1933 - Der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

Die Reichstagswahl am 12. November 1933

Quellen

 

Nach dem Verbot von KPD und SPD, der Selbstauflösung des Zentrums, der BVP, der DNVP und kleinerer Parteien im Juni und mit dem „Gesetz gegen die Neubildung von Parteien" im Juli 1933 war das Monopol der NSDAP bis zum Jahresende 1933 endgültig gefestigt. Bei der "Reichstagswahl" am 12. November legte die NS-Regierung eine Einheitsliste vor. Die Wahl war verbunden mit der Frage, ob die Politik, die zum Austritt aus dem Völkerbund geführt hatte, gebilligt werden solle. 92 Prozent der Wähler stimmten dafür. Die Entwicklung zum totalitären Führerstaat war vollzogen

In Garmisch rief Bürgermeister Thomma die Wählerinnen und Wähler dazu auf, der Welt gegenüber „eine machtvolle Demonstration des geeinten neuen Deutschlands" zu zeigen.

Die Organisation der Wahl sollte dafür sorgen, dass die Wahl zu einem Erfolg des Einheitsstaates werden sollte: In den Wahllokalen saßen drei bis sechs Beisitzer, „die im Benehmen mit der NSDAP berufen" wurden, der ganze Wahlvorstand durfte in Uniform und mit Parteizeichen erscheinen. Es sollte ja keine freie Wahl mehr sein, sondern eine „machtvolle Demonstration". Stimmzettel, die mit einem Hakenkreuz versehen wurden, waren als gültig anzusehen. Stimmte ein Wähler dagegen mit „Nein", dann war der Stimmzettel ungültig, denn der Wähler „will die NSDAP nicht wählen, gibt aber nicht zu erkennen, was er wählen will. Da es keine weiteren Parteien gibt, kann in diesem Fall der Stimmzettel nur ungültig sein." Mit dieser Logik erzielte die NSDAP auch in Garmisch-Partenkirchen ein eindeutiges Ergebnis: 4635 Wähler von 4745 hatten ihre Stimme für Hitler abgegeben, 60 hatten mit Nein gestimmt. Das waren 98,71 Prozent für Hitler, 1,29 gegen ihn. Die Manipulationen im Wahllokal zeigen bereits, was man von diesem Ergebnis halten musste: Es war nicht mehr als eine von den Nazis herbeigelogene und herbeigefälschte „machtvolle Demonstration".

Kurz nach der Wahl lässt Bürgermeister Thomma, Garmisch, an NS-Kreisleiter Hartmann eine Liste mit den Namen der „von der Wahl ferngebliebenen Personen" geben. Sie waren auf der Wählerliste rot angestrichen. Hartmanns Antwort lässt erkennen, dass man sich das nicht länger bieten lassen wollte: „Nach Kenntnisnahme zurück", schreibt er, „Ich bitte die Liste gut zu verwahren." Da hatte man noch etwas vor mit den Wahlverweigerern. Zum Beispiel mit der Lehrerin Wilhelmine Fischer, Pfarrhausweg 1, oder mit dem Maler August Maninger, Kreuzstraße 1.

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006

 

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