1933 - Der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

 

„Parasiten" - Die Sprache der Diktatur

Quellen

 

Am 22. Februar 1933 wurde in der Sitzung des Gemeinderats Partenkirchen erregt über das Thema „Arbeitsverweigerung durch Wohlfahrterwerbslose" debattiert. Am 9. März wehrten sich betroffene Arbeitslose mit einem Leserbrief im „Werdenfelser Anzeiger". Ihr Sprecher, der Schreinergehilfe Paul Riedel, wies die Vorwürfe, Erwerbslose hätten die Arbeit verweigert, zurück. Er vertrat die Auffassung, dass der reine „Akkordlohn ohne festen Lohn" gesetzwidrig sei. Die Erwerbslosen wollten „zu einem angemessenen Verdienst" tätig sein und „nicht aus der Tasche unserer Mitbürger nutzlos leben." Die Höhe des Akkordlohnes lag bei 53 Pfennig in der Stunde.

Max Werneck, Kurdirektor von Partenkirchen, antwortete in der gleichen Ausgabe des „Werdenfelser Anzeigers". Er unterschied zwischen „anständigen Erwerbslosen" und „Parasiten". Gemeint waren damit vor allem solche Arbeitslose, die „dank ihrer kommunistischen Einstellung das Recht besonderer Beachtung für sich in Anspruch nehmen." Er sprach ihnen „jede Existenzberechtigung" ab. Diese „landfremden Elemente" wollte er dazu bringen, dass sie freiwillig oder „unter Umständen gezwungenermaßen" zur Vernunft kommen, was immer er damit gemeint hat.

Das war der Ton derer, denen jedes Mittel recht war, andere Menschen zu beugen, zu zerbrechen, zu liquidieren. Auch im Konzentrationslager. Das „KL-Dachau" wurde im April 1933 „errichtet".

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006