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Burgrain - der "dritte Ortsteil" von Garmisch-Partenkirchen - 1946-1948 |
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Von der "Stunde Null"
1946
Im Mai 1946 wird zwischen
den Gemeinden Farchant und der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen
erneut über den
Grenzverlauf zwischen beiden Gemeinden und über die Eingemeindung
der Siedlung am Farchanter Gröben verhandelt. Notwendig werden diese
neuen
Der Eingemeindungsantrag der Marktgemeinde wird damit begründet, daß der Markt seit 1939 „zu den Grunderwerbskosten, Baureifmachung und Uferschutzbau“ erhebliche Zuschüsse geleistet habe. Außerdem seien von Garmisch-Partenkirchen „die Wasser- und Stromversorgung, die Kanalisation und die Müllabfuhr eingerichtet“ worden. Die „Zuteilung der Siedlerwohnungen“ erfolge „an hiesige Einwohner“, die ihre „Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsplätze in Garmisch-Partenkirchen“ hätten und „wirtschaftlich hieher stark gebunden“ seien. Zudem sei die Farchanter Schule nicht in der Lage, die „fast 100 volksschulpflichtigen Kinder der Siedler aufzunehmen. Die seit einigen Jahren eingerichtete Omnibuslinie zwischen Garmisch-Partenkirchen und der Siedlung mache deutlich, daß „die gesamten Lebensbeziehungen der Siedler nach Garmisch-Partenkirchen gravidieren“. Obwohl alle Gründe, „die gegebene Verkehrslage, die wirtschaftliche Zugehörigkeit und Verbundenheit mit Garmisch-Partenkirchen... für (die) Eingliederung des Siedlungsgebietes nach Garmisch-Partenkirchen sprechen, wollen die Farchanter Gemeindeväter den Vorschlag der Eingemeindung der Siedlung nach Garmisch-Partenkirchen nicht so leicht hinnehmen. Trotz der von den Farchantern angeführten Gegengründe beschließt der Gemeinderat Garmisch-Partenkirchen einstimmig, die Änderung der Gemeindegrenzen und die Eingliederung des Siedlungsgebietes Farchanter Gröben zu beantragen. Dabei geht man über die bestehenden Siedlungsgrenzen weit hinaus, da „mit einer Erweiterung der Siedlung in Bälde zu rechnen sei“.
1947 In unmittelbarem Anschluss an den Siedlungskindergarten in der Grubenkopfstraße entsteht in diesem Jahr das erste Gotteshaus in der Siedlung, die „Notkirche“ St. Michael. Viele Einwohner aus der Siedlung arbeiten bei ihrer Errichtung eigenhändig mit oder beteiligen sich mit größeren Geldsummen an der Finanzierung des Holzkirchleins. Im September 1947 erfolgt der erste Spatenstich durch den Partenkirchner Kaplan Matthias Brenner. Die Pläne für die Burgrainer Kirche stammen von Architekt Hanns Ostler. Für die etwa 400 Einwohner stehen konfessionelle Grenzen dem Willen zu einem gemeinsamen Haus für den Gottesdienst nicht im Weg. Sowohl die katholische wie die evangelische Gemeinde feiern und loben Gott in der „Notkirche“, die 1948 durch den Münchner Generalvikar Ferdinand Buchwieser eingeweiht wird.
1948
Im Februar 1948 ist der
Streit zwischen Farchant und Garmisch-Partenkirchen um die
Eingemeindung der Siedlung
voll entbrannt. Die Unnachgiebigkeit der Farchanter in der Grenzfrage
führt dazu, daß sich die Marktgemeinde „unter den gegebenen
Verhältnissen nicht mehr in der Lage“ sieht, „eine Verpflichtung zu
übernehmen, daß die Bewohner der Siedlung an den gemeindlichen
Einrichtungen der Marktgemeinde, insbesondere am Schulbesuch,
teilnehmen können“. Es wird sogar angeordnet, „Vorbereitungen zu
treffen, daß die Wahlberechtigten in der Siedlung bereits bei der
kommenden Gemeinderatswahl in der Gemeinde Farchant wählen können“. Nur drei Wochen später genehmigt dann aber der Gemeinderat Garmisch-Partenkirchen die Verabredung zwischen Bürgermeister Schütte und dem Farchanter Bürgermeister Bader. Beide Seiten geben nach, der Kompromiss sieht so aus. daß die Farchanter das Weiderecht bis zur Bebauungsgrenze ausüben dürfen und ein Vorschlagsrecht zur Benennung von zehn Prozent der künftigen Siedler in Burgrain erhalten, während die weiteren neunzig Prozent der Siedler von der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen eingewiesen werden können. Am 22. März 1948 wird die Siedlung am Farchanter Gröben schließlich durch eine Verfügung der Regierung von Oberbayern in das Gemeindegebiet Garmisch-Partenkirchen eingemeindet, der Gemeinderat Garmisch-Partenkirchen stimmt der Umgemeindung mit folgendem Beschluss zu: „Die bisherige Siedlung bildet ab 1. April 1949 den Ortsteil ‚Burgrain‘ der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen“. In Burgrain wird ein Kirchenchor gegründet, unter Leitung von Studienrat Paul Wöhl pflegt man erfolgreich gute Kirchenmusik. Nach dem Tod des Dirigenten übernimmt Frau Lehmann den Chor, ihr folgt, nach ihrem Wegzug, der Musikstudent Ludwig Streicher. Lange Jahre noch spielt Frau Volkmer das Harmonium der kleinen Kirche an der Grubenkopfstraße.
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