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IV. Olympische Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen Die Kehrseite der Medaille Eine Ausstellung im Olympia-Skistadion
Texte und Materialien für die Leseecke |
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08 Antisemitismus führender Sportfunktionäre
Karl Ritter von Halt Präsident des Organisationskomitees der IV. Olympischen Winterspiele 1936 - Schon in der Frühphase der Machtergreifung der Nazis war von Halt als Vorsitzender des DSB maßgeblich daran beteiligt, mit Hilfe des Gesetzes zur "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 jüdische Verbandsfunktionäre aus ihren Ämtern zu entfernen. 1936 war er an der Enteignung eines jüdischen Grundstückes in Garmisch-Partenkirchen für das Olympia-Organisationskomitee beteiligt. Am 31. Januar, eine Woche vor der Eröffnung der Winterspiele, wandte sich deshalb der Partenkirchner Rechtsanwalt Karl Roesen in einem Brief an von Halt. Es ging um ein Grundstück, auf dem bereits die Verwaltungsbaracken des OK standen. Das Grundstück befand sich im Besitz von Markus Friediger. Friediger war Jude. Roesen schrieb: „Mit Beschluss des Notariats Garmisch-Partenkirchen bin ich zum Zwangsverwalter im Zwangsverfahren Markus Friediger … für die Grundstücke des Herrn Friediger bestellt. … Da Sie auf diesen Grundstücken eine Reihe von Baracken erstellt haben, nehme ich an, dass Sie zu einer Pacht der Grundstücke rückwirkend ab 1. November bereit sind. Es wird zweckmäßig sein, den Vertrag noch vor Beginn der Winterspiele zu schließen." Am 18. Februar, zwei Tage nach der Schlussfeier, schrieb Roesen erneut an von Halt und wurde nun deutlicher: „Die Angelegenheit ist insofern heikel, als Eigentümer der Grundstücke der Jude Friediger ist. Da nun ohne weiteres über die Grundstücke verfügt worden ist, so könnten unter Umständen daraus noch unerwünschte Weiterungen ev. Berichterstattungen sich ergeben.“ Zwei Tage später wurde der Pachtvertrag abgeschlossen. Von Halt wollte vertuschen, daß man das Friediger-Grundstück, auf dem heute das Werdenfels-Gymnasium steht, widerrechtlich für die Olympischen Spiele benutzt hatte. Bundesarchiv 70/Or1/B116 Frank Tiemann, Ein Sportfunktionär zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Die Karriere von Karl Ritter von Halt (Münster 1997) S. 53
Im Übrigen schreckte von Halt auch nicht davor zurück, einheimische Kritiker der Olympiamaßnahmen bei der Bayerischen Politischen Polizei zu denunzieren. Bekannt wurde dieser Fall: Anton Wackerle aus Partenkirchen hatte im Gespräch mit einem Korrespondenten des Wolffschen Telegraphenbüros über die neue Olympiasprungschanze die Zweckmäßigkeit der Anlage in Frage gestellt. Von Halt nahm das zum Anlass, die BPP zum Einschreiten aufzufordern: „Ich möchte die Politische Polizei auf das Verhalten dieses Herrn Wackerle hinweisen… Es geht nicht an, dass in niederträchtiger Art und Weise von gewissenlosen Elementen … solche Gerüchte verbreitet werden.“ Der Cheforganisator der Winterspiele bediente sich also des Terrorapparates der Nazis, um Kritiker seiner Arbeit einzuschüchtern oder vielleicht sogar auszuschalten. - Bundesarchiv 70/Or1/B116 Frank Tiemann, Ein Sportfunktionär zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Die Karriere von Karl Ritter von Halt (Münster 1997) S. 53
Peter le Fort
Generalsekretär der IV. Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen
"Sehr geehrter Herr
Dr. Diem, die Firma Poellath hat offizielle Festabzeichen für die IV.
Olympischen Winterspiele teilweise auch an jüdische Firmen geliefert. Ich stehe
auf dem Standpunkt, dass dies unter allen Umständen unterbleiben muss. Reinhard Rürup, 1936. Die Olympischen Spiele und der Nationalsozialismus (Berlin 1996) S. 92
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