|
Die Kreisleiter der NSDAP in
Garmisch-Partenkirchen |
|
Jakob Scheck: „Lassen wir das, was zurückliegt“!
Das „Bürgermeisterauto“ Jakob Scheck konnte nach dem für ihn sehr günstigen Ende des Spruchkammerverfahrens wieder in sein 1937 errichtetes Haus am Hubertusweg 9 einziehen. Im Jahr darauf nahm er den Kampf auf´s Neue auf – diesmal ging es um ein Auto, von dem er behauptete, es sei ihm seinerzeit vom Olympischen Komitee zum Geschenk gemacht worden. Es handelte sich um einen Opel, der am 24. Juli 1939 mit dem Kennzeichen II/B-256985 auf den „Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen“ zugelassen worden war. Im Herbst 1950 machte Scheck seinen Anspruch mit der Begründung geltend, das Olympische Organisationskomitee habe ihm den Wagen für seine Verdienste um die Winterspiele überlassen. Der Gemeinderat lehnte den Antrag einstimmig ab, „unter dem Beifall seiner Galeriebesucher“ wiesen die Vertreter von CSU, BP, SPD und Wirtschaftsbund Schecks Forderungen zurück.[1] Im Mittelpunkt stand dabei kaum noch die Frage, wem der Opel tatsächlich gehörte, sondern wie Schecks Verdienste um die Olympischen Spiele zu sehen waren. Bürgermeister Schütte (SPD) erklärte dazu, „jedem seine Ehre“, eine Reihe von Maßnahmen der Amtszeit Schecks seien der Gemeinde zu Gute gekommen.[2] Insgesamt aber sei das olympische Erbe des Dritten Reiches „in vieler Hinsicht ein Danaergeschenk“[3] gewesen. Die Winterspiele von 1936 seien „ein Verdienst der Männer vor 1933.“[4] Auch der Durchbruch des Ortes zum internationalen Wintersportzentrum sei schon vorher erfolgt. Gemeinderat Höllerer gab zu bedenken, dass in der breiten Öffentlichkeit noch nicht vergessen sei, „dass der Antragsteller immerhin jahrelang in einer Partei an leitender Stelle stand, von der man - ohne gehässig zu sein - feststellen muss, dass sie über das deutsche Volk, ja die ganze Menschheit namenloses Unglück gebracht hat.“[5] Auch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) rechnete mit Scheck ab: Er gehöre zu den „an unserem Unglück mitschuldigen Parteigewaltigen“, die jetzt so tun, als gehe sie „das Hitler-Verbrechen und dessen traurige Folgen“ nichts mehr an.[6] Die Rechtsabteilung der Gemeinde bekräftige Schecks Ansprüche an das Automobil aus Olympiazeiten. Es handelte sich um einen Opel, der seit 1945 dem Wohnungsamt der Gemeinde zugeordnet war. Die öffentliche Debatte um Schecks Rolle im Dritten Reich war angestoßen.
[1] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 18.09.1950 [2] ebd. [3] ebd. [4] ebd. - Schütte verwies im Interview mit dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt vom 27.09.1950 auf die damaligen Bürgermeister Ostler (Garmisch) und Döllgast (Partenkirchen) und auf Kurdirektor Werneck. [5] ebd. [6] Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 12.09.1950
|
|