Die "Weiße Rose", Alexander Schmorell und Schloss Elmau - 1943

 

 

 

Der Gendarmerie-Posten Mittenwald meldet dem Gendarmerie-Kreis Garmisch-Partenkirchen:
 

„... Bereits am 22.2.1943 im Laufe des Nachm. wurde der hiesige Posten durch die Geh. Staatspolizei München fernmündlich beauftragt, nach einem gewissen Alexander Schmorell, geb. 3.9.17 oder 16.9.17 in Orenburg (Russland) vertraulich zu fahnden, der sich vermutlich in Elmau aufhalten sollte und ihn im Betretungsfalle festzunehmen. Eine Personenbeschreibung und der Grund der Festnahme wurde nicht angegeben. Die Fahndung wurde hierauf am 23.2.43 vorm. in Elmau durch HW. d. G. Thalmeier und WdRG. d. Res. Merk des hiesigen Postens durchgeführt, jedoch erfolglos, d.h. es konnte eben dort nirgends jemand unter diesem Namen festgestellt werden.

Zur gleichen Zeit und zwar bereits seit 2 Tagen vorher wurde aber im Gasthaus Elmau ein junger Mann gesehen, welcher wohl dort nicht wohnte, sondern nur als Gast verkehrte und sich „Alexi“ nannte, als er vom Gasthaus Elmau aus ein Ferngespräch nach Tegernsee führte (am Montag, den 21.2.43 zwischen 15 und 16 Uhr) und außerdem auch noch mit Frau Mecirka (Tochter des Dr. Müller und Ehefrau des Dr. Mecirka) im Schloss-Erholungsheim Elmau telefonisch in Verbindung treten wollte. Bei dem Ferngespräch mit Tegernsee (Rufnummer Tegernsee 4116) erholte er sich den jeweiligen Aufenthalt eines Christoph Probst und zwar von dessen Mutter, welche dabei sagte, daß ihr Sohn z. Z. in Aldrans bei Innsbruck aufhalte und ständig in Ehrwald wohnen würde. Weiter sagte dabei die Mutter des Probst, daß sich die Frau von ihrem Sohn z. Zt. im Krankenhaus in Tegernsee befände. HW Thalmeier und WdR Merk wurde nun bei der am 23.2.43 u.a. auch in der Gastwirtschaft des Gutes Elmau durchgeführten Fahndung nach dem bereits genannten Schmorell durch Gutsverwalter Richardsen, dessen Ehefrau und der im Büro dieser Wirtschaft tätigen Buchhalterin Hansen auf den verdächtigen jungen Mann (Alexi) aufmerksam gemacht, als sich dieser zufällig zur Mittagszeit wieder in das Gasthaus Elmau begab. Der betr. junge Mann legitimierte sich bei der hierauf durch HW Thalmeier und Merk vorgenommenen Kontrolle mit einem bulgarischen Reisepaß als Nicolai Nicolaeff, geb. 3.11.20, gab an, in München, Neuturmstr. 26 bei Griesheimer ständig zu wohnen, an der technischen Hochschule in München zu studieren, z. Zt. sein Studium auf einige Zeit auszusetzen, vom 21. bis 23.2.43 in einem Privatquartier in Krün gewesen zu sein und jetzt nach Mittenwald gehen würde. Nachdem das im Reisepaß angebrachte Lichtbild mit der kontrollierten Person übereinstimmte, wurde dem Vorbringen geglaubt, obwohl der Beamte zu diesem Zeitpunkt durch Dr. Richardsen ctr. bekannt war, daß der Mann sich vorher als Alexi bezeichnete, bei dem Ferngespräch mit Tegernsee die Adresse eines Christoph Probst erholte und sie den Zeitungsbericht im VB vom 23.2.43 Nr. 54 S. 4 (Todesurteile weg. Vorbereitung zum Hochverrat), laut diesem u.a. ein 23 Jahre alter Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck am 23.2.43 zum Tode verurteilt worden war, gleichzeitig in Händen hatten.“

 Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61687 - Staats- und Gemeindevollzugspolizei 1943

 

© Alois Schwarzmüller 2009