1936 - Anmerkungen zu den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

 

 

"Behandlung jüdischer Sportsleute in Deutschland" - Die Boykottbewegung

 

30.12.1935

Botschafter a. D Ch. H. Sherrill an Baron Le Fort:

„Nach zweimonatigem schrecklichem Kampf ist unsere olympische Wintersport-Mannschaff nach Garmisch abgereist. Es ist günstig für Dr. Brundage, dass er in Chicago lebt, wo die Juden nicht die Herrschaft haben…

Ich schreibe Ihnen heute, um Sie dringend zu bitten, der Vereinbarung des Führers mit Baillet-Latour nachzukommen und alle antijüdischen Tafeln in Garmisch-Partenkirchen entfernen zu lassen, ehe die amerikanische Mannschaft dort eintrifft. Sollte dies nicht geschehen, so ist ernstlich damit zu rechnen, dass viele der amerikanischen Mannschaft sofort wieder abreisen und dann auch nicht nach Berlin kommen werden. Berlin wird dafür Garmisch die Schuld geben."

Bundesarchiv Potsdam - 70 Or 1 G 122

 

03.01.1936

Avery Brundage, Präsident des Amerikanischen Olympischen Komitees, an Ritter von Halt:

„Dear Karl,… the Jews and the Communists threatened to spend a million dollars to keep the United States out of Germany. The real sport leaders of the country were practically unanimous in feeling that politics had no place in the Olympic picture, but by the use of bribery, corruption, political trickery and other contemptible tactics, the opposition almost defeated us…"

Bundesarchiv Potsdam - 70 Or 1 G 147

 

21.01.1936

Bayerische Politische Polizei – Betreff: Flaggenschmuck der Hotels während der Winterolympiade:

„Gaststätten-, Hotel- und Pensionsbesitzer können neben der deutschen Reichsflagge auch in den Farben jener Nation flaggen, deren Vertreter sie beherbergen.

Juden als Hotel-, Gaststätten- oder Pensionsbesitzer dürfen die deutsche Flagge nicht zeigen, wohl aber die Farben jener Nationen, deren Vertreter bei ihnen untergebracht sind."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61971

 

06.02.1936

Deutsches Nachrichtenbüro – London, 6. Februar:

„Die Morning Post veröffentlicht einen unfreundlichen Bericht aus Garmisch-Partenkirchen über die Eröffnung der Winterspiele. Die Naziregierung habe einige der Unannehmlichkeiten des Dritten Reiches beseitigt. Garmisch-Partenkirchen sei offiziell von allen antisemitischen Zeichen, von den Stürmer-Kästen usw. befreit worden. Auf den Straßen von München nach Nürnberg und nach Augsburg sehe man jedoch immer noch viele der judenfeindlichen Schlagworte. Die Wetterlage in Garmisch sei immer noch alles andere als hervorragend. In den letzten 48 Stunden hätten sich neun olympische Kämpfer Brüche oder Verletzungen zugezogen."

Bundesarchiv Potsdam - 70 Or 1 P 29

 

© Alois Schwarzmüller 2006