1933 - Der Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Garmisch-Partenkirchen

 

 

Ausschaltung von Gewerkschaften, Vereinen und Verbänden

 

Die Zerschlagung der Freien Gewerkschaften

Der Ortsausschuss des ADGB-Garmisch-Partenkirchen „an alle Gewerkschaftsmitglieder:

Um allen unwahren Gerüchten entgegenzutreten, dass die Gewerkschaften aufgelöst werden und somit auch keine Tarifverträge bestehen, bringen wir zur Kenntnis, dass nach Rücksprache unseres Kollegen Kupfer, Vorsitzender des ADGB in Bayern, mit dem Herrn Staatskommissar Wagner in München zugesichert wurde, dass die Gewerkschaftsarbeit in keiner Weise gestört werden und darüber hinaus auch die Gewerkschaften staatlichen Schutz genießen. Auf Grund dieser Zusicherung wird festgestellt, dass alle Einrichtungen der Gewerkschaften von der zur Zeit bestehenden politischen Lage vollkommen unberührt und auch bestehen bleiben.

Die Gewerkschaftsbüro in Garmisch-Partenkirchen bleiben weiter geöffnet und es kann nach wie vor kostenlose Auskunft über Sozialrecht, Arbeitsrecht und Tarifrecht eingeholt werden."

09. März 1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt

 

Das Bezirksamt Garmisch an das Staatsministerium des Innern zum „Verbot marxistischer Organisationen – Gewerkschaftsräume: a) Erholungsheim des Einheitsverbandes der Reichseisenbahner in Hammersbach … in den letzten vier Jahren erworben und erheblich ausgebaut … besitzt eine Vollkonzession, so dass es also auch Gäste, die nicht Gewerkschaftsmitglieder sind, dauernd oder vorübergehend aufnehmen und verpflegen darf … Der Betrieb gab an und für sich früher zu keinen Klagen Anlass. Seit 11.3. wurde auf Antrag des Kreisleiters Hartmann das Heim geschlossen.

b) Erholungsheim „Reintalerhof", Gde. Partenkirchen, das dem Metallarbeiterverband gehört… Abgabe von Verpflegung und Unterkunft nur an Mitglieder der Gewerkschaft geduldet… Anfrage, ob diese beiden Heime dauernd vollständig und endgültig polizeilich zu sperren wären."

04.04.1933 – Bezirksamtmann von Merz an das Staatsministerium des Innern, München

 

Enteignung von Vereinen

Vereine können „enteignet werden, wenn ihre bisherige Zweckbestimmung mit den nationalen Aufgaben des Staates grundsätzlich unvereinbar ist oder den nationalen Willensrichtungen des Volkes entgegenstehen.

Der Enteignung unterliegen alle kommunistischen und marxistischen Organisationen. Dazu gehören neben den ausgesprochen politischen Verbänden alle Turn- und Sportvereine, Vereinigungen zur Körperpflege jeder Art, Wirtschafts- und Wohlfahrtsverbände, Sänger- und Musikvereinigungen, Gesellschaften zur Pflege der Geselligkeit."

08.05.1933 – Bezirksamt Garmisch zum Vollzug des Gesetzes über die „Enteignung von zu antinationalem Zweck verwendetem Gut"

 

Vereine in den Orten Garmisch und Partenkirchen:

  • „Die kommunistische Partei hatte weder Vermögen noch Besitz.

  • Sozialdemokratische Partei mit dem Sitz in Partenkirchen – ist hier nicht bekannt, ob Vermögen oder Besitz vorhanden ist.

  • Touristenverein „Die Naturfreunde" ist die Besitzerin der Kramer- oder Naturfreundehütte am Kramer und des Gasthofes Edelweiß in Partenkirchen, Martinswinkelstraße.

  • Arbeiter-, Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität" mit dem Sitze in Partenkirchen befindet sich das Vereinslokal im Gasthof Stadt-Wien. Vorstand des Vereins ist ein gewisser Josef Brandl, Partenkirchen, Wohnung zur Stadt-Wien. Kassier dieses Vereins ist der in Garmisch, Höllentalstraße 7 wohnhafte verheiratete Hilfsarbeiter Martin Lanz. Ob Vermögen oder Besitz vorhanden, ist nicht bekannt."

Ohne Datum – Bezirksamt Garmisch

 

Auflösung der „Bayernwacht"

„Liebe Kameraden! Die zwischen der Bayerischen Staatsregierung und der Landesleitung der Bayernwacht geführten Besprechungen haben zu dem Ergebnis geführt, dass die Auflösung der Bayernwacht nunmehr bis 13.4.33 abends 8 Uhr durchgeführt werden muss.

Schmerzbewegt stehe ich vor der Liquidation einer Bewegung, die nichts anderes wollte, als auf dem Boden der christlichen Weltanschauung Männer heranzuziehen, die in innigster Liebe zu unserem Heimatlande Bayern, aber ebenso treu zu unserem Deutschen Reiche stehen, die wissen, dass ein Volk nur dann auf die Dauer bestehen kann, wenn es gesund und wehrhaft bleibt. Stellt Eure Kraft ungebrochen auch dem neuen Staate opferfreudig zur Verfügung. Aus den bayerischen Bergen. Mit Bayerntreu! Euer ehemaliger Kreisleiter Dr. Kiendl"

15.03.1933 – Garmisch-Partenkirchner Tagblatt

 

Gründung eines Einheitsverbandes für das Gaststättengewerbe

„Auch in Garmisch-Partenkirchen sind die Gaststättenbesitzer und –inhaber überzeugt, dass nur ein Einheitsverband unter Führung des „Kampfbundes für das Gaststättengewerbe" Ordnung und Hebung ihres Gewerbes bringen kann. Eine Vorbesprechung, die am Mittwoch abends im „Garmischer Hof" stattfand, ergab den Beitritt der Anwesenden zum Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes und zur Gründung einer Fachgruppe des Gaststättenbesitzer und -inhaber. Pg und Gasthofbesitzer Anton Sebald, Garmisch, „Alpengruß" wurde als Fachgruppenleiter bestellt."

20.04.1933 – Werdenfelser Anzeiger

 

 

© Alois Schwarzmüller 2006

 

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