Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger  -  1933-1945

 

 

 

 

 

Julie Grunewald

Der Sanitätsrat Julius Grunewald (*22.8.1860 in Kaldenkirchen, +25.12.1929 in Garmisch) zog 1916 mit seiner Frau Julie (*5.11.1864 in Beverungen, geb. Rubensohn) und den Kindern Martha und Elisabeth von München nach Garmisch in die Alleestr. 12 (Loisachallee 168 1/2, Pl.Nr. 652 a/b). Julie Grunewald („Rel. Diss., jedenfalls aber jüdisch") verließ Garmisch-Partenkirchen am 2.7.1938 und wanderte aus nach Columbus, Ohio, Coventry Road 1879 (USA).

Am 09.12.1948 stellte sie durch Rechtsanwalt Dr. Karl Roesen einen Rückerstattungsantrag für ihr Haus Alleestr. 12, das am 25.07.1941, beurkundet durch das Notariat Sailer, verkauft worden war.

 

Aus den Erinnerungen von Julius Grunewald, 2009 von Leo Peters herausgegeben:

„Die National-Sozialisten, Hitler, waren wohl schon recht lebhaft, ihr Sym­bol, das Hakenkreuz, Swastika, sah man auf Fahnen, auch an Felswänden unserer schönen Partnach-Klamm, und im Reichstag nahm die Zahl ihrer Mitglieder zu. Damals dachte man: Lasst sie einmal zur Herrschaft kommen, dann werden sie bald abgewirtschaftet haben! Es kam anders - das und wie sehr anders, ahnten wir nicht. Vielleicht manche, wir ganz gewiss nicht. (...)

Nun, das ging so durch einige Jahre. Überhaupt erschienen uns, gewiss Julius und mir, diese Jahre als ein Aufstieg zur Besserung der politischen Zustände, bis man sah, dass die Macht der Nazis in dauerndem Wachsen war. Der Sommer 1927 brachte uns keine besonderen Ereignisse. (...) Im Winter ließen wir in unserem Hause Zentralheizung legen. Julius blieb in Garmisch, wo er sich in unserem Hause, am Schreibtisch sitzend und allerlei Aufzeichnungen schreibend, oder auch im Sessel ruhend und durch guten Lesestoff beschäftigte. Auch war ein gutes Lesezimmer in Partenkirchen für uns beide ein angenehmer Aufenthalt, wo wir Zeitungen und Magazine eifrig studierten. Ich war einige Zeit in Kassel, in Bonn, in Tübingen. Dahin kam um die Weihnachtszeit auch Julius. Irgendwie war gleichzeitig Alfreds Mutter da, mit der ich seit unseren Barmer Jahren befreundet geblieben war. (...)

Aus: Leo Peters (Hrgb.), Eine jüdische Kindheit am Niederrhein. Die Erinnerungen des Julius Grunewald 1860-1929 (Köln, 2009) S. 134

 

© Alois Schwarzmüller 2010