassen gesichert werden. Auch die traditionsreichen Skikurse für alle 8. Klassen wurden in Aschau bei Kitzbühl wieder durchgeführt. Von der „aktiven Pause“ an der Tischtennisplatte machten immer mehr Schüler Gebrauch, sie wurde „fester Bestandteil des Schulalltags“[26] und ist es bis heute geblieben. Eine AG Golf für die fünfte und sechsten Klassen sowie das „Projekt Segelfliegen“ in Zusammenarbeit mit dem Segelflugverein Eschenlohe ergänzten mit eher unkonventionellen Angeboten das Schulsportprogramm. Bei den Wettbewerben zu den Bundesskispielen schnitten die Mannschaften des WG erfreulich gut ab. Den Vielseitigkeitslauf auf der Firstalm gewannen die Mädchen vor der Christophorusschule Berchtesgaden, die Buben errangen den 2. Platz. Die Theatergruppe MOTIV präsentierte im Juli die Tragödie „Bernarda Albas Haus“ des spanischen Dichters Federico Garcia Lorca, in der die Tyrannei der Geschlechter attackiert wird. „Die Herzen gehen mich nichts an,“ lässt die Gutsbesitzerin Bernarda Alba ihre fünf Töchter wissen, „ich will eine schöne Fassade und Einigkeit in der Familie, verstanden?“ Die zweite Theatergruppe UMWEG – beide unter der Leitung von Gerhard Bruner - war bereits im zehnten Jahr aktiv und zeigte ein Stück von Wolfgang Schulte mit dem Titel „Es war einmal…“. Hier konnten die Zuschauer erfahren, wie es im Märchenland zugeht – Schneewittchen, Rumpelstilzchen und andere Märchenfiguren werden Opfer eines Diebes. Der Schüleraustausch mit Frankreich wurde in diesem Schuljahr ergänzt durch zwei nicht alltägliche Begegnungen: Zehn junge Studenten aus Illinois/USA besuchten Garmisch-Partenkirchen im Rahmen der „Intercultural Student Experiences“. Organisiert wurde das einwöchige Begegnungstreffen von Studiendirektor Georg Engel. Marvis Dickinson, die Deutschlehrerin aus Bloomington, und ihre Studenten freuten sich über die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern des Werdenfels-Gymnasiums und über die Möglichkeit, „falsche Klischees bei sich und bei den anderen abzubauen oder zu korrigieren.“[27] Aus der brasilianischen Millionenstadt Sao Paolo berichtete Lisette Eichner vor Schülern und Lehrern über ihre Aufgaben als Krankenschwester und Sozialarbeiterin im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids. Menschenwürdige Behandlung und Pflege der Betroffenen sah sie dabei im Mittelpunkt ihres Einsatzes. Die SMV hatte die Arbeit von Frau Eichner durch die Spende aus dem Erlös des Weihnachtsbasars im Dezember 1993 unterstützt. Zum Ende des Schuljahres wurde Oberstudiendirektor Rudolf Eßl, Schulleiter des WG seit August 1989, an das Asam-Gymnasium in München versetzt.
[23] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 08.08.1990 [24] Elternbrief vom Oktober 1993 [25] Rundschreiben des Schulleiters 26.11.1993 [26] Jahresbericht 1993/94 S. 79 [27] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 26.04.1994
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