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Ernst Bloch über seine Zeit in Garmisch |
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Garmisch - sehr still und schön zum Philosophieren Ernst Bloch hielt sich vom Frühjahr 1911 bis 1917 immer wieder in Garmisch-Partenkirchen und in Grünwald bei München auf. Am 19. Juli 1911 freute er sich in einem Brief an Georg Lukács "auf unser gemeinsames München". Am 26. August des gleichen Jahres berichtete er ihm von einem außergewöhnlichen Ausflug in die Berge: "Gestern kam ich von einer dreitägigen Kletterpartie zurück, die ich in den Bergen von Mittenwald unternommen habe - ein körperlicher Auftrieb zum Licht und zu einer ringsum seltsam vibrierenden und zerklüfteten Ewigkeit..." Im August 1912 war Bloch in der Garmischer Pension "Haus Erdmann", (damals Haus Nr. 64 1/3, heute vermutlich Höllentalstr. 36), offiziell gemeldet. Garmisch muss ihm gut gefallen haben. Georg Lukács suchte er mit der Frage "Könntest Du nicht auch in einer kleinen bayerischen Stadt mit jener Kultur leben?" für einen längeren Aufenthalt im Gebirge zu gewinnen. Diese "kleine bayerische Stadt" hieß Garmisch und war ihm ein Ort, der "sehr still und schön zum Philosophieren" sei. Mit Pauline Strauss, der Frau des schon recht berühmten Garmischer Komponisten Richard Strauss, flanierte er hier durch die Gassen. Und äußerte dann in einem Brief: "Eine halbe Stunde spazieren gegangen und über den Dreck auf den Garmischer Straßen geredet." Man musste ja nicht immer Philosophieren. Auch die Garmischer Küche hat ihm Freude gemacht. In einem seiner Briefe aus der Zeit erzählte er davon, dass er gerne an einem "alten Mittagstisch in der so vertrauten niedrigen bäurischen Wirtsstube" saß und "mit Patriotismus das deutsche Essen" gegessen und "dazu den 'Loisach-Boten' gelesen" habe. Im Mai 1913, kurz vor der Eheschließung mit der Bildhauerin Elsa von Stritzky, logierte Ernst Bloch vorübergehend in einem der nobelsten Häuser am Platz - im Hotel Neuwerdenfels.
Die Anfänge meiner Philosophie „Ich war immer wieder von Heidelberg weg, habe eigentlich meinen Schreibtisch in Garmisch stehen gehabt, Garmisch und Heidelberg haben alterniert; in Garmisch sind auch die Anfänge meiner Philosophie schriftlich entstanden - also eine bayerische Geburt, mit dem Willen, der Alpen würdig zu sein, die ich vor meinem Fenster hatte. Wenn wir getrennt waren, ich in Garmisch und Lukács in Heidelberg oder sonstwo, und wir uns dann wiedersahen nach ein oder zwei Monaten - da konnte es vorkommen, dass ich oder er dort anfingen zu sprechen oder zu denken, wo der andere gerade aufgehört hatte.“
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Quellen: - Schreiben des Marktes Garmisch-Partenkirchen vom 04.09.1985 an Albrecht Linke - Münchner Merkur 31.08.1985 - "Suhrkamp präsentiert die Briefe Ernst Blochs" - Elisabeth Tworek, Spaziergänge durch das Alpenvorland der Literaten und Künstler (Zürich-Hamburg 2004), S.. 107 - Ernst Bloch, Über eigenes selber. In: „Morgenblatt des Suhrkampverlags“ Nr. 14, 2., November 1959, S. 1f - http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BlochErnst/index.html
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