1933 - Der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

30. Januar 1933

Quellen zum Thema

 

Am 30. Januar wurde Adolf Hitler, der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Kanzler des Deutschen Reiches ernannt. Es dauerte etwa zwei Wochen, bis dieser Vorgang auch in Garmisch-Partenkirchen einige Wellen schlug. Am Tag nach den Berliner Ereignissen berichtete das Bezirksamt noch, dass die Berufung Hitlers zum Reichskanzler „hier zu keinerlei wahrnehmbaren Folgen geführt" habe. Am Abend des 30. Januar, es war ein Montag, seien nur „ziemlich viele SA-Leute auf den Beinen" gewesen. Erst Mitte Februar wurde Hitlers Kanzlerschaft von der örtlichen NSDAP mit einem großen Festakt gefeiert. Von drei- bis viertausend Beteiligten ist die Rede, „Musik, Fackeln, Ansprachen" bildeten den Rahmen. Es ging nicht ganz friedlich zu, von „Stechereien zwischen einem Kommunisten und einem SA-Mann" berichtete das Bezirksamt. Im Unterschied zu den Jahren zuvor fügte sich diesmal das Fremdenverkehrsgewerbe, das früher immer wieder einmal gegen die NS-Politik Position bezogen hatte. Vor allem die judenfeindliche Haltung der NSDAP hatte man abgelehnt, weil sie die Geschäfte störte. Gegen die lärmende Feier der Anhänger Hitlers anlässlich seiner „Machtergreifung", so beobachtete das Bezirksamt, gab es jetzt „von Seiten der Fremden und der Hotels keine Beschwerden."

Die Gewichte verschoben sich immer stärker zugunsten der Nationalsozialisten, je näher die von Hitler und Hindenburg für den 5. März festgesetzte Neuwahl des Reichstages kam. Eine halbe Woche nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar und nur zwei Tage vor der Wahl stellte der Kommentator des Garmisch-Partenkirchner Tagblatts – als wäre es unumstößlich – fest, dass das deutsche Volk nur zwischen „zwei großen Richtlinien zu entscheiden hat – national oder nicht national." „Eine große politische Front" müsse her, die „ewigen widerlichen Parteistreitigkeiten" müssten aufhören. Das war ein lautes Bekenntnis gegen die parlamentarische und demokratische Republik. Auf viele taube Ohren stieß, wer die Republik verteidigte.

Der Doktor med. Fellenz aus Neuwied, der gerade in der Partenkirchner Pension Kustermann Urlaub machte, wies mit seinem gleichfalls zwei Tage vor der Wahl im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt veröffentlichten Gedicht „An meine Freunde" die neue und doch so alte politische Richtung: Er sehnte sich nach einem Deutschland, "vor dem der Völker bunte Schar sich tief zu Boden neige."

Was unter Kaiser Wilhelm II. mit „schimmernder Wehr" und Flottenrüstung, mit Weltkrieg und „Blutpumpe" nicht erreicht wurde - die Vormachtstellung Deutschlands in Europa: Hitler sollte es richten.

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006