Ein Kriegsende - Garmisch-Partenkirchen in den letzten Apriltagen 1945

 

 

 

 

 

Dr. Zitzen
Garmisch-Partenkirchen
1945

 

Als die Amerikaner auf dem Vormarsch auf Garmisch waren, fuhr Oberst Hörl mit seinem Adjutanten in Richtung Ohlstadt entgegen, um Garmisch kampflos zu übergeben – zum Segen von Garmisch, seinen Einwohnern u. Verwundeten.

Ich, der Unterzeichnete, ein alter Kamerad und Freund von Oberst Hörl aus der Infanterieschulzeit, betreute damals im Haus der Kommandantur eine Heereszahnstation. In Sorge um seine Sicherheit – da er ja kein Freund des Nationalsozialismus war – begab ich mich in sein Vorzimmer.

Nachdem der Oberst weggefahren war, klingelte das Telefon: Es wurde der Kommandant verlangt. Meine Antwort: "Der Herr Oberst hat seinen Gefechtsstand ins Freie verlegt." Die Gegenfrage: „Ist denn keiner der Herren mehr da?" Ich gab zur Antwort: "Jawohl Herr Oberst Baron Letaus und Herr Oberst Hofmann." "Rufen Sie mir einen der Herren ans Telefon!"

Oberst Letaus hörte ich nur immer sagen: „Jawohl, Herr Generalfeldmarschall." Nun wusste ich, es war Kesselring: „Garmisch muss unter allen Umständen verteidigt werden!" sagte mir hernach der Oberst.

Baron Letaus war bei mir Patient und kam aus einem Lazarett. Ich gab dem Oberst den guten Rat: "Gehen Sie wieder ins Lazarett. Dort sind Sie geschützt und ohne jede Verantwortung."

Soweit meine Erinnerung aus dem letzten Kriegstag für Garmisch.

München, 8. Mai 1985
gez. Dr. Zitzen (*1904)

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006