Ein Kriegsende - Garmisch-Partenkirchen in den letzten Apriltagen 1945

 

 

 

 

 

Hubert Gais

Obltn. Stab Geb.Jäg.E.u.A.Rgt. 537 - Garmisch-Partenkirchen, 15.05.1945

 

Tagebuch-Aufzeichnungen aus der Zeit unmittelbar vor der Besetzung von Garmisch durch die Amerikaner.

Die vom Stellv.Gen.Kdo. VII A.K. befohlenen Massnahmen zur Verteidigung des Schutzbereiches Garmisch werden so eingeleitet, dass die Sperrlinien in unbewohnte Geländeabschnitte zu liegen kommen und so Ortschaften und Bevölkerung in weitgehendem Masse von Schaden durch Waffeneinwirkung bewahrt werden. An einigen wenigen Stellen lässt sich dieser Gesichtspunkt allerdings aus taktischen Gründen nicht durchführen.

Von Brückensprengungen wird völlig abgesehen. Der Zeitaufschub, der durch Sprengungen erreicht werden soll, kann auch durch Bau von Panzerspitzgräben, die durch das Straßenprofil gezogen werden, erzielt werden. Auf diese Weise kann die große Ammer-Brücke bei Echelsbach erhalten werden.

Sonntag, 22.4. SS Obergruppenführer Dr. Kammler (Sonderbeauftragter des Führers) bezieht mit seinem Stabe (rund 6oo Mann) Quartier im Raume Graswang-Oberammergau. Der Antransport erfolgt mot. durch eine Grosszahl hochwertiger P.K.W, und L.K.W. Die Spalte Transportraum in den Fahrbefehlen ist ausgefüllt mit "hochwertiges Forschungsgut". Die Bauern finden auf dem Anfahrtsweg eine durchlaufende Spur Kaffeebohnen, die den Begriff "Forschungsgut" erläutern.

Um I8.00 Uhr Alarmmeldungen über einen feindlichen Durchbruch in den Raum nördl. des Bodensees.

Montag, 23.4. Stellv.Gen.Kdo VII A.K. fordert durch unterschriftslosen Funkspruch (Fernsprechverbindung gestört) die Korps-Reserve - schwaches Batl. aus den Resten des I./98 Garmisch - an. Abtransport unmöglich, da Bahnstrecke bei Weilheim unterbrochen und sämtliche Mot.-Fahrzeuge für den Einsatz „Leuthen" abgegeben sind.

Oberst Hörl fährt im Laufe des Tages zum Chef des Stabes VII A.K. (Oberst Großer) nach Kempfenhausen zur Lagebesprechung. Ortskdt. Oberammergau (Obltn. Burger), hat mit Dr. Kammler eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf sich Kammler äusserst anmaßend benimmt. Er hat mit 6oo Mann und umfangreichen Kfz.-Park im Raum der Ortskommandantur Quartier genommen, ohne sich vorher mit dem Ortskommandanten oder dem Kdeur. des Schußbereiches ins Benehmen zu setzen.

Dienstag. 24.4. Fahrt nach Mittenwald zur Gebirgsjägerschule. Besprechung zwischen Oberst Hörl, Oberst Pfeiffer und Major Weber; später werden Oblt. Gais und Lt. Dickhoff zugezogen. Am frühen Nachmittag spricht Oberst. Hörl zu den versammelten Offz. der R.O.B.-Lehrgruppe 537 Luttensee:

„Die Lage ist klar. Die zur Verfügung stehende Truppe ist für einen erfolgversprechenden Widerstand zu schwach und vor allem völlig unzureichend ausgerüstet. Es fehlt in der Hauptsache an Gebirgs- und Pak-Geschützen (überhaupt nicht vorhanden), Granatwerfern und s.MG. Die Mannschaften sind nur zu 3/4 mit Handfeuerwaffen (großenteils ausländischer Fabrikation) ausgerüstet. Die 1. Munitionsausstattung ist nur bei 1/3 gewährleistet, sonst stehen dem Mann nur 6 Schuß zur Verfügung. Mit Panzerfäusten können lediglich die 3 Sperrlinien an den Gebirgseingängen ausgestattet werden.

Sollte trotz dieser Waffen- und Munitionslage an einer Stelle der Widerstand glücken, wäre er von der übermächtigen feindl. Luftwaffe unter Vernichtung sämtlicher umliegender Ortschaften, die z.T. weit über das erträgliche Maß mit Lazaretten belegt sind, in kurzer Zeit zerschlagen. Nach Lage der Dinge ist mit einem Widerstand weder die begründete Hoffnung verbunden, Zeit zu gewinnen für den Aufmarsch einer (nicht vorhandenen) Armee in Tirol, noch die Aussicht vorhanden, eine Wendung der allgemeinen Kriegslage herbeizuführen. Für uns gilt es daher, nicht in den Unterhosen überrascht zu werden und unter Wahrung unserer soldatischen Ehre Lazarette, Bevölkerung und den uns anvertrauten Heimatraum vor einer sinnlosen Vernichtung zu bewahren. 0b der Führer noch lebt, ist äußerst ungewiß. Seit längerer Zeit haben wir keinen Befehl mehr von ihm erhalten. Unsere Verpflichtung gilt nun allein unserem Volk."

Mittwoch, 25.4. Major Pössinger übernimmt den mot. Streifendienst im Schutzbereich mit dem Auftrag unberechtigt fahrende Kfz. sicherzustellen. Ein überdimensionaler Omnibus mit Möbeln von Christian Weber und ein Pkw, beladen mit Teppichen von Reichsmarschall Göring, werden u.a. eingebracht. Oberst Hörl genehmigt die von Oblt. Gais unter Mithilfe von Standort-Offz. Rittm. Mayr abgefasste Proklamation an die Bevölkerung der Landkreise Weilheim und Garmisch-Partenkirchen.

Oberst Hörl übernimmt darin die Gesamtverantwortung sowohl auf militärischem wie auf zivilen Gebiet, um damit Ruhe und Ordnung bei der Zivilbevölkerung und in den Ausländerlagern, wie auch die Disziplin bei der Truppe, den zahlreichen zugezogenen Einheiten und Stäben und den Kriegsgefangenen zu garantieren.

Am Nachmittag fährt Oberst Hörl in Begleitung von Oblt. Gais zum Chef des Stabes VII A.K. um den Erlass der Proklamation von der vorgesetzten Dienststelle genehmigt zu erhalten. Auf der Fahrt wird eine Auffangstelle, von Dr. Kammler eigenmächtig errichtet, von Oberst Hörl persönlich ihres Dienstes enthoben. In Kempfenhausen eingetroffen ergibt sich, dass der Chef des Stabes am gleichen Tag eine ähnliche Proklamation dem Befehlshaber zum Vorschlag gebracht hat. Die 1 1/2 stündige Besprechung endete mit dem Ausscheiden von Oberst Großer aus seiner Dienststellung und seiner Überführung ins Lazarett. Der Ia VII A.K. Major Stefani nimmt die Proklamation Garmisch und einen schnellverfassten Lagebericht aus dem Schutzbereich (Zuströmen hoher und höchster Stäbe und rückwärtiger Einheiten unter entwürdigenden Umständen, Stimmung der Bevölkerung auf dem Siedepunkt, bei Weitem unzureichende Bewaffnung und Munitionierung der Truppe, die stärkemäBig gerade ausreicht, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten) mit zum Befehlshaber in das 70 km entfernte Stabsquartier. In der Nacht bringt ein Ferngespräch das Einverständnis des Befehlshabers zur Proklamation. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit wurde eine Überfallkommando mot. aufgestellt.

Donnerstag. 26.4. Oberst Hörl fährt mit der Proklamation zum Landrat Dr. Wisent, der in allen Punkten einverstanden ist und anschliessend zu Kreisleiter Schiede. Letzterer macht Einwände und schlägt vor, einen Gegenentwurf auszuarbeiten. Oberst Hörl gibt sich damit zufrieden, da der Zeitpunkt zu einer gewaltsamen Aneignung der Macht noch verfrüht ist.

Das Einströmen von Kfz. mit rückwärtigen Einheiten, hohen Stäben und Teil-Ministerien vervielfältigt sich und erfordert zu den bestehenden Streifen, Auffangstellen und Ortskommandanturen einen zusätzlichen Apparat, der die Kontrolle über die zu- und durchziehenden Einheiten und Stäben sämtlicher Wehrmachtteile und die flüchtenden zivilen Dienststellen ausübt.

Die Gebirgsjägerschule stellt zu diesem Zweck rund 20 Offz. zur Verfügung. Oblt. Gais fährt zum Kdeur. der Schule um die Abstellung für den nächsten Tag personell sicherzustellen. Oberst Pfeiffer äussert sich zur Lage dem Sinn nach folgendermaßen: „Die Partei mit ihrem unwürdigen Verhalten hat ausgespielt und ist nicht wert, dass auch nur Einer unserer Gebirgsjäger ihretwegen sein Blut vergießt."

Freitag, den 27.4. Einweisung der Offz. der zusätzlichen Auffangstellen und Ortskommandanturen in ihre Aufgaben. Ab 28.4. 06.00 Uhr ist der Dienst aufzunehmen.

Die Proklamation vom 25.4. ist durch die Bearbeitung durch den Kreisleiter so verwässert, dass sie ihren Zweck, die Bevölkerung durch eine eindeutige Stellungnahme der verantwortlichen Wehrmachtdienststelle zu beruhigen, verfehlt. Das Überfallkommando wird mehrmals eingesetzt.

Am Spätnachmittag wird gemeldet: Amerikaner mit Panzern in Schongau eingedrungen. Straßenbrücke über den Lech gesprengt. Befehl an den Unterführerlehrgang 537 Eschenlohe (Oblt. Mühlbauer): "Offz.Spähtrupp mot. klärt Panzer-Feind im Raum Schongau auf." Der Spähtrupp meldet um 23.00 Uhr: Feind in Stärke eines Batl. verstärkt durch 3 Panzer in Peiting eingedrungen, hat dort Ortsbiwak bezogen. Feindl. Ari-Störungsfeuer im Raum Hohenpeissenberg. Befehl an Major Helfer (Schutzkreis Murnau): Feind wie oben - Schutzkreis Murnau zieht sich bei überlegenem Feind in hinhaltendem Widerstand auf die Nahsicherung von Murnau zurück. Die Sperren im Norden, Nordwesten u. Westen des Schutzkreises sind zu schliessen. Gegen Mitternacht Meldung des Offz. der Auffangstelle Rottenbuch Hptm. Pasold: „Bei meiner Ankunft in Rottenbuch stelle ich fest: Ein durchlaufender Strom flüchtender Einheiten und Stäbe der Wehrmacht z.T. mot. wälzt sich regel- u. führerlos nach Süden, Ich allein bin machtlos dagegen. Meine Mannschaften treffen erst mit Beginn des nächsten Tages ein."

Befehl an 2. Marschkomp. Oberammergau, Batl. 61 Murnau und Geb. Nachrichtenkomp. 1 Ohlstadt: „Flüchtlingsstrom aus Norden ist bei Saulgrub (2. Marschkompanie) in Murnau (Batl. 61) und am Straßenabzweig Olympiastraße – Ohlstadt (Geb. Nachr. Komp. 1) von Westen nach Osten in Richtung Bad Tölz abzuleiten."

Samstag, den 28.4. Oberst Hörl fährt – ein Zivilist meldet auf der Fahrt, dass im Münchner Sender eine Bayer. Freiheitsbewegung sendet – um 5.30 Uhr in Begleitung seines Ia nach Murnau (Major Helfer) zur Lagebesprechung. Auf der Rückfahrt wird Oberammergau besucht. Oblt. Burger meldet, dass Dr. Kammler mit seinem Stab in der Nacht zum 28.4. ausgerissen ist. Der Flüchtlingsstrom ergab bei Saulgrub starke Stauungen, es gelingt jedoch die rechtzeitige Ableitung nach Westen.

Fernmündliche Meldung des mit der Ortskommandantur Penzberg beauftragten Offz.: "In Penzberg starke Bewegungen in der Bevölkerung. Der örtliche Bürgermeister soll abgesetzt und durch einen Sozialdemokraten ersetzt worden sein."

Fernm. Meldung Batl. 61 ergänzt durch Meldung Auffangoffz. Peißenberg Major Pelikan: „Die Abwehrmannschaften der Sperre Hohenwart westl. Peißenberg gingen am 27.4. nachmittags bis auf 1 Mann vor der drohenden Haltung der Bevölkerung flüchtig. Die Sperre wurde durch Mannschaften der Auffangstelle Peißenberg unter Kommando eines Feldw. erneut besetzt. In der Nacht gingen davon weitere Mannschaften flüchtig, sodass die Sperre nicht mehr verteidigt werden kann." Fernm. Meldung Hptm. Jungnitsch (Batl. 61): "Oberst Witte (Standortbereichsführer Weilheim) beabsichtigt sich selbstständig zu machen und mit seinen 100 Mann Landesschützen (franz. Gewehre mit je 10 Schuß Munition) und einer durchfahrenden Flakbattr. Weilheim zu verteidigen."

Befehl an Batl. 61:" Major Helfer stellt das alte Befehlsverhältnis her. Ortsverteidigung Weilheim bei den schwachen Kräften unsinnig. Befehl vom 27.4. bleibt aufrechterhalten."

Oberst Hörl hat nach Rückkunft eine Lagebesprechung angesetzt, an der neben den Offz. des engeren Stabes auch Major Pössinger und Hptm. Müller (Kdeur. I./98) teilnimmt. Obstltn. Bauernfeind verschafft sich Zutritt zur Besprechung, stellt sich als Sonderbeauftragter des Führers vor, beschuldigt Oberst Hörl mangelnder Dienstaufsicht, droht mit Standgericht und befiehlt auf die Bevölkerung zu schießen, wenn sie kriegsmüde eingestellt ist. Oberst Hörl legt energisch seinen Standpunkt klar. Hptm. Müller und Lt. Grabichler geben dem Sonderbeauftragten eindeutig zu wissen, dass sämtliche Offz. und Mannschaften in Frontkameradschaft hinter ihrem Oberst stehen. Die Offz. des Stabes treffen Vorkehrung zur Festnahme des Sonderbeauftragten für den Fall, dass er seine Drohungen verwirklichen will. Obstltn. Bauernfeind zieht sich sichtlich beeindruckt, auch durch inzwischen vorgebrachte Lageberichte über die Stimmung der Bevölkerung und die Moral der flüchtenden durchziehenden Truppenteile aufgeklärt, zurück.

Das schwache Batl. aus den Resten des I./98, am 25.4. nach Stockdorf bei München verladen, wurde im Raum Schongau eingesetzt, mit Panzern und mot.Infantrie auf die Sperrlinie südl. Oberammergau aufgeprallt. Kämpfe sind im Gange. Der Feind ist übermächtig. Die feindl. Ari. wirkt schon in den Raum Ettal. Im Kloster Ettal ist das Deutsche Rote Kreuz und ein Lazarett mit zahlreichen Schwerverwundeten untergebracht. Lt. Grabichler, im Auftrag von Oberst Hörl, entwirft und bringt durch Lautsprecherwagen der Garmischer Bevölkerung eine Proklamation folgenden Inhalts zur Bekanntgabe: "Garmischer, verhaltet euch ruhig, bewahrt Disziplin. Euere Gebirgsjäger haben die Verantwortung für das Kommende übernommen. Ich verhänge über die Stadt Garmisch-Partenkirchen das Standrecht. Ortsfremde Truppenteile, Stäbe und Dienststellen haben sofort die Stadt zu räumen. gez. Hörl Oberst". Oberst Pfeiffer kann sich jetzt den Ausführungen von Oberst Hörl über die Unsinnigkeit, das Lazarett und Rote Kreuz in Ettal der Vernichtung preiszugeben, nicht verschließen. Kurz erwägt er eine weitere Verteidigung südl. Oberau oder bei Farchant. Von der Aussichtslosigkeit auch dieser Maßnahmen wird er ebenso überzeugt wie davon, dass Garmisch als Laz.-Stadt kampflos dem Feind übergeben werden muß. Daraufhin begibt sich Oberst Pfeiffer nach Mittenwald.

Obtl. Gais setzt sich mit dem Genfer Roten Kreuz in Grainau in Verbindung und führt Herrn Mornier, den Führer der Delegation, zu Oberst Hörl. Herr Mornier erklärt sich bereit, die Verhandlungen für eine Übergabe von Garmisch-Partenkirchen zu übernehmen. Er fährt mit Major Pössinger und Lt. Grabichler als Parlamentären und dem Sonderführer Palmié als Dolmetscher zum Kampfort südl. Oberammergau.

Oberst Hörl fährt nach Ablauft einer Stunde ebenfalls dorthin, um sich persönlich über den Stand der Ereignisse zu unterrichten, la verständigt Batl. 61 (über Gestüt Schwaiganger) Geb.Nachr.Kp.1 und Unterführerlehrgang Eschenlohe von den eingetretenen Ereignissen.

Um 17.00 Uhr kommt fernmündl. Befehl Oberst Pfeiffer: "Auf Befehl Gen.Feldmarschall Kesselring wird der Raum Garmisch bei Farchant verteidigt. Schicke zur Verteidigung 250 Offz. der OKH Führer-Reserve Mittenwald. " Der Befehl kommt wegen Zeitmangels nicht mehr zum Tragen. Um 18.45 Uhr rollen die ersten amerikanischen Panzer in Garmisch ein.

Gez. Gais, Oblt. u. Ia

 

Beschreibung der Episode mit Obstlt. Bauernfeind am 28. April 1945

Nach einer Fahrt Garmisch – Murnau – Oberammergau – Garmisch, durch die sich der Kdr.Geb.Jg.Ers.Rgt.537 Garmisch Oberst Hörl über die Lage im Vorgelände von Garmisch Einblick verschafft hat, wird am Vormittag des 28.4.45 eine Besprechung angesetzt, an der die Offiziere des engeren Rgt.Stb., der Kdr.I./98 und der Führer des mot. Streifendienstes teilnehmen.

Zu dieser Besprechung verschafft sich der bis dahin unbekannte Obstlt. Bauernfeind Zutritt. Er gibt sich als Sonderbeauftragter des Führers zu erkennen, beschuldigt Oberst Hörl mangelnder Dienstaufsicht, da er nicht alles zur Verteidigung Mögliche getan hätte und droht mit Standgericht. Dem Sinne nach niedergeschrieben, antwortet Oberst Hörl Folgendes: "Er komme eben von einer Fahrt aus dem Garmischer Raum und sei über die Lage bestens unterrichtet. Die flüchtenden, völlig aufgelösten Truppenteile könnten nur mit Mühe durch den Garmischer Raum nach Süden geschleust werden, an eine Reorganisierung sei bei ihrer Demoralisierung nicht zu denken, ganz abgesehen davon, daß weder Waffen, noch Ausrüstung und Verpflegung für sie zur Verfügung stünden. Die Bevölkerung sei des Krieges müde. Widerstand sei sinnlos, da nichts mehr zu retten sei, sondern nur noch weitere Menschenleben und die letzten Sachwerte unserer Heimat vernichtet würden. Zudem seien die zur Verfügung stehenden Truppenteile nur ein geringer Bruchteil des anrückenden Feindes mit einer mittelalterlichen Bewaffnung, ohne Munitionsausstattung. Einzig und allein gelte es jetzt nur noch die soldatische Ehre zu retten." Obstlt. B. sucht sich mit großem Stimmaufwand und unter Hinweis auf den dem Führer geleisteten Eid durchzusetzen, verlangt, daß auf die kriegsmüde Bevölkerung geschossen werde und versucht Oberst Hörl von seinen Offizieren zu isolieren. Dem entgegnen die Offiziere, daß sie in Frontkameradschaft hinter ihrem Rgt.Kdr. stünden. Durch drastische Einzelmeldungen beleuchten sie die Entwicklung der Lage. Sichtlich beeindruckt durch diese Stellungnahme verläßt Obstlt. Bauernfeind die Besprechung, Der Unterzeichnete war Teilnehmer der Besprechung und bestätigt obigen Verlauf an Eides statt.

München, den 25. November 1946

Gez. Hubert Gais

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006