Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1909-1918 - Gründungsgeschichte und erste Jahre

 

 

 

Zur Vorgeschichte

Der Fremdenverkehr brachte wohlhabende Leute ins Land, die „He­bung des Wohlstan­des der Werdenfelser Gemeinden“ ging Hand in Hand mit der wach­senden Zahl von Sommerfrischlern. „Wir im Wer­denfelser Land“, so stellte der Gewerbeverein Garmisch-Partenkir­chen im Jahr 1905 fest, „sind mit wenigen Ausnahmen Industrielle; unsere In­dustrie ist der Fremdenverkehr, davon lebt zum größten Teil alles und in erster Linie Handwkerk und Gewerbe.“[1] Der Werden­felser Anzeiger hatte diese Entwicklung schon Jahre zuvor mit den Worten kommentiert: „Die Bürger sind vermöglicher gewor­den, sie können ihre Kinder in Höhere Schulen schicken ... und das alles danken wir dem Frem­den­verkehr.“[2]

Die örtlichen Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder der Handwerksmeister und Klein­fabrikanten, der Kaufleute und Ökonomen waren freilich noch recht dürftig – neben der siebenklassigen Volksschule gab es allenfalls die „Fei­ertags­schule“. Die „Lateinschule“ im Kloster St. Anton war seit 1871 gWallfahrtskirche St. Anton bei Partenkirchen - 1908eschlossen. Wer also mehr erreichen wollte für sei­nen Nachwuchs, der musste die Kin­der in die Stadt schi­cken, in der Regel nach Mün­chen. Und das war nicht nur teuer, son­dern entfremdete die Kinder den bürgerlich-bäu­erlichen Verhältnissen ihrer Hei­matgemeinden unter der Zugspitze. Es waren wohl diese Überlegun­gen, die am Anfang der Ge­schichte des heutigen „Werdenfels-Gymnasiums“ standen und dazu führten, dass interessierte und einflussreiche Bürger sich der Sache an­nahmen. [3]

1903 versicherte ein Garmischer Lehrer, er werde sich bemühen, „die kom­men­den Ge­nerationen mit Bildung auszurüsten, wie sie in heutigen Konkurrenz­kämpfen notwendig sei und werde in ihr den Sinn für Dank­barkeit, Häuslichkeit, Vaterlandsliebe und Religio­sität zu wecken versuchen.“[4] Die Frage, ob man al­lein mit diesen Tugenden gut genug ge­wappnet war, um in der bürgerli­chen Konkurrenz- und Ellbogengesellschaft der Zeit zu bestehen, wurde erstmals öf­fentlich gestellt bei der Versammlung zur Gründung einer Realschule für die Orte Garmisch und Partenkirchen.

 

1909

Den Weg dorthin ebnete zunächst Bezirksamtmann Oskar Freiherr von Ebner-Eschenbach. Am    18. Mai 1909 wandte er sich mit der Bitte um Informationen an die Verwal­tung des fränki­schen Städtchens Lichtenfels, in dem soeben eine Realschule – das „Lichtenfelser Modell“ - errichtet worden war. Von Eb­ner-Eschenbach plante ähnliches. Auch in sei­nem Bezirk sollte eine private Realschule ent­ste­hen. Die Magistrate von Garmisch und Par­tenkirchen hielten diese Pläne zwar für nicht ganz so wichtig und unterstützten den Garmischer Bezirksamtmann zu­nächst nur sehr zögerlich. Der ließ sich aber in seinem Vorhaben nicht beirren.

 

1912

Als sehr günstig erwies sich die Ver­legung des Bahnhofs zwi­schen die Märkte Gar­misch und Par­tenkirchen in Richtung Süden zu seinem heuti­gen Standort. So wurde am alten Bahnhof ein Ge­bäude frei, das sich als Schulhaus ganz ausge­zeich­net eignete. Der Ge­danke, eine Realschule zu errichten, wurde trotz aller Wider­stände weiter eif­rig verfolgt.

Alter Bahnhof Garmisch-Partenkirchen - 1905

Neuer Bahnhof Garmisch-Partenkirchen - 1912

 

[1] Werdenfelser Anzeiger 22.4.1905

[2] Werdenfelser Anzeiger 23.4.1902

[3] Quellen:

Gedruckte Jahresberichte der „Realschule mit Latein Garmisch-Partenkirchen“ (Schuljahre 1918/19, 1926/27 – 1935/36, 1937/38 – 1941/42, 1950/51 – 1969/70, 1971/72 – 2002/03)

Einzelne Jahresberichte der Schulleitung an das Ministerium

Einzelne Niederschriften von Lehrerratssitzungen und anderen Gremien

Einzelne Kultusministerielle Schreiben

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 21.01.1975: „Bürger-Initiative vor 60 Jahren baute die „höhere Bildung“ auf – Die Entstehungsgeschichte des Werdenfels-Gymnasiums“

Festschrift zur Einweihung des neuen Schulgebäudes für die Oberrealschule und das Gymnasium in Garmisch-Partenkirchen am 16. Juli 1955 mit Beiträgen von Hedwig Strobel („Zur Geschichte der Oberrealschule und des Humanistischen Gymnasiums Garmisch-Partenkirchen“) und Oswald Bieber („Der Architekt berichtet“).

Festschrift 50 Jahre Abitur am Werdenfels-Gymnasium und Jahresbericht 1988/89 (Redaktion: Bruno Habersetzer)

Einzelne Ausgaben der Lokalzeitungen: Loisachbote, Werdenfelser Anzeiger, Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, Hochlandbote

[4] Werdenfelser Anzeiger 18.04.1903

 

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006