Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger  -  1933-1945

 

 

 

 

 

Isidor Guttsmann

Der Fabrikdirektor Isidor Guttsmann (*26.8.1890 in Breslau) zog am 3.2.1936 von München nach Garmisch-Partenkirchen Wettersteinstr. 4 (Pl.Nr. 1633 a, b). Am 20.5.1938 kehrte er wieder nach München zurück. Nach der „Reichskristallnacht" wohnte er in Berlin, Schlüterstr. 35, bei Heidemann.

Im "Verzeichnis der in Garmisch-Partenkirchen vorhandenen Anwesen jüdischer Besitzer" vom 17.08.1939 heißt es: „Guttsmann, Isidor Israel, Wettersteinstrasse Hs.Nr.4. Das Haus wird von der arischen Schwiegertochter Elisabeth Guttsmann, geborene Schwedowitz, die hier Wettersteinstr. 4 selbst wohnt, betreut. Guttsmann Isidor Israel, wohnt in Berlin, W 15, Schlüterstr. 44."

Am 17.01.1939 wandte sich der Bettfedernfabrik Fritz Rauer, Eberswalde, an den Bürgermeister der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen mit der Bitte um Auskunft, ob gegen die Auszahlung einer Hypothekenforderung von 4740.- RM an den „Nichtarier Jean Guttsmann, welcher ungefähr 1932 nach dort verzogen ist und Wettersteinstr. wohnte", Bedenken bestünden.

Am 18.10.1939 wird von der Regierung von Oberbayern der Schenkungsvertrag über das Anwesen Wettersteinstrasse 4 in Garmisch-Partenkirchen zwischen Isidor Israel Guttsmann Berlin Schlüterstrasse 44 und Elisabeth Guttsmann in Garmisch-Partenkirchen „gemäß § 8 der V.0. vom 3.12.38 R.G.Bl. I S. 1709 genehmigt... Frau Elisabeth Guttsmann hat auf das Konto des Treuhänders bei der Bayr. Vereinsbank in München No. 208007 den Betrag von 321 R.M. für Bewachung des Anwesens innerhalb einer Woche von Erhalt dieser Entschliessung an gerechnet, zu bezahlen. Der grundbuchamtliche Vollzug dieser Urkunde darf erste erfolgen, wenn der Nachweis erbracht ist, dass Isidor Israel Guttsmann mit keinerlei Steuern oder Abgaben in Rückstand ist."

Elisabeth Guttsmann, die Schwiegertochter von Isidor Guttsmann, vermietete am 08.08.1939 an Viktoria von Tiedemann, die Tochter des Majors a.D. Leo von Tiedemann, das Haus Wettersteinstr. 4. Am 15.04.1941 wandte sich von Tiedemann mit heftigen Vorwürfen gegen Elisabeth Guttsmann an den Bürgermeister der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen: "Im Juli 1939 gab ich meiner ältesten Tochter den Auftrag, für meine Familie hier eine Privatwohnung zu mieten. Sie schloß mit Frau Guttsmann, Wettersteinstr. 4, den Mietvertrag ab. Wohlweislich erst nach Unterschrift des Vertrages gestand Frau Guttsmann meiner Tochter, daß sie mit einem Juden verheiratet und nicht geschieden sei. Diese Tatsache hatte sie meiner Tochter bedauerlicherweise verschwiegen, sonst wäre ich als alter Nationalsozialist niemals in ein solches Haus gezogen... Der deutsche Ehrengruß "Heil Hitler" steht Frau G. nicht zu. Heil Hitler! L. v. Tiedemann, Major a.D."

Von Tiedemann bemühte sich anschließend darum, das Haus von Frau Elisabeth Guttsmann zu „arisieren". In diesem Zusammenhang teilte die Ortspolizei Garmisch-Partenkirchen dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen am 7.1.1942 mit: "Eigentümerin des Hauses Wettersteinstr. 4 in Garmisch-Partenkirchen ist Frau Elisabeth Guttsmann. Frau Guttsmann ist arischer Abstammung, sie war mit einem Juden verheiratet und lebt von diesem seit Durchführung der Judenaktion getrennt. Die Frage der Beschlagnahme des Grund- und Hausbesitzes wurde schon anläßlich der sogenannten Judenaktion eingehend geprüft. Nachdem laut Eintragung im Grundbuch Frau Guttsmann rechtmäßige Besitzerin ist und sie ihre arische Abstammung nachgewiesen hat, besteht keine Möglichkeit, sie auszuweisen oder ihres Besitzes zu enteignen. Dies wurde Herrn Major Tiedemann anlässlich einer Unterredung, auf die im Schriftwechsel Bezug genommen ist, von Herrn Bürgermeister Scheck mitgeteilt."

Staatsarchiv München - LRA Garmisch-Partenkirchen 63212, 61668, 61665

 

© Alois Schwarzmüller 2006