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Alois SchwarzmüllerBeiträge zur Geschichte des Marktes Garmisch-Partenkirchen im 20. Jahrhundert |
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Herbert L.
Snapp (1901-1991)
Snapp ist am 21. Dezember 1901 in dem Städtchen Champaign County in Ohio als Sohn von Leonard und Clara Bella Snapp zur Welt gekommen. Er war Nachfahre von deutschen Einwanderern mit dem Namen Schnepff. Sein Vater arbeitete als Ingenieur bei der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft. Herbert L. wuchs in St. Paris auf, ein kleiner Ort
nahe von Champaign County. Er besuchte die East-High-School in
Columbus, erwarb 1924 den Bachelor of Science für Landwirtschaft an der
Ohio State University und später den Master für Pädagogik. 1929
heiratete er Vergie Hammack aus Virginia, 1931 wurde Tochter Nancy
geboren. Bis 1940 war er Lehrer und Schulrat im Union County/Ohio. In
dieser Zeit diente er in der Nationalgarde von Ohio.
Sein weiterer Werdegang: [2] Von 1940 bis 1944 diente er als Hauptmann in der 166. Infanteriedivision der 37. US-Division in der Armee der Vereinigten Staaten. Mit der Mobilisierung für den Zweiten Weltkrieg wurde Snapp der Fort Benning Infantry School und der Military Government School an der Universität von Virginia zugewiesen. Damit wurde er auf sein Amt als Militärgouverneur in Deutschland vorbereitet.Bei Kriegsende und nach dem deutschen Zusammenbruch
wurde er entsprechend seiner Ausbildung eingesetzt bei der jeweiligen
Militärregierung in den Landkreisen Heppenheim-Munsingen,
Garmisch-Partenkirchen (30. April bis ca. Mitte Juni 1945), Donauwörth,
Deggendorf, Passau und Schongau. 1947 wurde er zum Lt.-Colonel
(Oberstleutnant) befördert.
Trotz Kriegsgräuel und deutlicher Gegnerschaft zum
Nazi-Regime hatte Snapp keine feindselige Einstellung gegenüber den
Menschen, denen er in Garmisch-Partenkirchen begegnete. Sein Enkel
schreibt: „Despite the horrors of
war and an enemy of the Nazi regime, Snapp had a genuine respect and
affection for the German people. As a military governor, his chief
desire was to re-establish order and a general harmony so that the
people could rebuild their great country with their own talents and
labor, and heal from the wounds of years of terrible warfare.“[3] Major Snapp blieb als Militärgouverneur bis Mitte Juni 1945 in Garmisch-Partenkirchen. Er ist in Erinnerung geblieben, weil er sich in der ersten Not der Menschen für vieles eingesetzt hat, was dringend benötigt wurde. Pressefreiheit und die Freiheit der Religionsausübung und die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung waren ihm große Anliegen. Für seinen Landkreis hatte Snapp kurz nach Kriegsende Dr. Franz Fux zum vorläufigen Landrat ernannt: „Er ist verantwortlich für die Handlungen und die Sicherheit. der Einwohner. Er hat gemäß den Befehlen des Offiziers der Militärregierung, Major Snapp zu handeln.“ Am 27. Juni 1945 wurde Snapp abgelöst durch Captain Allen S. Lund. Im selben Jahr folgten noch die Militärgouverneure Major Kenneth A. Mc. Intyre und Major Charles A. Heyl – vier oberste US-Repräsentanten für den kleinen Landkreis Garmisch-Partenkirchen in nur einem Jahr.[4] Die Geschichte dahinter wäre noch zu erforschen – vermutlich hat sie zu tun mit dem Verschwinden des Reichsbankschatzes, der kurz vor Kriegsende noch im Landkreis aufgetaucht war; zuerst lagerte er in einer Mittenwalder Wehrmachtskaserne, ehe er dann vergraben wurde in einem Berg am Walchensee. Immer wieder geisterte dieser „Nazi-Schatz“ durch den Landkreis. Noch 2016 wurde auf einer Mittenwalder Straße von einem niederländischen Spekulierer mit schwerem Gerät danach gegraben. Aber ohne Erfolg.
Snapp konnte seine positive Haltung gegenüber der Presse schon nach wenigen Tagen unter Beweis stellen. Obwohl die Militärregierung der US-Besatzungszone die Einstellung aller Presseorgane in ihrem Verantwortungsbereich angeordnet hatte, konnte das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt mit Snapps Zustimmung noch mehr als zwei Monate lang fast ungehindert gedruckt werden. Unter der Rubrik „Heimatnachrichten“ wurde mitgeteilt: „Unser Blatt erlebte in diesen Tagen Rekordauflagen. Wir haben die letzten Nummern in einer Auflage von 12000 Stück herausgebracht, während die normale Auflage unseres Blattes 8000 Stück betrug.“ Major Snapp erklärte, „the newspaper was good“ und das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt konnte trotz gegensätzlicher Entscheidung der obersten Militärregung weiter bis zum 4. Juni 1945 erscheinen.[5] Ein Glück für die damaligen Leser und für die heutigen Lokalhistoriker. Aus der Sicht von Alois Adam, Schriftleiter bis 1937, haben sich die Ereignisse so abgespielt: Am Sonntag, den 29.April 1945, besetzten die amerikanischen Truppen Garmisch-Partenkirchen. Als Governor wurde eingesetzt Herr Major Snap. Die Geschäfte des Landrates wurden dem Oberregierungsrat Dr. Fux übertragen. Er erwirkte vom amerikanischen Governor die Erlaubnis, dass das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt weiter erscheinen durfte. Am Mittwoch, den 2. Mai 1945 kam die Zeitung schon wieder heraus: „Ich übernahm selbst wieder die Schriftleitung, die ich am 1.Okt.1937 an den mir von der Kreisleitung präsentierten Schriftleiter Brunner abgegeben hatte. Die ersten unter der amerikanischen Besetzung erscheinenden Nummern des Tagblattes wurden zensiert, später fiel die Zensur fast ganz weg. Ich fand viele begeisterte und fähige Mitarbeiter. Der Inhalt der Zeitung wurde auch von Leuten der Militärregierung als gut bezeichnet.“[6] Einen weiteren Lichtblick nach Jahren der Finsternis brachte die Aufhebung der Verdunklung, die während der vergangenen sechs Kriegsjahre zum Schutz vor Fliegerangriffen angeordnet war: „Wir nehmen es als ein gutes Symbol, dass uns die Amerikaner auch dieses Licht wieder gebracht haben und unser Ort und unsere Wohnungen wieder hell erstrahlen dürfen.“[7]
Dabei war die Begegnung zwischen Besetzten und
Besatzern zunächst durchaus problembeladen. In seinem ersten Lagebericht
an die Militärregierung[8]
notierte der Landrat folgendes über die
Ansichten der Deutschen von den
Amerikanern:
„Der
Einmarsch brachte… viele Enttäuschungen. Schuld daran mag sein, dass ein
Großteil des deutschen Volkes davon, was eine Besatzung naturgemäß an
Umstellung und Einschränkungen für die Bevölkerung mit sich bringt, noch
keine Ahnung hatte. So kann (man) sich andererseits aber auch nicht des
Eindruckes erwehren, dass die Amerikaner mit einer sehr vorgefassten
Meinung nach Deutschland gekommen sind. In der Behandlung zwischen Nazi
und Nichtnazi kann man fast keinen Unterschied feststellen.“
Der Garmischer Pfarrer Josef Bittel schrieb in seinem
Kriegs- und Einmarschbericht
über diese Zeit an das Münchner Erzbischöfliche Ordinariat:
„So wurden gleich in der ersten
Nacht sehr viele Häuser von den Truppen belegt. Die Leute mussten
vielfach in kürzester Zeit ihre Wohnungen räumen, manche nur auf einige
Tage. Viele sind heute noch nicht in ihren Häusern, darunter viele gute
Katholiken, die immer Feinde des 3. Reiches waren, während viele
Nationalsozialisten in ihren Wohnungen sein können, was viel Erbitterung
und Unzufriedenheit schafft. Manche Truppen waren in den Häusern
anständig; in vielen Wohnungen wurde arg gehaust, viel gestohlen, viel
demoliert.“ Die Kirchen, das Pfarrhaus und das Benefiziatenhaus
blieben unbehelligt. Major Snapp rief die Geistlichen zu einer Konferenz
zusammen, in der er erklärte: „Kirchliches
Eigentum darf nicht angetastet werden; die kirchliche Lehrverkündigung
ist wieder frei, nur dürften keinerlei nationalsozialistische Lehren
vorgetragen werden; die Jugend soll wieder den Eltern gehören, nicht
mehr dem Staat; Eltern und Kirche sollen die Jugend erziehen; der
Katechismus ist das wichtigste Buch in der Hand der Kinder; die Jugend
soll, wenn es Not tut, mit Strenge angefasst werden, damit sie wieder
Zucht und Ordnung lernt."[10]
[1]
Denise Kay Mahan Moore, They Came Across
the Water: The Ancestors of Vergie Mae
Hammack, Late Wife of Lieutenant Colonel
Herbert L. Snapp, Retired (1987) [2]„26 pages of the official military diary of my grandfather’s time in Garmisch“ – Enkel Jeffrey Yoest 2012 (Marktarchiv Ga.-Pa.)
[3]
This short
biography was submitted by his grandson,
Jeffrey P. Yoest, 2012 [4] Military Government Detachment 236 - Security Office (1945)
[5]
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
05.05.1945
[6]
Aus: Josef Anton Grasegger, Die
amerikanische Besatzungszone unter
besonderer Berücksichtigung der
Situation in Garmisch-Partenkirchen“
(Facharbeit Werdenfels-Gymnasium, 2000)
- Kopie der Erklärung im Anhang der
Facharbeit
[7]
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
12.05.1945
[8]
Marktarchiv Ga.-Pa. Schachtel 38 / Nr. 1
-
ohne Datum und ohne Unterschrift –
vermutlich von Landrat Hans Ritter /
Military Intelligence Detachment 320 /
Team 269 APO 9 / Schongau
[9]
Staatsarchiv München – LRA 199450
Garmisch-Partenkirchen – Monatsberichte
LRA Garmisch 1945 – 19.06.1945
[10]
Pfarrei Garmisch - Berichterstatter:
Pfarrer Josef Bittel Datum: 30. Juli
1945 in: Peter
Pfister (Hrsg.), Das Ende des Zweiten
Weltkriegs im Erzbistum München und
Freising - Die Kriegs- und
Einmarschberichte im Archiv des
Erzbistums München und Freising -
Redaktion: Roland Götz und Guido Treffler - Teil II - Regensburg 2005
[11]
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
12.05.1945
[13]
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt
27.06.1945 [14] s.o. 26 pages of the official military diary of my grandfather’s time in Garmisch - Enkel Jeffrey Yoest 2012 (Marktarchiv Ga.-Pa.)
Fotos: Jeffrey P. Yoest (USA/Ohio) / Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen
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