Der Wehrmachtsstandort Garmisch-Partenkirchen

 

 

 

Stabsgebäude der 1. Gebirgsdivision - Partenkirchen, Bahnhofstraße 9-11

Nach der Fertigstellung der großen Kasernenkomplexe für die Gebirgsjäger und für die Gebirgsartillerie entstand zwischen 1937 und Herbst 1939 nach Entwürfen der Heeresbauverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Münchner Architekten Oswald Eduard Bieber (1876-1955) das Stabsgebäude für die 1. Gebirgsdivision. Städtebaulich verlängerte das markante Gebäude die neugestaltete Bahnhofstraße mit ihren hoch aufragenden Wohn- und Geschäftshäusern gegenüber dem neuen Rathaus. Auf der anderen Straßenseite begann der Bezirk Garmisch 1939 mit der Errichtung einer neuen Oberschule für Jungen. Auch hier hieß der Architekt Oswald E. Bieber.

Die Gliederung des Stabsgebäudes entsprach den militärischen Bedürfnissen: Im parallel zur Bahnhofstraße liegenden Nordflügel sollte der Divisionsstab untergebracht werden, im Ostflügel entlang der Saarlandstraße (heute Wettersteinstraße) die Stabskompanie. Im Süden entstand das Wohnhaus für den Divisionskommandeur General Ludwig Kübler. Für die Kraftfahrzeuge des Divisionsstabes waren zahlreiche Garagen und geräumige Stellplatzflächen vorgesehen.

 

Katasterplan Bahnhofstraße 11 (1937)

Katasterplan Bahnhofstraße 11 (nach 1945)

 

Eingang (2008)

Wandgemälde von Karl Gries

Südseite (2008)

Ehemaliges Wohnhaus für Offiziere (2009)

Tatsächlich hat aber der Stab der 1. Gebirgsdivision, der bis 1939 in München stationiert war, sein neues Quartier nie bezogen, weil der Beginn des Zweiten Weltkrieges diese Pläne Makulatur werden ließ. Im Ostflügel wurde 1944 ein Teillazarett eingerichtet. In den letzten Tages des Zweiten Weltkrieges - von Anfang April bis Monatsende - agierte hier, mit Oberst Ludwig Hörl und Major Michael Pössinger an der Spitze, ein Stab, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die kampflose Übergabe des Marktes Garmisch-Partenkirchen an die vorrückenden US-Streitkräfte zu ermöglichen.

Während des Krieges waren in dem Gebäude die folgenden Einrichtungen untergebracht:

  • der Stab des Divisionsersatzheeres

  • das Heeresverpflegungsamt Garmisch-Partenkirchen

  • das Wehrmeldeamt Garmisch-Partenkirchen

  • der Standortälteste und der Standortoffizier

  • die Standortzahnstation

  • die Große Standortvermittlung

  • ein Reservelazarett im Ostflügel (seit 1944)

Der Maler und Freskant Karl Gries (1897-1875) bemalte 1940 den Eingangsturm an der Bahnhofstraße mit Landsknechtsfiguren, dem Wappen des Marktes Garmisch-Partenkirchen und einem weiß-blauen Rautenkreis.

 


 

© Alois Schwarzmüller 2009