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1987/88 - 705 Schüler – Bruno Habersetzer
Ein Schuljahr der
internationalen Begegnungen: Studienrat Gebhard Zinßer unterrichtete ein
ganzes Jahr im Rahmen eines deutsch-a Die guten deutsch-amerikanischen Beziehungen wurden auch durch einen einwöchigen Besuch von zwei Schülerinnen und Schülern der 6. Klassen des WG in Aspen/Colorado, der Partnerstadt der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, unterstrichen. Christiane Schäfer und Christoph Hack wurden von Studiendirektor Wolfgang Lauterbach und Studienrätin Bärbel Rauch zum „Childrens Friendship Cup“ nach Colorado begleitet. Höhepunkte des Aufenthalts waren für die Schüler die herzliche Aufnahme in den Gastfamilien, die Teilnahme an einem Weltcuprennen als Vorläufer und der Besuch der „Highschool Aspen“. Dort erlebten sie eine etwas andere Schule, von der sie ganz beeindruckt berichteten: „Die Schüler gehen in der Regel zu den Fachlehrern in die Fachräume, in denen vielfältiges Unterrichtsmaterial bereitliegt. Im ganzen Gebäude herrscht auch zwischen den Unterrichtsstunden eine wohltuende Ruhe. In manchen Klassen stand während des Unterrichts die Tür offen, so dass man einen Blick hineinwerfen konnte.“[35] 24 japanische Lehrerinnen und Lehrer aus dem Grundschul- und Sekundarbereich besuchten das Werdenfels-Gymnasium, um sich in Gesprächen mit Schülern und Lehrern des WG ein Bild vom deutschen Schulsystem zu machen. Sie lobten das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern, wunderten sich dagegen sehr über den hohen Stellenwert von Latein. Studienrat Berthold Christ ermöglichte den Teilnehmern seines Russisch-Kurses wieder einmal „Moskauer Impressionen“: Kreml, Lenin-Mausoleum, Tretjakow-Galerie, Sagorsk, Puschkin-Museum, Ballett… „Wir erlebten dabei wieder einmal, dass Moskau keineswegs eine kalte, düstere Stadt aus lauter Betonblöcken [36] ist.“
Das karitative Engagement der Schülerinnen und Schüler wandte sich in diesem Jahr den erschreckenden Verhältnissen in Rumänien nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems zu: CARE-Pakete mit Lebensmitteln im Wert von 2400.- DM wurden von der SMV an 31 besondere Not leidende Familien geschickt. Hartnäckig verfolgte der Elternbeirat sein Ziel, den Kreuzungsbereich Bahnhofstraße / Wettersteinstraße vor der Schule für die Fußgänger und für die Schulkinder durch die Errichtung einer Lichtzeichenanlage sicherer zu gestalten. Eine vom Markt Garmisch-Partenkirchen durchgeführte Verkehrszählung rechtfertigte nach Auffassung des Elternbeirats und seines Vorsitzenden Anton Strauß wenigstens eine Bedarfsampel. Seit sechs Jahren bemühten sich die Elternvertreter darum, die Marktgemeinde für ihr Anliegen zu gewinnen. Noch vergeblich. Zusammen mit sechs Mitbewerbern beim Orchesterwettbewerb für die Gymnasien in Oberbayern trat das Orchester des WG beim Schlusskonzert im Dachauer Schloss unter seinem Dirigenten Peter Socher auf. Mit einem Quartett von Stamitz, einem Purcell-Porträt und der Melodienfolge „I want to be happy“ zeigten die Werdenfelser einen begeistert aufgenommenen Querschnitt durch ihr musikalisches Können. Unter der Leitung der Musiklehrer Peter Socher und Thomas Näbauer wurde das Kalenderjahr mit einem herrlichen Weihnachtskonzert abgeschlossen, noch ganz klassisch gestaltet, nur wenige Volksmusik- und Gospeltupfer waren zu hören. Werke von Gabrieli, Haydn, Riciotti, Vivaldi, Händel, Chopin, Grieg und Wieniawski bestimmten das Programm.
Mit einer Werkstattaufführung
von Johann Nestroys Posse „ Und noch ein Nestroy wurde zum Besten gegeben – die Biedermeierkomödie „Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt“. Das „liederliche Kleeblatt“ - "Die Phönizier haben das Geld erfunden, aber warum so wenig?" - verkörperten Jörn Hinrichs, Sven Wiesler und Studiendirektor Gerhard Bruner, der auch die Regie in die Hand genommen hatte. Am Flügel begleitete Holger Jung (9a) seine selbst komponierten und arrangierten Melodien.
Am Ende des Schuljahres rückte
die geplante Dreifachturnhalle wieder in den Mittelpunkt des Interesses: 20
Architekten hatten sich am Entwurfs Im Rahmen der Abiturfeier konnte der Schulleiter mitteilen, dass Eric Müller, erfolgreicher Teilnehmer an zahlreichen nationalen und internationale Mathematikwettbewerben, als einer von vier bayerischen Abiturienten in die Stiftung Maximilianeum aufgenommen werden sollte, in eine der angesehensten Studienstiftungen der Bundesrepublik Deutschland. Der Abiturient Martin Eidenschink war bereits im Februar vom Auswahlausschuss der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ als Studienstiftler anerkannt worden.
1988/89 - 709 Schüler Mit vier Einaktern von Philipp Arp („Gipfel“), Ludwig Thoma („O Natur“), Walter Netzsch („Gipfelstürmer“) und Helmut Zöpfl („Heimatbühne“) setzte die Theatergruppe UMWEG einen schwungvollen Auftakt am Schuljahresbeginn. Die Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Jahrgangsstufe agierten unter der Leitung von Gerhard Bruner als Holzknechte, Bergführer und Urlauber. Der Erlös des Weihnachtsbasars in Höhe von 3500.- DM kam der Leprahilfe in Südindien zugute. Die „Sisters of Mary“ in den Slums von Bombay wurden damit in ihrer aufopferungsvollen Arbeit unterstützt. Zum ersten Mal in der Geschichte des WG führte ein Schüler bei einem der großen Konzerte den Taktstock – Karl Kriner (K13) musste beim Weihnachtskonzert für den erkrankten Orchesterleiter Peter Socher als „Ersatzdirigent“ einspringen und tat es mit Bravour. Gelernt hatte er bei einem der Großen: Professor Kurt Eichhorn, langjähriger Chefdirigent des Rundfunkorchesters des Bayerischen Rundfunks, ließ es sich nicht nehmen, das Orchester des WG mehrfach unter seiner Stabführung zu „trainieren“. Allein „das Temperament dieses Lehrmeisters riss alle mit, ebenso wie Menschlichkeit und Wärme, die aus jedem seiner Worte sprachen.“[40] Und nun noch Jessica Mehling, jüngstes virtuoses Talent im Orchester des Werdenfels-Gymnasiums: Die dreizehnjährige Geigerin wurde zum Vorspiel nach Moskau eingeladen und durfte am russischen Staatskonservatorium sogar am Violinunterricht von Professor Olga Leonida Woitowa, einer Schülerin von David Oistrach, teilnehmen. Sie spielte „zur Zufriedenheit ihrer Prüferin“ und wurde „mit sehr schmeichelhafter Beurteilung“ für ihre Musikalität gelobt.[41]
Kurz darauf wurden die hohen Künste von der Abrissbirne beiseite gedrängt: Gespannt verfolgten die Schüler des WG, wie der große Bagger die alten Turnhallen binnen weniger Tage in einen gewaltigen Haufen aus Ziegelsteinen, Balken und Metallschrott verwandelte. Alles, um die geplante Dreifachturnhalle bald Wirklichkeit werden zu lassen. Die SMV hatte sich im Zeichen eines erwachenden Umweltbewusstseins für die Erhaltung der wunderbar und majestätischen Ulme in Nordhof eingesetzt – alle Fürsprache blieb jedoch vergebens. Der alte Baum musste gefällt werden, um den Neubau der Sporthallen wie geplant zu ermöglichen. Auch auf einer etwas anderen Ebene gab es „Glasnost“, Umbau: Die Sowjetunion stand kurz vor dem politischen und ökonomischen Kollaps. 16 Schülerinnen und Schüler des WG, begleitet von den Lehrern Gerty Roscher, Bruno Habersetzer und Thomas Näbauer konnten im Juli bei einem Besuch in Riga, der Hauptstadt Lettlands, als erste bayerische Gymnasiasten einen Blick hinter den brüchig gewordenen Eisernen Vorhang werfen. Vorbereitet hatte den Austausch Studienrat Berthold Christ, Russischlehrer am WG. Wo Altes fällt, wächst auch Neues – die Geschichte einer Schule ist ein andauerndes Kommen und Gehen. Am Jahresende erinnerte sich das Werdenfels-Gymnasium im Rahmen der Abiturfeier an die erste Abiturprüfung im Schuljahr 1938/39. Der Anlass - fünfzig Jahre Reifeprüfung am WG - wurde im festlichen Rahmen im Kongresshaus der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen gefeiert und mit einer „Spezialhymne“ musikalisch umrahmt. Der 50. Abiturjahrgang mit 90 frisch gebackenen Abiturienten erhielt die begehrten Zeugnisse in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste. Ministerialrat a.D. Manfred Warentin, der 1939 zum ersten Abiturjahrgang gehört hatte, verglich Probleme und Perspektiven der beiden Abiturjahrgänge in einer humorvollen Ansprache. Bürgermeister Toni Neidlinger, Abiturjahrgang 1959, hielt „eine mit Anekdoten gespickte Rede.“[43] Mit den Vorzügen und den Defiziten der Schule als Erziehungs- und Ausbildungseinrichtung unserer Gesellschaft setzte sich Oberstudiendirektor Hermann Anglhuber in seiner Rede auseinander. Er unterstrich dabei besonders die Rolle der Lehrer und betonte, dass unsere Jugendlichen „nur dann an uns erstarken und wachsen können, wenn wir der standhafte und zuverlässige Partner sind. Dieses Sich-Stellen kostet freilich Kraft, auf beiden Seiten, das macht Mühe. Aber nur dann, wenn wir unermüdlich das ehrliche Gespräch miteinander suchen und führen, nur dann können wir weiterkommen, können wir uns gegenseitig eine Hilfe sein, können wir einen Fortschritt erzielen.“[44] Aus Anlass des Abiturjubiläums erschien in diesem Schuljahr – aus der Feder von Studienrat Bruno Habersetzer - ein Jahresbericht in Verbindung mit einer umfänglichen Festschrift[45], in der die Historie der Schule ausführlich und kenntnisreich gewürdigt wurde. Unter anderem erzählte Hans Biersack, dessen Vater zu den Initiatoren der Privaten Realschule 1914 gehört hatte, aus seiner „Schulzeit von 1914 bis 1920“, Studiendirektor Ernst Strobl erinnerte sich an eine „Unruhige Schulzeit“, Dr. Volker Wehdeking, Professor für Literaturwissenschaften, blickte zurück auf seine „Schulzeit der fünfziger Jahre“. Das Schuljahr endete mit einer feierlichen Abschiedszeremonie im Schlusskonzert. Schulleiter Oberstudiendirektor Hermann Anglhuber sagte dem Werdenfels-Gymnasium nach fünfjähriger Tätigkeit Lebewohl. Er übernahm die Führung des Gymnasiums in Trostberg. Studiendirektor Roland Stürzenhofecker, langjähriger Stellvertreter des Schulleiters, wurde mit der Leitung des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums in Windsbach beauftragt.
Die Studiendirektoren
Wolfgang Lauterbach, seit vielen Jahren Beratungslehrer des WG, und
Manfred Müller, Mitarbeiter im Direktorat, wurden in den wohlverdienten
Ruhestand entlassen, mit ihnen die Sekretariatsangestellte Ingeborg Strobl.
[35] Kreisbote 13.04.1988 [36] Jahresbericht 1987/88 S. 127 [37] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 09.02.1988 [38] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 19.07.1988 [39] ebd. [40] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.02.1989 [41] ebd. [42] Programmheft „Kratzbürstendressur“ April 1989, S. 6 [43] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 29.06.1989 [44] Jahresbericht 1988/89 / Festschrift S. 157 [45] ebd. [46] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 21.07.1989
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