Garmisch-Partenkirchen 1945-1949 - Die ersten Jahre nach Diktatur und Krieg

 

 

 

 

Entnazifizierung - Selbstreinigung oder Selbstbetrug?

Rousselle stand als Besitzer des Hartsteinwerks Eschenlohe vor der Spruchkammer. Er galt zunächst als Belasteter - weil er die NSDAP finanziell unterstützt hatte und weil er 1935 beantragt hatte, den Kantinenwirt des Werkes ins KZ-Dachau zu bringen. Das Verfahren endete mit seiner Einstufung als "Minderbelasteter" und einer Sühne von 100.000 - RM. Zusätzlich musste er 300 Tage Sonderarbeit leisten.

 

HB 05.03.1948

Verfahren gegen Dr. Udo Rousselle - Besitzer des Hartsteinwerks Eschenlohe

Ära Rousselle (1934-1947): "Nach Übernahme des Steine- und Erden-Betriebes im Jahre 1934 durch die Süddeutschen Basaltwerke Immendingen gelang es dem neuen Management, den Absatz zu steigern und die Situation zu konsolidieren. Trotz planwirtschaftlicher Beschränkungen, Arbeitskräftemangel und zentralistischer Rohstoffkontingentierung konnte der damalige Geschäftsleiter Udo Rousselle dringend notwendige Rationalisierungen und Modernisierungen durchsetzen: als erstes verbesserte er die Gesteinsgewinnungstechnik: da wegen vorrückender Abbaufront die Felswände immer höher wurden und die Arbeit vor Ort deshalb sehr gefährlich war, veranlasste er, den Berg von oben her abzutragen. Damit war der Übergang in einen geotechnisch sichereren Etagenbau vollzogen. Ab 1939 kamen neben einer Feinsplittanlage und einem weiteren Großbrecher elektrisch betriebene Löffelbagger der Firma Orenstein und Koppel zum Einsatz; diese in Deutschland damals neuesten Bergbaugeräte ersetzten die Steinschläger. Die Funktion der Loren übernahmen Holzgas-Laster. Mit diesen Neuerungen avancierte das Hartsteinwerk Werdenfels zu einem der modernsten Steine- und Erden-Betriebe, in dem leider auch Fremd- und Zwangsarbeiter frönen mussten. Nach Großaufträgen der Deutschen Reichsbahn erreichte der als "heereswichtig" eingestufte Betrieb in den Jahren 1941/42 seine höchste Absatzzahl von circa 750.000 Tonnen. Obwohl dem Hartsteinwerk Werdenfels im Jahre 1945 von einer amerikanischen Spruchkammer "lebenswichtige Bedeutung" zugesichert wurde und der Betrieb deshalb weiter existieren durfte, warfen ihn Auftragsrückgänge sowie fehlende Finanz-, Personal- und Produktionsmittel bei Kriegsende und in den ersten Nachkriegsjahren in eine schwere Existenzkrise."

Aus: Hubert Engelbrecht, Das Hartsteinwerk Werdenfels und der Lange Köchel im Murnau-Eschenloher Moos (Oberbayern): Bergbau und Naturschutz - in: http://www.geoberg.de/text/mining/04091501.php

1954 Ehrensenator Dr.-Ing. E. h. Udo Rousselle Eschenlohe - Bericht über die 29. Hauptversammlung am 25. Juni 1954 der Vereinigung von Freunden der Technischen Hochschule zu Darmstadt e.V. (Ernst-Ludwigs-Hochschulgesellschaft)

 

Hochland-Bote 05.03.1948

 

 

 

© Alois Schwarzmüller 2015