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Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen - 1909-1918 - Gründungsgeschichte und erste Jahre |
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1913/14 - 25 Schüler - Hans Reitmaier, Georg Biedermann Neben Ebner-Eschenbach und dem Partenkirchner Bürgermeister Hellweger bemühte sich auch Wilhelm Kagel, Malermeister und Besitzer einer Fabrik für Töpfereiwaren in Partenkirchen, um die Errichtung einer Realschule. Wilhelm Kagel war es, der in der Gründungsversammlung des „Realschulvereins Garmisch-Partenkirchen“ am 8. Oktober 1913 auf die Bedeutung einer „Realschule mit Latein“ hinwies. Große wirtschaftliche Vorteile versprach er sich für die Orte im Loisachtal „in Bezug auf Niederlassung von fremden Familien“. Der „männliche Nachwuchs“ sollte auf „verhältnismäßig billige Weise eine gediegene, den Anforderungen mehr entsprechende Bildung“ erwerben können. Die Werdenfelser Kinder sollten auf „den von Jahr zu Jahr in bedrohlicherer Form auftretenden Konkurrenzkampf“ besser vorbereitet werden.[1] Gleichzeitig machte er den 60 Zuhörern klar, dass weder von staatlicher noch von kommunaler Seite an die Errichtung einer höheren Schule im Bezirksamt Garmisch gedacht wurde. Deshalb hielt er es für zwecklos, „bei diesen Instanzen zu petitionieren.“ Der einzige Ausweg, der den Bürgern also blieb, war „opferfreudige Selbsthilfe“.[2] Der kgl. Bezirksamtmann Freiherr von Ebner-Eschenbach hatte das Projekt, das er in der Versammlung sogar als „sein Kind“ bezeichnete, bisher unterstützt. Im selben Atemzug freilich erklärte er, dass er „auf Grund seiner amtlichen Stellung“ und der „obwaltenden Umstände“ dieses „Kind“ nicht mehr „mit der nötigen Nährmilch versehen könne.“[3] Aus welchen Gründen auch immer – seine vorgesetzte Münchner Behörde hatte ihm wohl einen Maulkorb umgehängt und ihn zum Stiefvater gemacht. Trotz dieser eigenartigen, halb offiziellen, halb privaten Stellungnahme des höchsten staatlichen Würdenträgers im Bezirk schreckten die versammelten Kaufleute, Handwerker und Fabrikanten aber nicht davor zurück, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Das Kultusministerium hatte immerhin signalisiert, dass es einer vierklassigen Privatrealschule keine Steine in den Weg legen würde. Die ministerielle Begründung für diesen Schritt liest sich freilich heute noch so, als habe man den Werdenfelser Kindern nicht allzu viel zugetraut: „Einen vierzehnjährigen Knaben, der eine solche Schule verlässt,“ so wurde das Ministerium in der Versammlung zitiert, könne man „eher wieder einem bürgerlichen Berufe, insbesondere auch dem Gewerbe zuführen.“[4] Sollte wohl heißen, nicht zu viel höhere Bildung für die Kinder aus Garmisch, Partenkirchen und Umgebung.
Nichts desto trotz – der Realschulverein wurde noch am
selben Abend gegründet, 54 Anwesende trugen sich in die Mitgliederliste ein
und ein Vorstand wurde gewählt. Ihm gehörten folgende Mitglieder an –
schon damals sorgfältig ausgewogen nach der Ortsteilarithmetik von
Garmisch-Partenkirchen:[5]
Der Bezirk war immerhin bereit, zur Errichtung einer neuen Schule ein Grundstück zur Verfügung zu stellen. Nur das Staatsministerium des Innern in München spielte noch nicht mit: Seine Abteilung für Kirchen- und Schulangelegenheiten lehnte die Errichtung einer Realschule im Bezirk Garmisch zunächst ab. Der Verein ließ sich aber nicht entmutigen. Für das erste Schuljahr 1913/14 wurde m it Hans Reitmaier ein junger Privatlehrer und Lehramtsassessor mit den Fächern der klassischen Philologie gefunden. Er hatte bisher die Kinder von Kurgästen mit Latein und Griechisch traktiert und war bereit, auch einheimische Buben in der Realschule zu unterrichten. Deutsch, Französisch und Mathematik waren so für manchen Sohn aus bürgerlichem Haus schon bald kein Hindernis mehr auf dem Weg zur „höheren“ Bildung.Trotz dieser erfolgreichen Vorarbeiten lehnte das Innenministerium zu München am 14. Juli 1914 auch das zweite Gesuch des Realschulvereins zur Errichtung einer öffentlichen Realschule in Partenkirchen ab. Selbst der Hinweis auf das gut funktionierende „Lichtenfelser Modell“ konnte das Ministerium nicht überzeugen. Doch den Anstrengungen des Realschulvereins Garmisch-Partenkirchen blieb der Erfolg nicht versagt. Das zeigte sich schon gleich am Ende des ersten Schuljahres – im Frühjahr 1914 besuchten bereits 25 Knaben den Unterricht von Hans Reitmaier.
[1] Protokoll der Gründungsversammlung des Realschulvereins 08.10.1913 S. 1 [2] Protokoll der Gründungsversammlung des Realschulvereins 08.10.1913 S. 2 [3] Protokoll der Gründungsversammlung des Realschulvereins 08.10.1913 S. 3 [4] Protokoll der Gründungsversammlung des Realschulvereins 08.10.1913 S. 3 [5] Weitere Vereinsmitglieder: Otto Hittenkofer, Thomas Klarwein, Adolf Zoeppritz, Max Lievert, Josef Grasegger, Rudolf Rudolphi, Karl Dersch, Karl Hartenstein u.a.
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