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1985/86 - 792 Schüler „Farbrhythmen beleben jetzt unser Schulhaus“[24] – mit dieser Nachricht brachten die „Gymnasialnotizen“ gleich zu Schulbeginn Kunde davon, dass „fröhliche Farben die jahrzehntelange Eintönigkeit der Schulgangwände im 2. Stock Altbau“ abgelöst hatten. Leichte Wolken und strahlende Sonnen schwebten über die Wände, die ganze Regenbogenskala wurde eingesetzt, um aus einfallslos-klinischen und dunkel-drohenden Schulwänden freundliche und belebende Raumbegrenzungen wachsen zu lassen. Oberstudienrat Herbert Frank hatte die Idee, mit seinen Schülern aus der Klasse 9a „elementare, aber ansprechende und in sich schlüssige Trennformen zwischen Farbflächen“[25] zu entwickeln, verfremdet mit Puzzle-Ornamenten und Phantasiegebilden. Erfrischend schön und ganz unschulisch war’s auf diesen neuen Gängen! Der sportliche Ruhm des WG wurde vermehrt durch drei erfolgreiche Skifahrer: Andrea Schwarzenberger, Christiane Schindl und John Kanarowski erzielten herausragende Wettbewerbsergebnisse bei internationalen Schülerrennen und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften. Im Februar wurde im Pavillon ein Studientag der 11. Klassen veranstaltet, der sich mit einem heißen Eisen der Tagespolitik auseinandersetzte: „Südafrika – Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Politik“. Im Mittelpunkt des von Studienrätin Bärbel Rauch organisierten schulischen Ereignisses stand ein aufregendes Streitgespräch über die Frage „Ist die Apartheid überholt?“. Pfarrer Franz Sand von der Gemeinde St. Martin in Garmisch, Ingeborg Ammon von der Evangelischen Fraueninitiative München und der Politikwissenschaftler Winrich Kühne aus Ebenhausen diskutierten und stellten sich den Fragen der Schüler und Lehrer. Herr Dubois, südafrikanischer Generalkonsul, war eingeladen, drückte sich aber vor der Teilnahme.
Das „Europäische Jahr der
Musik“ wurde am Werdenfels-Gymnasium in ganz besonderer Weise
Dass im Werdenfels-Gymnasium die Musik mit besonderer Hingabe gefördert und gepflegt wurde, das bewies auch die erfolgreiche Teilnahme von fünf Schülerinnen und Schülern am Wettbewerb „Jugend musiziert“ in Schongau: Anita Schmid-Egger, Nicole Mehling und ihre Schwester Jessica sowie Markus Lang und Thomas Wagner wurden für ihre Violinkünste mit Preisen ausgezeichnet. Der „Loomis Chaffee School-Choir“ aus Windsor in Connecticut (USA) beeindruckte mit seiner Chordisziplin und seinen außergewöhnlichen Gestaltungsmitteln in einem Sonderkonzert die Mitglieder von Chor und Orchester des Werdenfels-Gymnasiums. Und die „Werdenfelser Geigenmusi“ – Martin Eidenschink, Markus Lang, Thomas Wagner, Carsten Gründmeier und Elisabeth Rehm – wurde für ihre außergewöhnlichen Volksmusik-Stückl mit einer Aufnahme beim Bayerischen Rundfunk unter der Regie von Fred Artmeier und Oberstudienrat Peter Socher belohnt. Erinnerungen an den „Schminkkasten“, die Mutter vieler Theaterkünste am Werdenfels-Gymnasium, wurden wach angesichts der Vielzahl der Inszenierungen, die in diesem Jahr auf der Bühne der Aula vorgeführt wurden: Mit „Die Heiratsvermittlerin“ von Thornton Wilder und „Vampire sind auch nur Menschen“ unterhielten die Schauspieler unter der Regie von Gebhard Zinßer bzw. Gerhard Bruner viele begeisterte Zuschauer. Aus Anlass des dreihundertsten Jahrestages erster deutscher Einwanderung in Nordamerika hatte der Deutsche Bundestag 1983 ein Programm beschlossen, das es in jedem Bundestagswahlkreis einem Schüler ermöglichen sollte, ein Jahr lang in den USA eine Schule kostenfrei zu besuchen. Dieses „Parlamentarische Patenschaftsprogramm“ wählte für das Schuljahr 1986/87 Hannes Schaumann aus der Klasse 11b des Werdenfels-Gymnasiums aus. 18 Schüler der 9. bis 11. Klassen kamen mit Oberstudienrat Georg Engel im Rahmen einer dreiwöchigen Studienfahrt ebenfalls in die USA: Sie besuchten die Senior High-School in Youngtown und waren stark beeindruckt von der Disziplin der Schülerinnen und Schüler und dem lockeren Verhältnis zwischen Lehrern und Schüler an ihrer amerikanischen Gastschule. Im internationalen Rampenlicht stand auch der Schüler Eric Müller. Als einer von sechs deutschen Schülern seiner Altersgruppe durfte das „Mathe-As“ aus der Klasse 11b an der Internationalen Mathematik Olympiade (IMO) in Warschau teilnehmen. Mit einem 3. Preis kehrten Eric und das deutsche Team – nur von den USA und der UdSSR geschlagen – zurück. Eric Müllers mathematischer Förderer und Ratgeber war Studiendirektor Rudolf Leutenbauer. Kurz vor Schuljahresende gab es wieder einmal Ärger mit der Abiturzeitung. Der Schulleiter lehnte nach einer Vorabveröffentlichung des Leitartikels in der örtlichen Presse die Herausgabe der Abiturzeitung als offizielle Schülerzeitung des Werdenfels-Gymnasiums ab, sogar die offizielle Abiturfeier wurde kurzfristig abgesagt. Pfarrer Hermann Medicus predigte im Abiturgottesdienst über den Römerbrief Kapitel 14, Vers 13: „Lasst uns nicht mehr einer den andern richten: sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.“ Und er beendete seine Rede mit den Worten: „Wir haben Grund zu Freude und Dank, dass wir von Gottes Toleranz getragen wurden und getragen werden. Wir haben Grund zu Freude und Dank, dass wir trotz allem, was geschehen ist, in Freude und Fröhlichkeit einander begegnen können und miteinander in das Lob Gottes einstimmen können, der alles so herrlich regieret.“[26] Eine simple Lösung des Problems hielt, in Erinnerung an die Aufregungen um die Abiturzeitung 1986, der kommende Abiturjahrgang bereit: „Müssen nicht Lehrer als in der Öffentlichkeit stehende Personen ein dickes Fell haben?“[27] Bereits im Dezember 1985 hatten der Kreis- und Schulausschuss des Landkreises Garmisch-Partenkirchen zusammen mit Landrat Dr. Helmut Fischer einem umfangreichen Programm zur Sanierung des Werdenfels-Gymnasiums zugestimmt. Das Kultusministerium hatte im Februar das allen Überlegungen zugrunde liegende Raumprogramm genehmigt. Mit der Erneuerung der Heizungsanlage hatte man bei Schuljahresende bereits begonnen. Die weiteren Planungen sahen die folgenden Schwerpunkte vor: „Pausenhalle, Verkaufsstand, neuer Musiksaal, zentrale Bibliothek, Fahrschülerzimmer, SMV-Raum, Renovierung aller Klassenzimmer, Sonnenschutz auf der Südseite, Abbruch der Turnhallen und des Kollegstufenhauses, um Platz zu schaffen für den Bau neuer Sporthallen sowie die Anlage von Außensportanlagen.“[28]
1986/87 - 745 Schüler
Die Schaubühne des
Werdenfels-Gymnasiums gab in diesem Schuljahr drei Aufführungen zum Besten:
Mit „Fröhliche
Ungetrübte Freude gab es beim zweiten Stück, das die UMWEG-Truppe des Werdenfels-Gymnasiums aufführte. Die „Bankräuber“ zeigten die Geschichte von O. Henry, in der der eigentlich geläuterte Tresorknacker Jim Valentine ein letztes Mal auf die schiefe Bahn gerät.
S Auch auf der Bühne des Sports gab es in diesem Schuljahr eine Reihe beachtlicher Erfolge. Die Kollegiaten Sepp Wassermann und Robert Hörl standen in der 1. Mannschaft des SC Riessersee – beide seit vielen Jahren dem Eishockey „verfallen“. Die Tennis-Mädchen des Werdenfels-Gymnasiums gewannen die bayerische Meisterschaft im Schultennis. In Berlin, bei der Deutschen Tennisschulmeisterschaft, erkämpften Astrid Bieber, Petra Müller, Kathrin Zimmermann, Claudia Fischer, Alexandra Hauffe, Corinna May, Ulrike Stankalla und Renate Sladkovic den fünften Rang und damit einen beachtlichen sportlichen Erfolg. Thorsten Sauter (K 12) wurde Vizeweltmeister der Junioren im Bogenschießen – „höchste Konzentration, genaues Abschätzen des Steigungswinkels, Fingerspitzengefühl und ein bisschen Glück“[31] hatten ihn aufs Silbertreppchen geführt. Dominikus Zwink und Georg Büttel, die beiden Sprecher der SMV, trösteten in den „Werdenfelser Gymnasialnotizen“ alle die, die nicht so erfolgreich waren, mit einem Satz des großen Spötters Oscar Wilde: „Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht des Versagers.“[32]
Zur Förderung des sportlichen Ehrgeizes wurde in diesem Jahr Großes vorbereitet: Das Werdenfels-Gymnasium sollte eine neue Dreifach-Turnhalle mit Hartplatz und 40 Tiefgaragenstellplätzen erhalten. Zwölf Millionen Mark wollte der Landkreis Garmisch-Partenkirchen dafür zur Verfügung stellen. Zu dem Vorhaben gehörte der Gedanke, auch die so genannten Behelfsläden zwischen Südhof und Bahnhofstraße abzureißen und neu zu errichten. Sie waren in den fünfziger Jahren gebaut worden, um Heimatvertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland eine Möglichkeit zu geben, in Garmisch-Partenkirchen wieder Fuß zu fassen. Ein wenig respektlos nannte sie der Volksmund auch „Flüchtlingsläden“. Das ehemalige Rot-Kreuz-Haus, in dem seit Jahren Aufenthalts- und Arbeitsräume für die Kollegstufenschüler des Gymnasiums untergebracht waren, musste für die geplante Dreifach-Turnhalle geopfert werden. Und die Ulme, die seit Jahrzehnten das beherrschende Zentrum des Nordhofs war! Generationen von Schülern hatten in der Pause in ihrem Schatten gesessen oder sich bei einem Blick aus dem Klassenzimmer über die majestätisch-erhabene Größe und Schönheit dieses Baumes gefreut. Das Bauamt der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen machte schon einmal vorsorglich auf die örtliche Baumschutzverordnung aufmerksam.[33] Es war ein eigenartiges Zusammentreffen von Umständen, dass die SMV in diesen Tagen aus den Einnahmen ihrer diversen Aktionen dem „Sonderkonto Naturschutz“ beim Landratsamt 500.- DM zur Verfügung stellte.
„In eigener Sache“ meldete
sich im Juni 1987 der „Verein der Freunde des Werdenfels-Gymnasiums“
zu
Wort. Und zwar mit einem neuen Informationsblatt, das den symbolhaltigen
Titel Seit mehreren Jahren schon hatten sich Schulleitung und Elternbeirat darum bemüht, an der Kreuzung Bahnhofstraße/Wettersteinstraße den Schulweg durch eine Ampelanlage zu sichern – ähnlich der Fußgängerschutzanlage vor den St.-Irmengard-Schulen. Ein neuer Vorstoß wurde auch jetzt abgelehnt – zu teuer, Störung der grünen Welle zwischen Bahnhof und Rathauskreuzung, so die Argumente der Marktgemeinde. Ein Zebrastreifen wurde ebenfalls verworfen. Sehr hilfsbereit zeigte sich die Marktgemeinde dagegen beim Schulfest am Schuljahresende 1987, zu dem der Elternbeirat des Werdenfels-Gymnasiums einlud. Die Marktstände im Südhof wurden vom Gemeindebauhof transportiert und aufgestellt. Leider kamen sie nicht so recht zum Einsatz, weil das Wetter nicht mitspielte. Der Feierstimmung tat das aber keinen Abbruch – Eltern, Schüler und Lehrer vergnügten sich mit der Fauken Musi, bei den Klängen von Goldis Dampforgel und Bertis singender Zither im Schulhaus. An der Exotik-Bar gab es „fantastische Drinks – sehr zum Wohl auch ohne Alkohol“, eine große Tombola zur Förderung von Sport, Musik und Kunst am Werdenfels-Gymnasium lockte mit einem Mountainbike, gestiftet vom Sporthaus Olympia und dem Elternbeirat. Mit dem Zaubererduo Wokabo und Richi, mit Breakdance und Can Can hielt die gute Stimmung bis weit in die Abendstunden hinein an.
[24] Wir über uns - Werdenfelser Gymnasialnotizen Nr.1/1985/86 [25] ebd. [26] Jahresbericht 1985/86 S. 99 [27] Abiturzeitung 1986/87 S. 3 - Rückblick [28] Jahresbericht 1985/86 S. 150 [29] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 17.12.1986 [30] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 01.06.1987 [31] Wir über uns - Werdenfelser Gymnasialnotizen Nr.1/1986/87 [32] ebd. [33] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 19.12.1986 [34] Die Brücke Juni 1987 Nr. 1
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