Die Kreisleiter der NSDAP in Garmisch-Partenkirchen
 – „Politische Frontoffiziere der Bewegung“

 

 

 

 

 

Johann Hausböck - „Wir siegen, weil Gott es will!“

 

Entlassung des Kreisleiters – „Ein unrühmliches Ende“

Trotz antijüdischer Unerbittlichkeit, ideologischer Zuverlässigkeit und Härte im Umgang mit Widersa­chern ging Hausböcks Zeit als Kreisleiter im Kreis Garmisch-Partenkirchen in diesen Tagen zu Ende. Am 8. Dezember 1939 wurde er aus dem Amt entfernt – ein äußerer Anlass für diese gravierende Personalentscheidung der Gauleitung ist, wie schon bei seinem Vorgänger Hans Hartmann, nicht zu erkennen.

Vier Tage vor Hausböcks Rückzug erstattete die Gendarmeriestation Eschenlohe gegen Anna Höck Anzeige, weil sie über den „früheren Kreisleiter Hausböck in Garmisch-Partenkirchen böswillige und gehässige Äußerungen gemacht“ haben soll. Es ging dabei um das Gerücht, Hausböck „wohne in einem Judenhaus und habe sich mit Judenmöbeln eingerichtet.“[1] Der Gendarmeriekreisführer rea­gierte auf die Anzeige merkwürdig mild – vielleicht weil Hausböck schon seit längerer Zeit nicht mehr in Garmisch-Partenkirchen amtierte, vielleicht weil das Gerücht der Wahrheit sehr nahe kam. Anna Höck, die den führenden „politischen Leiter“ der NSDAP im Kreis Garmisch-Partenkirchen schwer beschuldigt hatte, wurde nur „ernstlich verwarnt“, Strafanzeige erfolgte nicht. Vielleicht scheute die Polizei eine genauere Überprüfung der Vorwürfe, um „der Partei“ einen Gesichtsverlust in der Öffent­lichkeit zu ersparen.

Der geheimnisumwitterte Abgang von Hausböck hatte aber genau das zur Folge. Die Gendarmerie des Kreises notierte am 26. Januar 1940, „die Bevölkerung glaubt eine Anrecht darauf zu haben, die Gründe, die zu seiner Abbe­rufung führten, zu erfahren.“[2] Zuerst habe es geheißen, Hausböck sei als Landrat und Kreisleiter nach Polen versetzt worden, nun „wird die Vermutung ausgesprochen, seine Abberufung stehe im Zusammen­hang mit dem Selbstmord des Kreissparkassenverwalters Weichsel­felder von Garmisch-Partenkir­chen.“[3]

Auch Landrat Dr. Wiesend vermisste in seinem Monatsbericht „eine öffentliche Mitteilung über den sang- und klanglosen Abgang des Kreisleiters Hausböck.“ In der Bevölkerung des Kreises gingen die unwahrscheinlichsten Gerüchte von Mund zu Mund. Das Prestige der NSDAP habe jedenfalls „einen argen Rückschlag erlitten“, zumal es der zweite Fall sei, dass der Kreisleiter des Kreises Garmisch-Partenkirchen „ein unrühmliches Ende gefunden“ hat.[4]

Was immer Hausböcks Karriere als Kreisleiter beendet hatte – die Wehrmacht konnte ihn schon recht bald brauchen. Am 8. Januar, vier Wochen nach dem Abschied von Garmisch-Partenkirchen, begann er seine militärische Laufbahn in verschiedenen Einheiten auf den Kriegsschauplätzen in Frankreich und in Russland. 1942 wurde er Leutnant, 1943 Oberleutnant bei der 110. Infanterie-Divi­sion und seit November 1944 tat er Dienst als Hauptmann im Stab der Heeresgruppe Mitte. Reden konnte er immer noch, linientreu war er geblieben, so wurde Hausböck zuletzt NS-Führungsoffizier bei der 110. Infanterie-Division.[5] Er galt in der Division „als überzeugter, ja gefährlicher Nationalsozia­list.“[6]

 

Elektromonteur beim US-Soldatensender „American Forces Network Munich“

Am 7. Mai 1945 wurde er von einem Wehrmeldeamt aus der Wehrmacht entlassen und machte sich auf den Weg nach München. Am 16. Mai bestätigte ihm der Bürgermeister der Gemeinde Tröstau im Fichtelgebirge, dass er sich bei ihm gemeldet habe und „dass er von der amerikanischen Militärregie­rung kontrolliert“ worden sei. Am 11. Juni stellte ihm 1st Lt Ben Hoberman vom CIC ein Empfehlungs­schreiben aus: "The bearer of this letter, Hans Hausböck of Haar, Vockestr. 44, is an electrician em­ployed for the constructions of new studio-fa­cilities for the AFN at 15 Kaulbachstrasse. Any courtesy extended to assist him in completing his works will be greatly appreciated."[7] Elektromonteur war er jetzt wieder – wie vor der Machtergreifung. Elektromonteur im AFN-Studio München. Das schien eine ziemlich gute Tarnung für einen ehemaligen Gauamtsleiter, Kreisleiter und Führungsoffizier der NSDAP zu sein.

 


[1] StA München LRA 61617 – Monatsberichte 1940 / Gendarmeriestation Eschenlohe 04.12.1939

[2] ebd. - 26.01.1940 Gend. Kreis Garmisch-Partenkirchen an Landrat Garmisch-Partenkirchen

[3] ebd.

[4] alle StA München LRA 61617 – Monatsberichte 1940 / 29.01.1940

[5] StA München Spruchkammern - Karton 642 Johann Hausböck / Militärische Laufbahn

[6] StA München Spruchkammern - Karton 642 Johann Hausböck / Hans Küffner 24.09.1948, Redakteur beim "Allgäuer", Kempten

[7] StA München Spruchkammern - Karton 642 Johann Hausböck

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2012