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01
- Die Bewerbung - „Eine bayerische Sache“
02 - Olympischer Gedanke und nationalsozialistische
Ideologie
03 - Internationale Anerkennung für den
„Friedenskanzler“ Hitler
04 - „Ein Land der Ruhe und Ordnung“
05 - Die Präsenz der NS-Führung bei den Winterspielen:
08 -
Antisemitismus führender Sportfunktionäre
09 -
Ein Bericht aus dem Alltag
10 - Die Zwangsvereinigung von Garmisch und
Partenkirchen 1935
11 - Kontrolle und Steuerung der Berichterstattung
12 - Auswahl der deutschen Athleten
13 - Die internationale Boykottbewegung
14
- Aus dem Polizeibericht: Lokale Aktionen gegen das
NS-Regime
15 - Jüdische Bürger und Gäste in
Garmisch-Partenkirchen nach 1936
16 - Olympismus und Faschismus in den dreißiger Jahren
17 - Die Vergabe der Winterspiele 1940 an
Garmisch-Partenkirchen
18 - Olympische Elite?
19 - Schicksale
20 - „Nicht alle ließen sich täuschen“
09
Ein
Bericht aus dem Alltag
„Der nachfolgende
Bericht schildert besonders anschaulich den Propagandarummel, den
die Nationalsozialisten mit der Winterolympiade entfaltet hatten.
München, die „Hauptstadt der Bewegung“ stand den ganzen Monat Januar
im Zeichen der bevorstehenden Winterolympiade in
Garmisch-Partenkirchen. Plakate in den Schaufenstern und
Straßenbahnwagen, Transparente über den Straßen, Ankündigungen der
Reichsbahn über billige Sonderzüge. Reportagen in den Zeitungen,
belegt mit Photos über die zu erwartenden ausländischen
Mannschaften, waren das äußere Bild. Das ganze Um und Auf der
Werbung konnte den Eindruck erwecken, als wenn die ganze Welt
teilhabe an dieser internationalen Veranstaltung und niemals
Differenzen bestanden hatten zwischen dem nationalsozialistischen
Deutschland als Gastland und dem an der Olympiade teilnehmenden
übrigen Ausland. Die im Vorjahr auch der großen Masse fühlbare
Isolierung schien aufgehoben zu sein durch den internationalen
Charakter der Veranstaltung. Überall wurde diskutiert, hauptsächlich
von jüngeren Leuten der Mittelschichten über die Erfolgsaussichten
der ausländischen und der heimischen Kämpfer und die früher so oft
gehörten gehässigen Bemerkungen über die Franzosen und die falschen
Italiener wichen sportlichen Wertungen dieser Mannschaften. Der
Großteil der Bevölkerung aber, die Arbeiter vor allem, zeigte sich
desinteressiert an dieser Veranstaltung und man konnte nicht selten
den Ausspruch hören: „Nichts wie Olympiade, was wird dies wieder für
Unmasse Geld kosten." Kraft durch Freude rüstete sich für die
Sonderfahrten nach Garmisch, die alle ausverkauft waren wegen der
billigen Fahrtgelegenheit. Im Fahrpreis von 4,70 Mk. war inbegriffen
die Eintrittskarte für das Eisstadion und das Mittagessen. Nicht das
sportliche Ereignis war der Hauptanlass dieser starken Beteiligung,
sondern mehr die günstige Gelegenheit, einen äußerst billigen
Sonntagsausflug machen zu können. Die von der KdF erbaute Festhalle
in Garmisch, in der allabendlich bayerisches Volkstum gezeigt wurde,
kam mehr den interessierten Ausländern zugute als den KdF-Fahrern,
die mehr oder weniger nur die Staffage für die Gesamtveranstaltung
bildeten. Das Eisstadion war täglich ausverkauft und es wurden sehr
hohe Überpreise bezahlt. Die Bonzokratie und die Schwerverdiener
des neuen Deutschlands waren dort zu sehen. Dauerkarten für alle
Veranstaltungen der Olympiade kosteten 170,- Mk. Welcher Arbeiter
oder Angestellte konnte sich eine solche Ausgabe leisten? Wohl waren
bei der Abschlussfeier 10 000 herbeigekommen, die alle mehr oder
weniger begeistert von der Aufmachung des ganzen Abends nach Hause
fuhren. In der Öffentlichkeit hört man sehr viel über die
ungeheuren Kosten der Organisation (besonders Umbauten der
Reichsbahn, Sendeanlagen usw.), die die Gesamtheit als Steuerzahler
zu tragen hat. Nicht verschweigen darf man das große Interesse der
Jugend, auch aus Arbeiterkreisen. Arbeitersportler, mit denen ich
sprach, erklärten mir auf meinen Einwand, ob man nicht doch die
Olympiade boykottieren sollte, dies wäre nicht möglich, da in diesem
Falle das sportliche Interesse weit über das politische gehe.“
Deutschland-Berichte der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) 1934-1940 Dritter
Jahrgang 1936 - (Frankfurt am Main 1980) S. 163 f.
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