Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger  -  1939

 

 

 

 

 

07.01.1939 / "... ein für allemal ausgeswingt."

"Es hat sich 'ausgeswingt'... seit heute (sind) der Sing und Lam­beth-Walk im Kreis Garmisch-Parten­kirchen verboten ... Jawohl: Garmisch-Partenkirchen ist ein internationaler Sportplatz und Kur­ort. Aber Garmisch-Partenkirchen wünscht weder jüdische Gäste noch ihre Sitten, zu denen diese Tänze gehören... Was sich für Juden schickt, schickt sich eben nicht für uns... Eben darum hat es sich bei uns ein für allemal ausgeswingt."

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 07.01.1939

 

11.01.1939 / Bayerisches Hauptstaatsarchiv - Abtlg. Kreisarchiv München - an den Bürgermeister der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen

"Betreff: Judenakten und Archivalien in jüdischem Besitz
Die hiesige Abteilung wurde vom Herrn Generaldirektor der staatlichen Archive beauftragt, sich einen möglichst vollständigen Überblick zu verschaffen über die in Ihrer Marktgemeinde etwa beschlagnahmten Judenakten... Der hier in Frage stehende Quellenstoff soll für die künftige Rasseforschung und den Nachweis der arischen Abstammung sachdienliche Behelfe bieten.
i.A. gez. Dr. Mittermesener"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

27.01.1939 / Der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen

"Bei den hiesigen jüdischen Familien wurden einschlägige Akten oder Archivalien nicht beschlagnahmt, soweit mir bekannt. Eine jüdischen Kultusgemeinde war hier nicht vorhanden. gez. Scheck"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

28.01.1939 / Gendarmeriestation Grainau an Gendarmerieinspektion Garmisch

"Volljuden sind im Bezirk nicht mehr vorhanden."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61616

 

30.01.1939 / Gendarmeriestation Garmisch-Partenkirchen an Landratsamt Garmisch-Partenkirchen

"Stark unter dem Rückgang des Fremdenverkehrs haben besonders die größeren Häuser, wie Eib­seehotel, Riesserseehotel, gelitten, die bis zu 70 Personen Personal beschäftigen müssen und oft keine oder sehr wenige Gäste hatten."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61616

 

30.03.1939 / NSDAP Kreisleitung Garmisch-Partenkirchen – Kreisleiter – an den Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen

"Betrifft: Schlüssel der Judenhäuser
Im Auftrag des Kreisleiters übersende ich Ihnen, bezugnehmend auf die zwischen Ihnen und dem Kreisleiter stattgefundenen Besprechung, folgende bei uns noch liegende Schlüssel der Judenhäuser:
Wallach - 12 Stk.
Seligmann - 2 Stk
Katz (Garage) - 4 Stk
Fechheimer  - 30 Stk
Griensfelder, Ohlst. - 2 Stk
Den Empfang der Schlüssel bitte ich mir zu bestätigen. Heil Hitler!
  i.A. Gierbauer"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

17.04.1939 / Herrn Dr. L. Küppers, Garmisch, Alleestr. 39

"Als Bevollmächtigter der Frau Alice Sara Sabat, München, Beethovenstr. 5/0, bitte ich Sie, die der Frau Sabat gehörenden Gegenstände, die Sie zum Teil aus der Garage zu Ihrem Gebrauch entnahmen, zum Teil Ihnen leihweise überlassen wurden, zum Abtransport bereitzustellen.
Ich werde Ende dieser Woche oder anfangs kommender mit Frau Sabat zu Ihnen hinauffahren, um die Sache zu übernehmen, bzw. für deren Wegschaffung Sorge zu tragen... Mit Deutschem Gruss R. Hofer""

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

19.04.1939 / Dr. L. Küppers, Konsulatsarzt, Alleestr. 39, Garmisch-Partenkirchen, an Polizeiverwaltung Garmisch-Partenkirchen

"Betr: Arisierung, Kunstgegenstände
Anbei sende ich ein Schreiben der früheren Hausbesitzerin Frau Sara Sabat vom 17.4.39.
Vor einigen Monaten ordnete die hiesige Kommission zum Schutz von Kunstwerken an, gewisse Stücke müßten hier bleiben.
Wie sollen wir uns Frau Sabat gegenüber verhalten?
Bisher verhinderte ich Abholung, indem ich in Anbetracht wirtschaftlicher Schädigung durch betrügerischen Verkauf ein Zurückhaltungsrecht geltend macht. Die Sache liegt beim Landgericht. Heil Hitler! Dr. L. Küppers"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

21.04.1939 / Ortspolizeibehörde Garmisch-Partenkirchen

"Laut telefonischer Feststellung bei Küppers befand sich seinerzeit eine Kommission in der Wohnung der Sabat, bestehend aus Herrn Direktor Blümel, Herrn Gerspach und 1 weiteren Herren, die verschiedene Gegenstände als Kunstgegenstände erklärten und aufnahmen.
An die Schutzpolizei zur Feststellung und Aufforderung an Küppers, dass diese Gegenstände nicht hinausgegeben werden dürfen bevor nicht eine Freigabe durch die Kommission erfolgt ist."

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

27.04.1939 / Schutzpolizei-Dienstabteilung Garmisch-Partenkirchen

„Die Feststellung ergab, daß die Gegenstände noch im Schuppen lagern und Dr. Küppers wurde aufgefordert lt. Unterschrift, daß die Gegenstände nicht hinausgegeben werden dürfen, bevor nicht die Kommission eine Freigabe erlaubt.“

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

03.05.1939 / Alice Sara Sabat, München, Beethovenstr. 5/0 an Herrn Hauptwachtmeister Neugebauer, Garmisch

„Mir gehörte noch im vorigen Jahr das Anwesen Alleestr. 39. Dieses war an Herrn Dr. Küppers vermietet (er wohnt übrigens noch heute darin), dem ich auch verschiedene Gegenstände leihweise überlassen hatte.
Ich war vorige Woche in Garmisch, um diese Gegenstände abtransportieren zu lassen. Herr Dr. Küppers verweigerte die Herausgabe und führt an, daß die Sachen von der Polizei „Abteilung Arisierung“ beschlagnahmt worden seien. Ich bin mir nun erstens nicht bewusst, Herrn Dr. Küppers solche Gegenstände überlassen zu haben, die irgendeinen künstlerischen oder sonstigen Wert hätten... zweitens konnte ich bei meinem Garmischer Aufenthalt nirgend in Erfahrung bringen, dass überhaupt etwas beschlagnahmt worden wäre. Erst am Nachmittag, als ich schon überall vergeblich gefragt hatte, hörte ich von dem Rechtsbeistand des Herr Dr. Küppers, Herrn R.A. Dr. Kern, dass Sie die Beschlagnahme durchgeführt hätten. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir das Verzeichnis der in Frage stehenden Gegenstände einsenden würden.
Hochachtungsvoll Alice Sara Sabat"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

11.05.1939 / Der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen

"Die Angelegenheit wurde heute am 8.5.1939 telefonisch mit der Geheimen Staatspolizei durch die Kriminalpolizei erledigt. Die in der Wohnung Alleestrasse 39 befindlichen Gegenstände sind nicht beschlagnahmt und können von Sabat abgeholt werden."

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

21.04.1939 / Der Regierungspräsident von Oberbayern an die Kreisverwaltungsbehörden - In Abdruck an den Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen zur Kenntnis und Beachtung

"Betreff: Einsatz jüdischen Vermögens, hier: Grundstücksverkehr
Die Vorprüfung der Kaufverträge über jüdische, nicht landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzte Grundstücke lässt vielfach sehr zu wünschen übrig... Die Verhandlungen sind beschleunigt durchzuführen und müssen in der Regel mindestens innerhalb von 3 – 4 Wochen abgeschlossen und wieder vorgelegt werden, denn die Genehmigungsverträge sind wegen der bevorstehenden Auswanderung des jüdischen Eigentümers und zur Vermeidung von Schwierigkeiten für den arischen Erwerber meistens besonders eilbedürftig... Gez. Gareis

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

22.04.1939 / "Juden ohne Maske"

Filmvorschau: "Juden ohne Maske": "Die Juden, die wir als eine der übelsten Gefahren für unseres völkische Substanz erkannt ha­ben, sind heute aus unserem ganzen kulturellen, politischen und wirt­schaftlichen Leben ein für allemal verbannt. Man kann sie also nicht mehr "studieren". Aber gerade die persönliche Anschauung ihres orientalischen Wesens ... hat die richtigen und besten Anti­semiten geschaffen und diese persönliche Kenntnis des Judentums wird auch manchen harmlosen, "fried- und tugendsamen" Bürger auf andere Gedanken bringen als auf die von braven Juden, der "auch ein Mensch" ist... Böttcher hat Originalausschnitte aus jüdischen Filmen zusammengestellt, jüdische Stars aus der Novemberzeit... alte jüdische Größen stehen wieder auf, die den deutschen Film in der Novemberzeit schrankenlos beherrschten."

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 22.04.1939

 

26.04.1939 / "Märchen vom anständigen Juden"

"Achtung! Heute! "Juden ohne Maske" - "... im Festsaal in Gar­misch... Jüdische Darsteller zeigen das Gesicht des Juden unver­hüllt und wie Schuppen wird es manchem deutschen Volksgenossen von den Augen fallen, der bisher vielleicht immer noch an das Märchen vom anständigen Juden glaubte."

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 26.04.1939

 

08.05.1939 / Ordnungsamt Garmisch-Partenkirchen - Schlüsselliste

„Schlüssel für folgende Judenhäuser:
Wallach - 12 Stück
Seligmann
- 2
Katz - 4
Griensfelder (Ohlstadt) - 2
Fechheimer - 10 (am 03.04.1939 entnommen und Dr. Mathias Steeg, München, Ritter-von-Epp-Platz 7, ausgehändigt.
12 Schlüssel für Anwesen Wallach von Herrn Abeking für Fr. Cassardt am 8.V.1939 herausgegeben
Kat
z - 4 Schlüssel für Anwesen Zoeppritzstr. 36 als derz. Hausbesitzer heute empfangen 30.11.1948  Dr. Fux“

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

21.06.1939 / Juden in Bädern und Kurorten - Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern Nr. 25 vom 21. Juni 1939

"Bei der Regelung des Besuches jüdischer Kurgäste in Bädern und Kurorten sind folgende Richtlinien zu beachten:
1.   Jüdische Kurgäste sind in Heilbädern und heilklimatischen Kurorten dann zuzulassen, wenn
a)  ihnen durch ärztliches Attest im Einzelfall eine Kurbehandlung in einem Heilbad oder heilklimatischen Kurort verordnet ist; ein von einem jüdischen Behandler ausgestelltes Attest bedarf der Bestätigung durch das für den Wohnsitz des Kurbedürftigen zuständiges Gesundheitsamt;...
b)
  die Möglichkeit besteht, sie getrennt von den übrigen Kurgästen in jüdischen Kuranstalten, Hotels, Pensionen, Fremdenheimen oder dgl. Unterzubringen; Voraussetzung ist dabei, dass in diesen Anstalten und Betrieben deutschblütiges weibliches Personal unter 45 Jahren nicht beschäftigt wird...
7.
  (1) Die Feststellung der jüdischen Kurgäste kann in der Weise erreicht werden, dass diese die Tatsache, dass sie Juden sind, anlässlich der polizeilichen Anmeldung  und im Anschluss daran der Kurverwaltung mitzuteilen haben. Die jüdischen Kurgäste haben nach der Dritten Bek. Über den Kennkartenzwang v. 23.7.1938 (RGBl.I S. 922) die Pflicht, bei der polizeilichen Anmeldung unaufgefordert auf ihre Eigenschaft als Juden hinzuweisen.
(2) Die für Juden ausgestellten Kurkarten können durch eine besondere Farbe (z.B. gelb) kenntlich gemacht werden."

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

24.06.1939 / "Nicht die Völker wollen einen Krieg"

Fritz Brunner, Hauptschriftleiter: "Das sind die Einkreiser! ... Nicht die Völker wol­len einen Krieg, sondern das Juden­tum, das am Blut unschuldiger Menschen verdient und das zugleich mit seiner Hetze Rache am Dritten Reich nehmen will, dessen Pforten ihm für alle Zeiten ver­schlossen bleiben."

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 24.06.1939

 

18.07.1939 / Bürgermeister Scheck an Landrat Dr. Wiesend - Olympische Winterspiele 1940 - Unterbringung der Dienststellen in "Judenhäusern"

"In Garmisch-Partenkirchen sind folgende Judenhäuser vorhanden:
1. Das Anwesen Wettersteinstrasse 4, Besitzer laut Einsichtnahme im Grundbuch, Israel Isidor Guttsmann, verzogen am 10.11.38 nach Berlin, Schlüterstrasse 35 bei Heidemann. In diesem Haus wohnt seit 1 Juli 1939 die Schwiegertochter Elisabeth Guttsmann, welche arischer Abstammung ist.
2. Das Anwesen in der Maximilianstrasse Haus Nr. 52, das unbewohnt ist. Besitzer dieses Hauses sind:
Dr. Hellmuth Wallach in München, Möhlstr. 35/I,
Luise Wolff, geb. Wallach in München,
Reinhold Wallach in New York,
Margarete Wallach in München, Nikolaiplatz 1/III in Erbengemein­schaft. Reinhold Wallach soll ameri­kanischer Staatsangehöriger sein.
3. Das Anwesen Riessackerstr. 54, Besitzer Alfred Stern in Schwarz­enberg/Sa. Seine Ehefrau ist ari­scher Abstammung. Als Untermieter wohnt dort eine Familie Messner, bestehend aus Ehemann, Ehefrau u. 1 Kind. Das ganze Haus enthält nur 4 Zimmer u. 1 Küche. gez. Scheck"

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61946

 

24.07.1939 / Der Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen an den Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen

"Betreff: Einsatz des jüdischen Vermögens, hier Treuhänderaufstellung
Der Herr Reichwirtschaftsminister hat sich mit der Entschliessung vom 2.6.1939 Nr. III Jd. 3/10618/39 damit einverstanden erklärt, die zwangsweise Entjudung der im beiliegenden Verzeichnis aufgeführten Grundstücke durchzuführen.
Bevor ein Treuhänder durch die Regierung aufgestellt wird, ist in jedem einzelnen Fall, soweit die Grundstücke im Gemeindebezirk liegen, genau zu prüfen und festzustellen:
1.
  dass die Grundstücke seit November 1938 unbetreut und Witterungsschäden zu befürchten sind,
2.
  dass die Grundstückseigentümer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen,
3.  dass die Grundstücke nicht bereits freiwillig veräußerst sind...
4. Zwecks Zustellung eventueller Zwangsanordnung ist die genaue zustellungsfähige Adresse des Grundstückseigentümers im Inland bzw. die Angabe, dass sich die Grundstückseigentümer im Ausland dauernd aufhalten, erforderlich.

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

16.08.1939 / Der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen

"Betreff: Vermietung von Wohnungen in Judenhäusern
I. Grundbuchamtlicher Besitzer des Anwesens Wettersteinstraße 4 ist: Guttsmann Isidor Israel, Fabrikbesitzer, Jude, wohnhaft in Berlin. Im Hause Wettersteinstr. 4 wohnt die arische Schwiegertochter Elisabeth Guttsmann, die 1 Kind besitzt.
II. Frau Elisabeth Guttsmann vermietet das ganze Haus möbliert an Herrn Major von Tiedemann um den monatl. Mietpreis um 300.- RM.
III. Auf Grund § 5 bedarf diese Vermietung der Genehmigung des Herrn Bürgermeisters. Es ist unter Umständen die Unterbringung eines Juden im Hause Guttsmann möglich.
IV. Hier wohnt noch in Burgstr. 34 bei arischem Vermieter die Jüdin Anna Riemer, Professorswitwe. Der Riemer könnte die Wohnung Wettersteinstrasse 4 zugeteilt werden.
V. Es wird verfügt: Der Mietvertrag zwischen Elisabeth Guttsmann und von Tiedemann wird genehmigt, da der Mietertrag zum Unterhalt der Vermieterin und ihres Kindes dient und sie darauf angewiesen ist, die Wohnung außerdem möbliert abgegeben wird, für Riemer aber nur eine unmöblierte Wohnung in Frage kommt.

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

17.08.1939 / Der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen - Verzeichnis der in Garmisch-Partenkirchen vorhandenen Anwesen jüdischer Besitzer:

"1.  von Leyden, Viktor, Wohnhaus Hs.Nr.11 am Hölzleweg
Der Hausschlüssel liegt bei A. J., Installateur, Dreitorspitzstr. 11. Das Haus wird von Angestellten der Wach- und Schliessgesellschaft bewacht. Das Haus ist unbewohnt.
Der Hausbesitzer Viktor von Leyden hält sich in Britisch-Indien auf, seine Ehefrau, die am 28.12.1938 nach Berlin-Rüstern-Alle 4 abgemeldet wurde und Jüdin ist, dürfte sich bei ihm befinden.
Der Besitzer Viktor von Leyden ist nach unseren Aufzeichnungen kein Jude. Ob er sich dauernd in Britt. Indien aufhält, müsste vom Sohn Ernst von Leyden, wohnhaft in Berlin NW. 7, Pariser Platz 7, erhoben werden.
2.
Ladenburg, Dr. Richard, Wohnhaus an der Riesserseestrasse Nr. 20
Dr. Richard Ladenburg ist am 14.11.1938 in Cleve a. Niederrhein verstorben. Erben sind die arische Witwe Maud Ladenburg, geborene Batchelor, und die Kinder Hubert, Maureen, Johannes und Maria Veronika
3.
  Fechheimer, Emil und Frieda, Wohnhaus an der Höllentalstr. Nr. 56
Das Anwesen wurde von der Landesforstverwaltung käufl. erworben.
4.
  Kohn, Jakob, Fabrikdirektor, Wohnhaus Nr. 9 an der Storistrasse
Das Anwesen wurde von Karl Scheufele und dessen Ehefrau Paula, gab. Haecker, Pforzheim, Luisenstr. 54, käuflich erworben... Grundbuch 8.3.1939 Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Eigentumsübertragung ...
5. Wallach, Dr. Helmut, Wolff Luise, Wallach Reinhold, Wallach Margar., Maximilianstrasse 52, Wohnhaus mit Veranda
In Garmisch-Partenkirchen ist niemand zur Betreuung des Hauses beauftragt. Das Haus soll ab 1.9.1939 an eine arische Familie vermietet werden.
Reinhold ist amerikanischer Staatsangehöriger.
Die bisherige Bewohnerin des (Hauses) Frieda Sarah Wallach, geb. Wallach, Mutter der grundamtl. Eigentümerin, wohnt nunmehr in den Haag (Holland), Mesdagstrasse 55
6. G
uttsmann, Isidor Israel, Wettersteinstrasse Hs.Nr.4
Das Haus wird von der arischen Schwiegertochter Elisabeth Guttsmann, geborene Schwedowitz, die hier Wettersteinstr. 4 selbst wohnt, betreut.
Guttsmann Isidor Israel, wohnt in Berlin, W 15, Schlüterstr. 44
7. Hirsch, Willy, Alfred, Otto, Käthe, Risserkopfstrasse 35, Wohnhaus
Verkauft an Otto Henze, Regierungsforstrat, Risserkopfstrasse 35
8
. Ottenstein, Max, Hölzleweg 8
Verkauft an Petronella Teufel, Nürnberg, Sulzbacherstr. 26
9. K
ohtz, Klara, geb. Simon, am 11.11.1938 verstorben, Partnachstr. 46, Wohnhaus
Verkauft an Röckl Luise, München, Wiedenmayerstr. Nr. 25
10.
  Schneider, Berta, Angerstr. 12,
bereits vom neuen Besitzer bewohnt: Fälschle Friedrich, Finanzamtmann
verkauft an Fälschle Friedrich, Auflassung f. Schneider im Grundbuch eingetragen eingetr. Am 19.1.1939. Fälschle im Grundbuch eingetragen am 24. Juni 1939 
11.
  Blum, Hedwig, Wohnhaus Archstr. 19 mit Garten
Am 8.3.1939 Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Eigentumsübertragung für den Rechtsanwalt Dr. Otto Leibrecht, in Krailling eingetragen mit Bezugnahme auf die Bewilligung v. 27. Januar 1939
12.
  Seligmann, Maria, gab. Gans, Wohnhaus Nr. 34 an der Maximilianstrasse 34
Verkauft an Heinrich Müller, Nürnberg, Stielerstr. 15
13.
  Pringsheim, Hedwig, geb. Heymann, Wohnhaus Nr. 10 innere Kramerhänge, mit Terrasse, Hofraum
Verkauft an G. A. und O. W., ersterer Lokomotivführer ... , letzterer Privatmann, ... Garmisch-Partenkirchen.
14.
  Pringsheim, Hedwig, Kleines Feldackerl Pl. Nr. 1149
Am 29.4.1939 Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Eigentumsübertragung eingetragen für den Reichsfiskus (Heer) mit Bezugnahme auf die Bewilligung v. 3.3.1938.
15.
  Kohn, Dorothea, geb. Hopf, Burgstr. 18, Gartenanlagen u. Grasgarten mit Gartenhäuschen
Am 16.12.1938 Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Eigentumsübertragung eingetragen an Pl. Nr. 964 ½ für den Rechtsanwalt Dr. Josef Kern in Landau mit Bezugnahme auf die Bewillig. V. 30.11.1938.
16.
  Stern, Alfred, Fabrikdirektor, Rissackerstrasse 54
Schwarzenberg i. Sachsen, Ernst Juststrasse 48
Im Haus wohnt der Maurer Georg Messner, der das Haus betreut
17.
Kroner, Margarete, geb. Heymann, Wohnhaus mit Keller, Veranda und Blockhaus Nr. 7 am Risserseefussweg
Das Haus wird von den neuen Besitzern betreut.
Verkauf an B. A. und A., Landwirtstöchter, Garmisch-Partenkirchen ..."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61665

 

23.10.1939 / Der Reichswirtschaftsminister, Berlin-W 8, Behrenstrasse 43, an die Herren Bayerischen Regierungspräsidenten in München 22

"Betreff: Erhebung von Ausgleichszahlungen bei der Entjudung nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzten Grundbesitzes
Durch steuerliche Mehrbelastungen (Fortfall von Grundsteuer- und Hauszinssteuerermässigung) ist der Wert eines Grundstücks im jüdischen Besitz häufig erheblich geringer als der nach vorstehenden Grundsätzen errechnete Verkehrswert. Wie bereits ... ausgeführt, besteht kein Anlass, dem jüdischen Veräusserer einen Preis zu zahlen, der über dem Wert des Vermögensgegenstandes in seiner Hand liegt. Es bestehen daher in den genannten Fällen keine Bedenken dagegen, den vereinbarten Preis auf den Wert herabzusetzen, der sich unter Berücksichtigung der steuerlichen Verhältnisse der Juden ergibt. Der hierdurch ersparte Betrag ist als Ausgleichszahlung zu gunsten des Reichs von dem Erwerber zu erheben. Im Auftrag: gez. Krüger
An sämtliche Kreisverwaltungsbehörden zur Kenntnis und Beachtung, München den 1. November 1939 Der Regierungspräsident"

Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen

 

04.12.1939 / Gendarmerie-Station Eschenlohe an Gendarmerie-Kreisführer Garmisch-Partenkirchen - Anzeige gegen Anna Höck, Eschenlohe

Die Eschenloher "Hausbesitzersfrau Anna Höck" wurde angezeigt, weil sie über den "früheren Kreisleiter Hausböck in Garmisch-Partenkirchen böswillige und gehässige Äußerungen gemacht" haben soll und zwar: "Kreisleiter Hausböck wohne in einem Judenhaus u. habe sich mit Judenmöbeln eingerichtet." Das Strafverfahren gegen Frau Höck wurde zunächst nicht eröffnet, sie wurde nur "ernstlich verwarnt."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 61616

 

© Alois Schwarzmüller 2006