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Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1950-2003 - Entwicklung und Bewährung |
1996/97 - 660 Schüler Die feuerpolizeilich gesperrte Aula fehlte jetzt bei vielen Anlässen. Beim Weihnachtskonzert war man zu Gast im Richard-Strauss-Saal des Kongresszentrums, ebenso beim gemeinsamen Konzert der drei Jazz-Big-Bands aus Murnau, Ettal und Garmisch-Partenkirchen. Das Frühjahrskonzert fand in der Dreifachturnhalle statt. Das traditionsreiche Kammerkonzert des Gymnasiums erklang in den räumlich recht beengten Verhältnissen des neuen Musiksaals im Verbindungstrakt von Turnhalle und Hauptgebäude. Und die Abiturzeugnisse wurden wieder im Richard-Strauss-Saal überreicht. Theater gespielt wurde in den St. Irmengard-Turnhallen, in der US-Turnhalle in der Breitenau und in der Bayernhalle. Vielleicht waren ja auch deshalb bei allen Veranstaltungen so überaus viele Zuhörer und Gäste gekommen um zu demonstrieren, wie wichtig eine Wiederherstellung der Aula als Konzert- und Festsaal wäre. Und das war heftig umstritten. Von „Größenwahn“ war die Rede und von „Baumaximierung“. Leserbriefe füllten die Spalten des Garmisch-Partenkirchner Tagblatts. Bei Lichte betrachtet, waren die Gegensätze aber gar nicht so unüberbrückbar: Völlig unstrittig war die Behebung der Brandschutzmängel, die Sanierung der desolaten Bausubstanz samt Heizung und Lüftung und die Neubestuhlung des Zuschauerraums. Umstritten war allein die Bühnenausstattung. Die Gegner der geplanten Bühneneinrichtung argumentierten, dass hier „eine Profi-Bühne eingerichtet wird, die in erster Linie der Marktgemeinde zugute komme.“ Die Befürworter wiesen darauf hin, dass eine moderne Schulbühne für Theater, Chor und Orchester ohne die vorgesehene technische Ausstattung eine Halblösung sei, bei der die Brandschutzauflagen keine Mark geringer ausfielen, die Verwendbarkeit aber wesentlich eingeschränkt würde. [21] Der Kreistag genehmigte schließlich 3,6 Millionen DM zur Wiederherstellung eines der „klangvollsten“ Säle im ganzen Landkreis.Ideelle Unterstützung fand die Schulleitung in diesen Auseinandersetzungen auch beim „Verein der Freunde des Werdenfels-Gymnasiums“, dessen Vorstandschaft in diesem Jahr neu gewählt wurde: Vorsitzender wurde Rechtsanwalt Peter Rademacher, sein Stellvertreter Christian Scheffler, Schatzmeister Georg Engel, Schriftführer Gerd Rößler. Zu Beisitzern wurden Bürgermeister Toni Neidlinger, Studiendirektor i. R. Manfred Müller und Studiendirektorin i. R. Hedwig Strobel gewählt. Dr. Peter Wabra, der Schulleiter, war von Amts wegen Mitglied des Vorstandes. Finanzielle Hilfe gewährte der Verein für die Kosten des Tele-Bankings im Wirtschaftskundeunterricht für die von der Schule mit Hilfe der Kreissparkasse eingerichteten Übungskonten. Erste Kontakte zwischen dem George C. Marshall-Center, das seit 1993 in der ehemaligen Jägerkaserne in Garmisch-Partenkirchen ein „Netzwerk für den Frieden“ knüpfte, und dem Werdenfels-Gymnasium stellte Oberstudienrat Bertold Christ mit seinem Leistungskurs Englisch her. Der Stellvertretende Direktor des Marshall-Centers, John Otjen, und die Dozenten Richard Williams und Todd Arnold beantworteten die Fragen der 15 Schülerinnen und Schüler und gaben Auskunft über Arbeitsweise und Ziele dieser bedeutendsten deutsch-amerikanischen Einrichtung in Garmisch-Partenkirchen. Der Austausch mit dem Gymnasiums der slowakischen Stadt Nitra wurde wie gewohnt durchgeführt. Sozusagen zur Vertiefung der Beziehungen erhielt die Germanistikstudentin Eva Cambalova aus Nitra die Gelegenheit, zwei Wochen lang im Deutschunterricht am Werdenfels-Gymnasium zu hospitieren. Florenz, Paris, Prag und London waren die Ziele der Studienfahrten für die Schülerinnen und Schüler der Kollegstufe, die von Oberstudienrat Günther Berger geplant und koordiniert wurden. Für die Big-Band hatte Studienrat Christian Wolf zusammen mit Studiendirektor Reiner Schmid-Egger eine Konzertreise nach Chamonix, die französische Partnerstadt von Garmisch-Partenkirchen, organisiert. Die Fachschaft Deutsch hieß den brasilianischen Schriftsteller Zè de Rock zu einer Leseshow willkommen. Der kritische Blick des Südamerikaners auf deutsche Spracheigenschaften – „Was ist das für eine Sprache? ‚Die Sache’ ist weiblich, ’das Weib’ ist sächlich – war für seine deutschsprachigen Zuhörer recht amüsant. In der Fachsitzung der Historiker berichtete Dr. Amei Lang vom Institut für Vor- und Frühgeschichte und provinzialrömische Archäologie der LMU München von den erst kürzlich abgeschlossenen Ausgrabungen einer keltischen Gräber- und Kultstätte auf dem Farchanter Spielleitenköpfl. Ausgegraben wurde nicht, umgegraben dagegen schon – seit mehreren Jahren betreuten Schülerinnen und Schüler des Werdenfels-Gymnasiums unter der Leitung von Studiendirektor Andreas Pecoroni ein Biotop mit ehemaligem Fischweiher am Sonnenbichl, unterhalb des Kramers. Und an der Westseite des Schulgeländes wurde ein Schulgarten mit Obstbäumen und Gemüseanbau gepflegt und experimentell betreut. Erstmals wurde der Arnika-Cup, eine Waldlaufmeisterschaft für alle Schulen in Garmisch-Partenkirchen, auch mit Teilnehmern aus dem Werdenfels-Gymnasium ausgetragen. 220 Mädchen und Buben nahmen auf der 3 Kilometer langen Strecke am Fuß des Kreuzecks teil. In die Arbeitsgruppe „Gute Einfälle machen Schule“, die das Kultusministerium zusammen mit dem Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft eingerichtet hatte, wurde Studienrat Christian Wolf berufen. Diese Arbeitsgemeinschaft aus Schulpädagogen und Bildungsforschern sollte – wieder einmal - untersuchen, welchen Veränderungen die Schule unterzogen werden muss, um günstige Bedingungen für kreatives Denken zu schaffen. Dass das Werdenfels-Gymnasium bereits jetzt schon sehr kreativ sein konnte, das bewies es beim sportlichen Höhepunkt dieses Schuljahres, der zugleich Herausforderung und Bewährungsprobe für viele Schüler und Lehrer des „Werdenfels“ wurde: Vorbereitung und Durchführung der Internationalen Skiweltspiele der Schulen in Garmisch-Partenkirchen vom 2. bis zum 7. März 1997. Schulmannschaften aus 20 Ländern kamen nach Garmisch-Partenkirchen, darunter aus Skinationen wie Österreich, Frankreich, Italien und die Schweiz. Ins Organisationskomitee wurden mit Gaby Maus, Dr. Michael Pach und Michael Osterhammer drei erfahrene Lehrer des WG berufen. Holger Jung, WG-Abiturient und jetzt Musikstudent, komponierte die Hymne für die Ski-WM der Schulen, Andreas Stadler, auch er ein „Ehemaliger“, organisierte die Eröffnungsdisko im Olympiasaal, das Computerteam um Oberstudienrat Andreas Hutter und Studienrat Andreas Hirsch und die Schüler Ulrike Gamnitzer und Volker Eiseler war für die Zeitmessung und für die Auswertung der Ergebnisse verantwortlich und Oberstudienrat Gerd Rößler war unermüdlich als WM-Photograph unterwegs. 60 Schülerinnen und Schüler des Werdenfels-Gymnasiums hatten die Aufgabe, die Mannschaften aus aller Herren Länder vom ersten bis zum letzten Tag zu betreuen. Der riesige Einsatz aller Beteiligen wurde großartig belohnt, und zwar auf der Piste: „Die Mädchenmannschaft des Werdenfels-Gymnasiums, gecoacht von Dr. Michael Pach, und die Bubenmannschaft, betreut von Studiendirektor Michael Osterhammer, sind mit überzeugenden Leistungen in Riesenslalom und Slalom ‚Weltmeister der Schulen’ geworden.“[22] Nach fünf Jahren zeigten die Schauspieler von UMWEG und MOTIV ihr Können zum letzten Mal unter der Regie von Studiendirektor Gerhard Bruner. Das „Gaukler-Märchen“ von Michael Ende und der selbst produzierte Text „Lemminge – die Wahrheit hinter dem Bildschirm“ wurden als „Gastspiele“ in der St. Irmengard-Schule bzw. in der vom Volkstrachtenverein Garmisch zur Verfügung gestellten Bayernhalle mit großem Erfolg aufgeführt. Zur Weihnachtszeit führte die Gruppe UMWEG, betreut von Studienrätin Lisa Frankenberger, das Spiel vom „Loch im Glück“ auf und unterhielt damit wieder einmal die Bewohnerinnen und Bewohner verschiedener Altenheime, der Kinderklinik und der Werdenfelser Werkstätten. Und dann nahm er Abschied, der Studiendirektor und Regisseur Gerhard Bruner, für den das WG „fast sein ganzes Leben passiv und aktiv Ausbildungs- und Wirkungsstätte“ war. „Er ist also“, so schrieb sein Laudator Rainer Brand und traf damit den Nagel auf den Kopf, „ein Stück Schulgeschichte und erlebte die Höhen und Tiefen unserer Fächer, als es noch Griechisch gab und Lateinlehrer nicht vorwiegend in Deutsch oder Ethik eingesetzt wurden.“[23] Gleiches galt auch für die „Philhellenin“ Helmi Socher, die seit 1971 am Werdenfels-Gymnasium unterrichtete und sich nun in den Ruhestand begab. Der lateinischen und der griechischem Sprache und der Vermittlung der Geschichte als Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart galt ihre ganze Aufmerksamkeit, die sie mit nie nachlassender Fürsorge für ihre Schülerinnen und Schüler ein ganzes Lehrerleben lang bereit hielt. An dieser Stelle soll auch an das großzügige Mäzenatentum des Garmisch-Partenkirchner Diplomphysikers Walter Stanner erinnert werden – erstmals mit dem Abitur 1997 wurden erfreuliche Leistungsprämien für besonders herausragende Leistungen von Abiturientinnen und Abiturienten ausgelobt.
[21] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.05.1997, 17.05.1997, Kreisbote 18.06.1997 [22] Jahresbericht 1996/97 S. 98 [23] Jahresbericht 1996/97 S. 136
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