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1933 - Der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Garmisch-Partenkirchen |
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„Nationale Feiern" im Jahr der NS-Machtergreifung 1933
21. März 1933 - Tag von Potsdam "Programm in der Gemeinde Garmisch anlässlich des Zusammentritts des neu gewählten Reichstages in der Garnisonskirche zu Potsdam:
Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen - MA Garmisch I/3/23
1. Mai 1933 – „Tag der nationalen Arbeit" Das Bezirksamt Garmisch ruft zur Beflaggung am 1. Mai auf: „Der 1. Mai ist von der Regierung der nationalen Erhebung als Nationalfeiertag erklärt worden. Zum ersten Mal soll in diesem Jahr der 1. Mai nicht als Tag der Arbeitsruhe für einzelnen Teile des deutschen Volkes im Zeichen des Klassenhasses und des Klassenkampfes wie in den abgelaufenen Dezennien begangen werden… kein „Weltfeiertag" mehr für einzelne Schichten und Klassen – nein, ein nationaler deutscher Feiertag für das deutsche Volk in allen seinen Teilen. Der Frühling zieht ins Werdenfelser Land – möge der 1. Mai 1933 ein sichtbarer Auftakt sein für ein sich immer mehr vertiefendes Zusammenstreben aller, denen es mit der Zukunft Deutschlands ernst ist… gez. v. Merz" 26.04.1933 – Amtsblatt des Bezirksamtes Garmisch
Das Bezirksamt Garmisch reiht sich ein: „Die Herren Beamten und Beamtinnen (sic!) des Amtes werden ersucht, sich an den Veranstaltungen des 1. Mai in Garmisch-Partenkirchen zu beteiligen (Umzug, Sportplatz Gudiberg usw.). Die bezirksamtlichen Teilnehmer werden hinter der Gruppe der NSBO eingeordnet… gez. v. Merz" 28.04.1933 – Aufruf des Bezirksamtes Garmisch „an alle Mitarbeiter im Hause"
Der Kyffhäuserbund appelliert an die „Kriegervereine": „An alle ihm angeschlossenen 30000 Kriegervereine richtet der Vorstand des Deutschen Reichskriegerbundes „Kyffhäuser" die Aufforderung, sofort in Ausführung der Anweisung des Ministeriums für Propaganda sich um Sinne des Aufrufes an den Kundgebungen des Feiertages der nationalen Arbeit zu beteiligen. Wir Soldaten der alten Armee erlernten und bewiesen den Dienst am Vaterlande, darum dürfen wir an den aus Anlass dieses Feiertages stattfindenden Feierlichkeiten nicht fehlen. Angerer, Bezirksobmann" 28.04.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
Der 1. Fußballklub Garmisch mobilisiert seine Mitglieder: „Die erhebende nationale Wiedergeburt unseres Volkes, eingeleitet durch die Betrauung des genialen Führers Adolf Hitler mit der Kanzlerschaft, konnte auch an den Sportvereinen nicht spurlos vorübergehen. Freudigen Widerhall hat der Aufruf der neuen Reichsregierung, mitzuarbeiten an dem großen Aufbau des neuen Staates, auch in den Sportkreisen gefunden, zumal es schon immer das Bestreben der Turn- und Sportvereine war, die der Schule entwachsenen jungen Menschen, die leider durch die Beseitigung der allgemeinen Wehrpflicht in dem Schmachfrieden von Versailles nicht mehr die Gelegenheit haben, die Hauptcharaktereigenschaften des Soldaten wie Gehorsam, Disziplin und Kameradschaftsgeist auf ihren ferneren Lebensweg mitzunehmen, in ihren Reihen zu sammeln, um sie damit den marxistischen freien Sportverbänden … fernzuhalten… Durch die restlose Beteiligung aller Mitglieder an den im Tagesprogramm für den 1. Mai durch die Ortsgruppenleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei festgelegten Veranstaltungen wollen wir auch in der Öffentlichkeit zeigen, dass wir hinter der nationalen Regierung stehen und gewillt sind, soweit es in unseren Kräften steht, zu unterstützen. Heil Hitler!" 28.04.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
Die Bayerische Zugspitzbahn AG Garmisch-Partenkirchen ruft zum „Tag der deutschen Arbeit": „Als würdigen Auftakt für den Tag der nationalen Arbeit am 1. Mai wird die Bayerische Zugspitzbahn in Zusammenarbeit mit der SA und SAR Garmisch-Partenkirchen unter Mitwirkung der SAR-Kapelle am Vorabend dieses Tages auf Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze, die Farben der nationalen Erhebung hissen und diese Feierstunde durch ein mächtiges Bergfeuer besonders eindrucksvoll gestalten. Nachdem die Bayerische Zugspitzbahn eine der letzten Großtaten deutscher Arbeit darstellt, erscheint der Ort und Zeitpunkt, deutsche Arbeit zu ehren, besonders geeignet und dürfte im Sinne des neuen Deutschland sicher begrüßt werden…" 29.04.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
Viele Ortsvereine rufen ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Feier des „Tages der nationalen Arbeit" auf:
29.04.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
Ablaufplanung für den „Tag der Nationalen Arbeit": "8.30 Uhr Sammelpunkt: Zugspitzstraße – Marschordnung: Jungvolk – Hitlerjugend - SA-Kapelle – Kriegsopfer – SA – SAR – Motorsturm – NSBO - Stahlhelmkapelle – Kriegervereine – Artillerievereinigung – Turnvereine und die anderen Vereine 9.00 Uhr Abmarsch Marschroute: Marktplatz Garmisch … zum Sportplatz Gudiberg 10.00 Uhr Feldgottesdienst am Sportplatz Gudiberg 11.00 Uhr Übertragung der Rede des Reichsministers Dr. Goebbels durch Lautsprecher am Sportplatz Gudiberg 19.00 Uhr Konzert der SA-Kapelle im „Werdenfelser Hof" 20.30 Uhr Übertragung der Rede des Volkskanzlers Adolf Hitler auf den Marktplätzen Garmisch und Partenkirchen"
26.Mai 1933 - Errichtung des „Schlageter-Gedächtnismals auf der Zugspitze" „Am 26. Mai 1923 wurde der deutsche Offizier Albert Leo Schlageter wegen seines mutigen Bekenntnisses zum aktive Widerstand gegen die französische Rheinlandbesatzung auf Grund eines Schandurteils eines französischen Kriegsgerichts in der Golzheimer Heide bei Düsseldorf erschossen… Auf der Zugspitze – dem höchsten Berg des Deutschen Reiches – wird am 26. Mai eine Gedenkfeier stattfinden und bei diesem Anlass auf dem Ostgipfel eine aus Marmor geschaffene Erinnerungstafel für Albert Leo Schlageter enthüllt werden." 29.04.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
Ablauf der Feier: "am 24. Mai Bergfeuer - am 25. Mai Festveranstaltung
Das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt berichtet: „Drei Extrazüge der Bayerischen Zugspitzbahn brachten die Gäste zur Höhe… Am Turm der Bergstation hatten die Abordnungen der SA und SS sowie des Stahlhelms und Offiziere der zur Zeit hier weilenden Reichswehr Aufstellung genommen. Bürgermeister Scheck begrüßte Minister Adolf Wagner und alle Anwesenden, die gekommen waren, um eines deutschen Helden zu gedenken, der Alles, was ein deutscher Held geben kann, auf dem Altar des Vaterlandes hingab – Albert Leo Schlageter, der im Jahre 1923 mit seinem Tode den Grundstein legte zur deutschen Freiheitsbewegung… Die Musikkapelle Garmisch unter Scheßl´s Direktion setzte ein und weihevoll erklang „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre"." Innenminister Wagner: "Der Sinn des Todes Schlageters war, dass ein neues Deutschland entstehen sollte. Noch ist dieses im Werden begriffen. „Wir werden nicht dulden, dass Parteien oder Korporationen diese Aufbauarbeit stören. Schlageters Tod verpflichtet uns, allen Feinden Deutschlands entgegenzutreten. Wir, die Nationalsozialisten, hätten das Recht, alle zu vernichten, die gegen uns waren, die uns verfolgt haben. Wir tun es nicht, denn es muss die Zeit kommen, in der wir alle gemeinsame marschieren…. Heute weiß wieder jeder, dass uns Deutschland allein unser Vaterland ist. Wir brauchen nichts Fremdes. Darum wollen wir nicht ruhen, bis all das ausgerottet ist, was nicht zu unserem Deutschtum gehört." Der Führer der NSDAP-Ortsgruppe Garmisch-Partenkirchen von Hagen sprach „vom Helden Schlageter, der als erster den Heldentod für das Dritte Reich gestorben ist.." BZB-Direktor Möslein versprach, „die Bayerische Zugspitzbahn werde treue Wacht an dieser Tafel halten und im Geiste Schlageters mitarbeiten am Dritten Reich." Kränze werden niedergelegt von
„Dann kam von der Alpsitzstraße her ein Zug Reichswehr mit klingendem Spiel und zog im strammen Gleichschritt vor dem Rathause auf. Es war eine Abteilung des 19. Infanterie-Regiments des 3. Gebirgsjäger-Bataillons, deren Musik eine Serenade spielte und den großen bayerischen Zapfenstreich vortrug… Exakt und schneidig gegebene Kommandos ertönten und wurden mit der Präzision ausgeführt, die man von der alten deutschen Armee kennt. Die alte Tradition ist noch nicht ausgestorben, es ist noch der alte Soldatengeist, der in unserer Reichswehr fortlebt." 27.05.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
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© Alois Schwarzmüller 2006 |
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